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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0089
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Berlin. In der Dezembersitzung des Vereins für deut-
sches Kunstgewerbe in Berlin sprach der Reichskommissar
Herr Geheimer Regierungsrat Dr. Richter über: „Die Welt-
ausstellung in Paris im Jahre 1900 und ihre Organisation",
indem er einleitend mitteilte, dass die Verhältnisse zum Teil
noch verschwommen seien und sich Vieles noch im Anfangs-
stadium der Entwicklung befinde; so sei z. B. die wichtigste
Präge, die der Raumverteilung noch nicht gelöst. Es sei
ihm deshalb nicht möglich, schon heute eingehende und er-
schöpfende Mitteilungen zu machen. Für die Ausstellung,
deren Dauer vom 15. April bis 15. November 1900 festgesetzt
ist, und die auf demselben nur erweiterten Platze der früheren
Pariser Ausstellung stattfinden soll, stehe im Ganzen kaum
halb soviel Grundfläche zur Verfügung, wie in Chicago 1893.
Von diesem Raum nehme Frankreich rund die Hälfte für
sich in Anspruch. Es erwachse aus dem so beschränkten
Raum bei allen Staaten die Notwendigkeit, den Umfang
ihrer Ausstellung zu beschränken. Durch die vorgesehene
Gruppeneinteilung werden alle Nationen, mit Ausnahme der
ganz kleinen und einiger überseeischer Staaten, die eigene
Pavillons errichten, gezwungen, ihre Erzeugnisse nicht in
sich geschlossen auszustellen, sondern in etwa 20 Gruppen zu
verteilen, wodurch allerdings ein leichteres Vergleichen der
Leistungen ermöglicht ist, aber auch größere Kosten er-
forderlich werden. Bei der wachsenden Eifersucht unserer
Konkurrenten werde Deutschland auf kunstgewerblichem Ge-
biete namentlich Frankreich gegenüber einen sehr schweren
Stand haben. Ein Erfolg werde uns sicherlich sowohl
direkten als auch indirekten Nutzen bringen, während ein
etwaiger Misserfolg für uns die größten Nachteile mit sich
bringen werde. Da sich die Vorwürfe unserer Gegner in der
Hauptsache gegen den Geschmack und die Güte der Waren
richte, so sei es dringend erforderlich, alles Mittelmäßige
oder nur Marktgängige unerbittlich zurückzuweisen und nur
ganz Hervorragendes auszustellen. Die Vorführung der Er-
zeugnisse müsste in sachlich und räumlich geschlossenen
Gruppen in gleichartigen Schränken und einheitlicher An-
ordnung geschehen. Es sei bei dem lebhaften Interesse,
welches sich für diese Ausstellung überall in Deutschland
rege, zu erhoffen, dass nicht nur unsere vorgeschrittenen
technischen Industrieen Erfolge haben werden, sondern dass
auch das Kunstgewerbe sich glänzend behaupten werde, wenn
sich bei allen Arbeiten die großen Techniker nur mit guten
Künstlern vereinigen würden und dadurch dem technischen

Können die künstlerische Vollendung gegeben werde. Die
Absicht des Reichskommissars gehe dahin, aus den ersten
Sachverständigen Komitees zu bilden und diese zu einer
großen Körperschaft zu vereinigen, der die Entscheidung über
alle einschlägigen Fragen obliegen werde, und es stehe zu
erwarten, dass bei derartig gemeinschaftlicher Arbeit der
besten Kräfte diese Ausstellung unserer Industrie zum Nutzen
und dem Vaterlande zum Segen gereichen werde. Die klaren
und entschiedenen Auseinandersetzungen fanden den leb-
haftesten Beifall der zahlreichen Versammlung. Der Vor-
sitzende, Architekt Hoffaeker, dankte der Reichsregierung und
dem Reichskommissar für das energische Eintreten und das
lebhafte Interesse, welches dieser wichtigen Ausstellung ge-
widmet werde, und bemerkte, dass die Arbeiten des Vereins
sich ganz besonders auf die weitere Verbreitung und that-
sächliche Durchführung der besprochenen wichtigen Punkte
richten werden. Ip-

-u- BrautlSChweiff. Dem Jahresbericht des Kunstgewerbe-
Vereins für die Zeit vom 1. Januar 1895 bis 1. Oktober
1896 entnehmen wir folgendes: Am 27. April 1895 fand eine
von Seiten der Innungen veranstaltete Ausstellung von
Lehrlingsarbeiten statt, auf der der Verein zahlreiche Be-
lohnungen, in technischen Handbüchern bestehend, verteilte.
]n Folge eines erlassenen Rundschreibens war im Jahre 1895
die Mitgliederzahl von 323 auf 554 gestiegen. Der Kassen-
bestand betrug am 1. Oktober 1895 8113,68 M. gegen G140,46M.
am 1. Januar. Am 8. und 9. März 189G waren Skizzen und
Aufnahmen aus Italien, Spanien und Frankreich des Herrn
Malers Rettelbusch aus Magdeburg öffentlich ausgestellt.
Der. am 10. Mai 1896 nach Hildesheim unternommene Aus-
flug zur Besichtigung der dortigen Kunst- und kunstgewerb-
lichen Sehenswürdigkeiten fand eine sehr lebhafte Beteiligung.
Behufs Besuches der in Berlin und Nürnberg abgehaltenen
Gewerbeausstellungen wurde eine große Anzahl jüngerer
Gewerbetreibender und Lehrer der städtischen Gewerbeschule
mit Reisezuschuss versehen. Um dieses zu ermöglichen, hatte
das Herzogl. Staatsministerium 1000 M. bewilligt, ein Groß-
industrieller eine Summe zur Verfügung gestellt und ebenso
wurde aus der Vereinskasse ein namhafter Beitrag be-
willigt. Die Mitgliederzahl am 30. September 1896 betrug
516 gegen 554, der Kassenbestand 771S,35 M. gegen 8113,68 M.

Breslau. Kunstgewerbeverein. Der Verein beabsichtigt
die Vermittlung zu übernehmen bezüglich der Beschickung
der Pariser Weltausstellung durch schlesische Kunstindustrielle
und -Handwerker. Aus diesem Anlass hat am 9. Dezember
eine Versammlung öffentlicher Natur stattgefunden, in wel-
cher die Angelegenheit erörtert wurde. Das Referat hatte
Herr M. Kimbel übernommen In der sich anschließenden
Debatte gab Herr Handelskammersyndikus und Landtags-
abgeordneter Bergrat Gothein verschiedene Aufschlüsse über
die deutschen Handelsbeziehungen. Schließlich einigte man

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