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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0180
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Berlin. Ini Verein für deutsches Kunstgewerbe in
Berlin machte am Mittwoch den 12. Mai Herr Prof. Paul
Sehley Mitteilungen über „Eine Studienreise nach Spanien
und Portugal" unter Vorführung zahlreicher Pbotographieen
und Aufnahme von Bauten, Dekorationen, Möbeln, Metall-
arbeiten, Wallen, Fliesen, Stoffen und anderen Arbeiten des
spanischen, portugiesischen und maurischen Kunstgewerbes.
Redner erwähnte zunächst die großen Schwierigkeiten einer
spanischen Reise, die es verhinderten, dass dieses in seinen
Bauten und Kunstwerken so hochinteressante Land im all-
gemeinen mehr bereist werde. Er schilderte hiernach den
im großen Ganzen sehr öden und beinahe trostlosen Charakter
der spanischen Landschaft, die unglaublichen Sandwüsten,
denen die wenigen Anpflanzungen von Ölbäumen und Wein-
reben vergebens eine angenehmere Stimmung zu geben ver-
suchten. Nur die Städte heben sich aus diesen Sandflächen
ab. Aber auch sie sind meist von einem Kranze von Schutt-
haufen umgeben, die aus zusammengestürzten Gebäuden be-
stehen. An diesen Verwüstungen ist der enorme Rückgang
der Einwohnerschaft dieses früher so bevölkerten und reichen
Landes schuld. Ebensogroß aber wie diese Verwüstungen
an Gebäuden ist auch die Armut der Bevölkerung. In keinem
Lande dürften so viele Bettler, Blinde, Krüppel und Kranke
zu finden sein, wie hier, wo sie zugleich in ganzen Scharen
auftreten, dabei aber die Fremden woniger belästigen als in
Italien. Redner wandte sieh hiernach der Betrachtung der
großartigen Bauwerke zu, die aus früheren Jahrhunderten
noch erhalten sind, sich aber meist auch in einem be-
jammernswerten Zustande befinden. Es werde wohl hier
und da etwas reparirt, was größtenteils mit vielem Geschick
und Verständnis geschehe, aber dies sei doch viel zu wenig.
Die Bauten machen fast durchgängig den Eindruck des Ver-
falls. Am meisten gilt dies bei den Palästen, die unbewohnt
dastehen, während die Kirchen noch in Benutzung sind und
deshalb etwas besser erhalten werden. Aber nicht die Zeit
allein habe diese Knnstdenkmäler zerstört, zum großen Teile
seien dieselben auch verunstaltet durch Einbauten späterer
Zeit, z. B. die Alhambra durch Karl V., der einen Palast
hingebaut habe, u. a. Redner besprach weiter die Eigen-
tümlichkeiten der verschiedenen von ihm besuchten Städte
und hob die in diesen befindlichen kunstgewerblichen Ar-
beiten hervor als Schmiedeeisen, keramische Erzeugnisse,
Gewebe u. s. w. Auch die Museen und Galerieen wurden
erwähnt und die fast überall herrschende Unordnung sowie

Unzugänglichkeit derselben gerügt. Außer den schon oben
genannten Gegenständen waren von dem Kgl. Kunstgewerbe-
museum und aus Privatbesitz eine große Anzahl älterer
spanischer und maurischer Originalarbeiten, sowie die Werke
Constantin Uhde, Baudenkmäler in Spanien und Portugal,
und Max Junghändel, Die Baukunst Spaniens in ihren her-
vorragenden Werken, zur Erläuterung des mit vielem Beifall
aufgenommenen Vortrages ausgestellt. Herr Architekt Bruno
Möhring verkündete hierauf das Ergebnis des Wettbewerbes
um einen Meisterbrief für die Berliner Steinmetzinnung.
Eingegangen waren 25 Arbeiten. Das Preisgericht, bestehend
aus den Herren Obermeister Dittmor, Steinmetzmeister
Schilling, Prof. Max Koch, Dir. Dr. Jessen, Architekt Bruno
Möhring, hatte beschlossen, die drei Entwürfe mit den Merk-
worten: 1. Arbeit, 2. Und dazu ward ihm der Verstand,
3. Säule zu prämiiren. Da jedoch die Mängel und Vorzüge
dieser drei Entwürfe sich so sehr die Waage hielten, dass
eine Abstufung unmöglich zu treffen war, so wurden die
drei Preise vereinigt und zu gleichen Teilen von je 300 M.
auf die drei Entwürfe verteilt. Als Verfasser ergaben sich:
Motto: Arbeit, Fritz Becker, Maler und Zeichner, W., Steg-
litzerstr. 52; Motto: Und dazu ward ihm der Verstand, H.
Phieler, Zeichner und Maler, S.W., Teltowerstr. IG; Motto:
Säule, Th. Hänselmann, Friedenau, Rembrandstr. 7 IV. Herr
Möhring widmete nach Verkündigung des Ergebnisses den
einzelnen Arbeiten eine eingehende Besprechung, wobei er
die Vorzüge und Mängel derselben in klarer Weise kenn-
zeichnete. -?'1'-

Berlin. Am Mittwoch den 26. Mai unternahm der
Verein für deutsches Kunstgewerbe eine Besichtigung der
Gnadenkirche, deren Erbauer Herr Geheimer Baurat Spitta
in liebenswürdigster Weise die Führung selbst übernommen
hatte und eingehende Erläuterungen über die Anlage und
Ausführung der dekorativen Arbeiten gab. Besondere Be-
wunderung erregten die Mosaiken des Chores, der Logen
und des Altarbildes, ausgeführt in der Mosaikanstalt von
Puhl & Wagner in Rixdorf zum Teil nach Kartons von
Professor Geselschap, ferner die trefflichen Glasfenster, die
kräftigen Schnitzereien der Bänke und der Stühle der kaiser-
lichen Logen, die Steinarbeiten des Altars und der Kanzel, die
Lichtkronen und Kandelaber, die dekorative Ausmalung und
andere Teile des einheitlich gestalteten Ganzen. Fl.

JHiinchen. Bayerischer Kimstgeicerbeverein. Nach dem
in der Generalversammlung vom 16. März d. J. erstatteten
Bericht belief sich die Mitgliederzahl pro 1896 auf 1713 Mit-
glieder, d. h. 55 Mitglieder weniger als im Vorjahre. Die
Vereinsbibliothek zählt 780 Werke in 1560 Bänden. In der
Vereins - Ausstellungshalle waren 13 977 Gegenstände im
Werte von 351386 Mark gegen 15 036 Gegenstände im
Vorjahre im Werte von 479 180 Mark. Die Ausgaben des
Vereins betrugen 74 303 Mark 48 Pfennig bei 72 505 Mark
 
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