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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

DOI Artikel:
Leisching, Julius: Das Grabmal, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0079
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«rf. eine, Dip10m * die B« Gew—teUung ,3. vo, H. K0™N, Bert».

DAS GRABMAL.

VON

JULIUS LEISCI1TNO.

I. Altertum.
I ANNIGFALTIG wie die Formen des Lebens
sind auch die Gestaltungen, die dem Tode
geweiht und bestimmt sind die Asche des
Abgeschiedenen zu bergen und vor Ent-
weihung zu schützen. Die einfache Erd-
aufschüttung in Hügelform, die unter-
irdischen Kuppelbauten, die ebenfalls vor den Augen
verborgenen Kammern der Felsengräber bis zu den
vielfachen Bildungen des freistehenden sichtbaren Grab-
males sind ebensoviele Verkörperungen kunstverklärter
Pietät wie Denksteine kultureller Entwicklung. ^ Fast
unabhängig, wie es scheint, von Zeit und Örtlichkeit
finden wir dieselben Formen unter den verschiedensten
Himmelsstrichen, dieselben Stoffe, Holz, Thon und Stein
in Verwendung und nur die eine freilich tief einschnei-
dende Unterscheidung zwischen ältester und späterer
Sitte: dass man ursprünglich fast ängstlich bemüht war,
die eigentliche Totenstätte dem fremden Auge zu ent-

KnnstgewerbeMatt. N. F. VIII. II. 5.

ziehen, künstliche oder natürliche Höhlungen dafür zu
wählen, während mit wachsender Kultur und Kunstfreude
erst ein wirkliches „Mal" ersteht.

Zur älteren Sitte mag die Furcht vor Beraubung
der oft wertvollen Grabbeigaben beigetragen haben,
mit denen ein religiöser Sinn den Abgeschiedenen durch
Schmuck, Geräte, Waffen u. dgl. auf seiner Wanderschaft
auszurüsten bemüht war. Hier haben wir es nur mit
dem eigentlichen Grabmal, dem sichtbaren Erinnerungs-
zeichen zu thun. Es entstand eigentlich schon durch
die in Kegelform aufgeschüttete Erde, die sich über die
Beste unserer Vorfahren so gut wie über die Helden
der Ilias wölbte, und welche, um das Abrutschen hintan-
zuhalten, gelegentlich durch einen steinernen Unterbau
am Rande befestigt wurde. Sollte der ganze urtümliche
Hügel mit Steinplatten belegt werden, so näherte man
sich der Kegel- und Pyramidengestalt. Der oben ab-
gestumpfte Kegel, meist als Aufsatz eines die Grab-
 
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