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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Falke, Otto von: Die Majolikasammlung Zschilles
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0160
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DIE MAJOLIKASAMMLUNG ZSCHILLES.

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mit über die ganze Fläche verteiltem Ornament aus
Masken, Vasen, Fruclitkörben, Füllhörnern und Banken.
Die figürliche Malerei pflegte Giorgio Andreoli besonders in
den Jahren nach 1524; dieser Zeit gehört der Teller
mit Venus und Amor in Landschaft an, der neben dem
Monogramm des Meisters noch dessen Hausmarke und
das Datum 1525 aufweist. Von selbständiger Erfindung
sind die Teller, dessen Bänder mit in blauem Grund aus-
geparten Arabesken verziert sind; die Sammlung hat
davon zwei Exemplare, deren eines vom Jahre 1537 die
Signatur des Monogrammisten N., eines Werkstattge-
nossen des Giorgio, trägt.

treten; Nicola durch einen Teller und eine Schale auf hohem
Fuß, Xanto durch zwei Teller und eine Schüssel aus
den Jahren 1533 und 1535, Orazio Fontana durch eine
Schüssel mit David und Goliath aus derZeit nach 1545. Aus
den übrigen Stücken dieserGruppe lässt sich die Gestaltung
der nrbinatischen Bichtnng in Venedig, Padua, Bimini und
Faenza verfolgen. Besonderes Interesse bietet eine Schale
mit Maria Magdalena, die die Füße Christi mit ihren Haaren
trocknet, eine ganz hervorragende Arbeit des Baldas-
sare Manara, der zuerst in Faenza den Spuren des Nicola
da Urbino folgte. Es verbindet sich hier die neue Malweise
mit der altf'aentinischen Sicherheit der Zeichnung und

Coppa amatoria mit Frauenkopf Elisabetta bella. Castel Durante, um 1525.

Gegen das Jahr 1530 übernimmt Urbino die führende
Stellung in der Majolikaindustrie, und damit gelangt
jene farbenreiche Malerei rein figürlicher Darstellungen
zur allgemeinen Verbreitung, die Nicola da Urbino in
Castel Durante ausgebildet und auch zur höchsten Voll-
endung gebracht hatte. Die Harmonie seiner Farben-
wirkung, die Weiche seiner Modellirung hat keiner
seiner Nachahmer und Nachfolger erreicht, auch nicht
Francesco Xanto Avelli, der ihm am nächsten kommt,
und Orazio Fontana, der späterhin so berühmte Enkel
des Nicola. Alle drei, die einflussreichsten Führer der
ganzen Entwicklung nach 1530 sind in der Sammlung
durch eigenhändige, zum Teil bezeichnete Arbeiten ver-

der außerordentlichen Feinheit der Modellirung zu glück-
lichster Wirkung. Faentinischen Ursprungs ist ferner
die Schüssel mit der Eroberung von Carthago vom Jahre
1546, nach Ausweis der Bücken Verzierung ein Werk
des Monogrammisten V.E.

Die Bereicherung des bisherigen Bestandes an Ge-
fäßformen, welche die Hochrenaissance der Majolika in
Urbino herbeiführte, wird veranschaulicht durch eine
Beihe von Schreibzeugen, Salzfässern, großen dreiteilig
ausgebauchten Kühlbecken, Tischleuchtern und Vasen.

Den Abschluss des Cinquecento bildet die Abteilung
der Majoliken mit Loggiengrotesken auf weißem Grunde,
die teils den Werkstätten der Fontana und Patanazzi,
 
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