Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

DOI Artikel:
Kleine Mitteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0162
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KLEINE MITTEILUNGEN.

141

aus der Pflanzenwelt schöpfend, die lebenden Blätter und
Blumen darstellend, mit denen man die Becher zu umkränzen
pflegte. Je weniger uns von älteren griechischen Silber-
arbeiten erhalten ist, die schon während der römischen
Kaiserzeit, namentlich wenn sie mit Künstlersignaturen ver-
sehen waren, für wertvolle Sammelobjekte angesehen wurden,
um so glücklicher müssen wir uns schätzen, durch die Funde
aus der besten Römerzeit einen so hohen Begriff der antiken
Silberkunst gewinnen zu können.

Breslau. Kunstgewerbeverein. In der Sitzung vom
12. Mai sprach Herr Dir. Seger, Kustos des Museums schles.
Altertümer, dahier über „Die Entstehung und Entwicklung
kunstgewerblicher Museen". Der Vortragende führte aus, dass,
da durch die großartige Schenkung des Herrn von Korn die
Errichtung eines Kunstgewerbemuseums am hiesigen Watee
gesichert sei, es wohl zeitgemäß erschiene, an der Hand dei
Entstehung und Entwicklung solcher Museon m anderen
Städten die für die hiesigen Verhältnisse m Betracht
kommenden Folgerungen zu ziehen und darzulegen. Der
Redner geht nun des Näheren auf die Geschichte der Ent-
stehung solcher Museen ein, hinweisend auf den Anstoß, den
in neuerer Zeit die Weltausstellungen gegeben haben Wicht
zu vergessen sei der Einfluss Semper's, der in fordernder
Weise für eine Schulung des Handwerks eintrat. Doch sei
es ein Fehler vieler bestehenden Museen, dass sie MiglicU
vom technischen Standpunkt aus Sammlungen angelegt hatten,
und vertritt er eine Ordnung nach kulturhistorischen Ge-
sichtspunkten, indem er sich auf Leasing, Bohde, Brinkmann
beruft.. Nachdem Redner in fesselnder Weise die weitere
Entwicklung der Museen geschildert, ging er auf die hierorts
bestellenden Verhältnisse über. Von selten der Altertums-
freunde sowohl als von den Gewerbetreibenden befürchte
man von dem Aufgehen der Altertumsmuseen in den Kunst-
gewerbemuseen eine Vernachlässigung ihrer betretenden
Interessen. Diese Befürchtungen sucht Redner in eingehende
Weise zu zerstreuen, indem er die Sammlungen des Museums
näher erläutert und daraus den Schluss zieht, dass wohl ehei
eine Förderung beiderseitiger Interessen durch die Vereinigung
eintreten werde. Die Versammlung dankt dem Redner mit
Beifall füe seine sachgemäßen Ausführungen. In der Debatte
sprach zunächst der die Versammlung in Vertretung des
erkranten 1. Vorsitzenden leitende 2. Vorsitzende Bildhauer
R. Wilborn, dass der Verein sich schon seit langem mit dei
Museumsfrage beschäftige, doch könne man jetzt noch keine
bestimmten Forderungen stellen. Jedenfalls müsse das Mu-
seum, wenn es Nutzen bringen solle, in durchaus praktischem
Sinne geführt werden. Der Leiter müsse mit weitaus schauen-
dem, praktisch geschultem Blick das Neue und Schone den
gewerblichen Interessen im modernen Sinne dienstbar machen.
Natürlich müssten die inSchlesien vorherrschenden Industrien
besonders berücksichtigt werden. Herr Dir. Seger entgegnet,
dass er derselben Ansicht sei, jedoch dürfe man auf das
Moderne nicht zu viel Nachdruck legen. Man habe sich
bei Einkäufen moderner Stücke vielfach geirrt, so dass schon
jetzt diese Sachen in die Speicher wanderten. Periodische
Ausstellungen seien viel empfehlenswerter. Herr Oberburger-
meister Bender spricht bezüglich der Vereinigung beider
Museen im Sinne des Vortragenden. Die Gewerbetreibenden
könnten vollauf beruhigt sein, die praktisch gewerblichen
Interessen würden in keiner Weise gefährdet werden. Dafür
bürge doch die Zusammensetzung der Museumsdeputation,
welche doch das Bestreben habe, die richtigen Wege zu
gehen. Bezüglich der Verbindung einer Schule mit dem
Museum sei nicht an einen regulären Klassenuntemcht zu
denken. Es seien Räume zu schaffen, in welchen der Be-
Kunstgewerbeblatt. N. F. VIII. H. 9.

nützer der Sammlungen diese zu Studienzwecken verwenden
könne. Im übrigen bitte er die Gewerbetreibenden, der An-
gelegenheit nicht mit Misstrauen zu begegnen, vielmehr
thatkräftig mitzuarbeiten, dann würde man gewiss in Kürze
stolz auf das Kunstgewerbemuseum sein können.

Der Verein ladet zur Beschickung einer Ausstellung von
Handzeichnungen und Skizzen für kunstgewerbliche Zwecke
alle in Schlesien lebenden Künstler und Gewerbetreibenden
ein. Die Ausstellung findet im Provinzial-Museum für bildende
Kunst im Herbst statt, und soll sie zu gleicher Zeit feststellen,
ob und inwiefern die moderne Bewegung, das erneute Zurück-
greifen auf die Naturformen seinen Einfluss ausübt. Geld-
preise und Diplome sollen als Anregung dienen und soll die
Veranstaltung auch den geistigen Urheber des kunstgewerb-
lichen Produktes bekannt machen und den bildenden Künstlern
Gelegenheit geben, sich am Kunstgewerbe zu beteiligen.

G. Seh.

-u- C'refelcl. Dem 12. Bericht des Crefcldcr Museums-
Vereins über seine Thätigkeit im Jahre 1896 entnehmen wir,
dass die Sammlungen des Vereins mit dem kommenden
Jahre der städtischen Verwaltung des Kaiser Wilhelm-
Museums werden übergeben worden. In dieser Voraussicht
unterbreitete der Vorstand des Museums-Vercins dem Ober-
bürgermeister Küper am 1. Oktober die Bitte auf Berufung
eines Fachmannes als Direktor für das Kaiser Wilhelm-
Museum. Diese Eingabe hat freundliche Aufnahme und
verständnisvolles Entgegenkommen bei den Stadtverordneten
gefunden. (Inzwischen ist Dr. Deneken vom Museum für
Kunst und Gewerbe in Hamburg zum Direktor des Crefelder
Museums ernannt worden. Die Redaktion.) Ferner wurde
in der Stadtverordnetenversammlung vom 14. Januar 1897
von der dazu berufenen Kommission eine Erhöhung des
städtischen Beitrages für das Museum auf jährlich 8000 M.
und die Bewilligung einer außerordentlichen Zuwendung zur
Eröffnung und ersten Einrichtung des Museums in Höhe von
20000 M. beantragt und genehmigt. Sodann beschloss und
genehmigte die Versammlung I. Statut für das städtische
Kaiser Wilhelm-Museum nebst II. Vereinbarung zwischen
der Stadt und dem Museumsverein. Der Vorstand des
Museumsvereins selbst nahm in seiner Sitzung vom 5. Fe-
bruar 1897 die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung
mit großer Befriedigung entgegen, erklärte seine Zustimmung
zu der vorgeschlagenen Vereinbarung und ergänzte sein
Statut in Obereinstimmung mit dem des Kaiser Wilhelm-
Museums. Mit dieser Vereinbarung tritt der Museumsverein,
der Ende 1S9G 1238 Mitglieder zählte, in ein neues Stadium
seiner Wirksamkeit.

Dresden. Kunstgewerbeverein. Statt der sonst rein
fuchwissenschaftlichen Vorlesungen hielt am 4. März der
Schriftsteller und Rhetoriker des kgl. Konservatoriums, Herr
Wilhelm Wolters, eine Vorlesung, in der er selbstverfasste
Episoden „aus dem Alltagsleben des Schriftstellers Franz
Liebetreu und seiner jungen Gattin Martha" gab. Es be-
steht der Plan, in jedem Winter einen Vortrag allgemein
wissenschaftlicher oder unterhaltender Natur halten zu lassen.
Außer dem Vortrage war an jenem Abende von Herrn Hof-
lieferant Hess eine Ausstellung besonders kostbarer und
seltener persischer Teppiche veranstaltet, die großes Interesse
erregte. — Am 9. März veranstaltete der Verein eine Exkursion
der Mitglieder und ihrer Angehörigen zur Besichtigung der
umgebauten Festsäle des Kgl. Schlosses bei elektrischer Be-
leuchtung, wobei hervorgehoben werden mag, dass bei den
Arbeiten des Umbaues namentlich die Vereinsmitglieder Kunst,
tischler Udluft, Kunstschlosser Kühnscherf und Dekorations-

19
 
Annotationen