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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0022
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Berlin. Verein für deutsches Kunstgewerbe. Der Verein
hat soeben zum dritten Mal sein Adressbuch in wesentlich
erneuter Ausstattung erscheinen lassen. Er wendet sich mit
dem Adressbuch an alle, die am Kunstgewerbe Anteil nehmen
und erläutert in einer längeren Vorrede, was dazu zählt
und wem das Buch gelten soll. Der Verein, der seit seiner
1877 erfolgten Gründung stetig gewachsen ist, zählt z. Z.
nahezu 1400 Mitglieder und entwickelt alljährlich eine rege
Thätigkeit durch Ausschreiben von Wettbewerben — bisher
sind im Ganzen etwa 27000 M. als Preise verteilt worden —
durch Abhalten von monatlich zwei Versammlungen, in
denen Vorträge über die Technik und die Formen der ver-
schiedenen kunstgewerblichen Gebiete, unterstützt durch ent-
sprechende Ausstellungen, gehalten werden. Auch die finan-
ziellen Verhältnisse sind z. Z. recht günstige bei einem
Kapitalvermögen von über 37000 M. Das sowohl alphabetisch
wie nach den Berufsarten geordnete Mitgliederverzeichnis
wird durch eine Reihe von Geschäftsanzeigen der Mitglieder
erzeugt. DasAdressbueh ist von der Geschäftsstelle des Vereins,
Berlin W. 8., Wilhelmstraße 44, jederzeit zu beziehen.

München. Bayerischer Kunstgewerbe- Verein. Was
der Verein seit seiner Gründung für die Förderung des
deutschen Kunstgewerbes gethan hat, ist so bekannt, dass
es genügen dürfte, aus der dem neuesten soeben erschienenen
Adressbuche beigegebenen Vereinsgeschichte nur weniges
hervorzuheben. Der Verein zählt z. Z. 1771 Mitglieder,
darunter 150 außerordentliche. Protektor des Vereins ist
Seine Königliche Hoheit, der Prinzregent Luitpold von Bayern,
während die Liste 11 weitere Mitglieder des Königlichen
Hauses und 9 gekrönte Häupter und Mitglieder aus anderen
souveränen fürstlichen Häusern anführt. Auch Se. Majestät,
der deutsche Kaiser gehört dem Verein als Mitglied an.
Nicht weniger als 21 Ehrenmitglieder führt das Mitglieder-
verzeichnis an, das alphabetisch und nach den im Vereine
vertretenen Zweigen für Pflege von Kunst und Kunstgewerbe
geordnet ist. Die Ausstattung des Adressbuches, das nun
zum neunten Male erscheint, ist gleich den früheren eine
vornehme und die Anordnung eine so zweckentsprechende,
dass man der Vereinsleitung nur beipflichten kann, wenn
dieselbe im Vorworte sagt, dass das Adressbuch bisher zur
allgemeinen Zufriedenheit seiner Aufgabe entsprochen hat,
Auskunftsorgan über Zusammensetzung, Wesen und Ziele
des Vereins wie zugleich auch Förderungsmittel für die
Interessen der im Kunstgewerbe thätigen Vereinsmitglieder
zu sein.

MUSEEN.

Ureslmi. Kunstgeicerbe- Museum. Schon seit langer
Zeit haben sich die interessirten Kreise bemüht, für die
Stadt und Provinz ein Kunstgewerbemuseum zu schaden.
Vorhandlungen eingehender Art wurden geführt und alles
versucht, die Idee in Wirklichkeit umzusetzen. Immer und
immer wieder ist seitens des Kunstgewerbevereins auf die
Wichtigkeit und Notwendigkeit einer Muster- und Vorbilder-
sammlung nebst Fachbibliothek hingewiesen worden. Die Be-
mühungen waren alle vergeblich und die Verwirklichung
schien noch recht lange hinausgerückt zu sein. Den ersten
praktischen Schritt that der schlesische Gewerbetag von
1895, indem er das 100 000 M. betragende Vermögen des
CentralgewerbeVereins, welches von Überschüssen einer Ge-
werbeausstellung herrührt, zur Gründung eines Kunst-
gewerbemuseums bereit stellte. Da wird den Gewerbekreisen
eine große Überraschung zu teil. Herr Stadtältester Hein-
rich von Korn, ein Bürger von oft bewiesenem edlen Ge-
meinsinn, ein Förderer und Unterstützer der Kunst und Ge-
werbeinteressen, giobt in einem Schreiben an den Breslauer
Magistrat bekannt, dass er die Summe von 500 000 M. zur
Errichtung eines Kunstgewerbemuseums zur Verfügung stelle.
Diese großartige Zuwendung ist im stände, der Not mit einem
Schlage ein Ende zu bereiten. Es ist dadurch die Möglich-
keit geschaffen, das durch einen Neubau freigewordene, alte
Ständehaus der Provinz Schlesien anzukaufen und dasselbe
als Museum einzurichten. Dieses Haus, in Mitte der Stadt
gelegen und in vorzüglichem äußeren und inneren Zustande,
eignet sich auch in jeder Weise zu bewusstern Zwecke.
Herr von Korn schlägt vor, das Museum schlesischer Alter-
tümer gemeinsam mit dem Gewerbemuseum in diesem Hause
unterzubringen, da doch der künstlerisch wertvolle Teil der
Sammlungen des ersteren einen wichtigen Grundstock für
das letztere Museum abgeben würde. Desgleichen solle die
Stadt die Verwaltung beider Museen übernehmen, indem zu
erhoffen steht, dass Staat und Provinz sich mit angemessenen
Beiträgen beteiligen. An die Stadtverwaltung würde immer-
hin eine beträchtliche Verpflichtung herantreten. Es werden
aber die Stadtverordneten doch wohl der Vorlage des Ma-
gistrats nicht ihre Zustimmung versagen. Der Antrag lautet
dahin, die Stadt möge das alte Ständehaus ankaufen, ein
Kunstgewerbemuseum errichten und die Verwaltungskosten
übernehmen. Über die Art der Verwaltung behält sich der
Magistrat weiteres vor. Von der Einsicht dieser Körper-
schaft steht zu erwarten, dass die Wünsche der Kunst-
gewerbetreibenden genügend gewürdigt und berücksichtigt
werden, denn die nötigen Beamten müssen Fühlung mit
ihnen haben und Verständnis für die Interessen des Kunst-
gewerbes in hohem Grade besitzen. Sie müssen geradezu
mitten im gewerblichen Leben stehen, wenn ihr Wirken
nutzbringend sein soll. Die nun endgültig beseitigt erschei-
 
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