DAS REICHSGERICHTSGEBÄUDE IN LEIPZIG.
flächen und in der. Gebrauchsweise. Hier ist zunächst
ein Gegensatz dadurch erreicht, dass die im unteren
Geschoss belegenen drei Strafsenatssäle als schwere,
niedrige Eäume, die oberen drei Civilsenatssäle als hohe
Eäume gestaltet sind. Bei den oberen Räumen ist
wiederum durch Anbringung hochgelegener Wandfenster
eine eigenartige Beleuchtung der Decken und der oberen
Wandteile erreicht worden. Ein Teil der Eäume ist
überdies in dunklen, ein anderer in helleren Tönen ge-
halten. So zeigt der südliche Strafsenatssaal ein ein-
faches, dunkel getöntes Eichenholzpaneel und ebensolche
Decke. Die zwischenliegenden Wandteile sind mit dunkel-
grüner Ledertapete überzogen. Das alles giebt in seiner
Farbenstimmung als Hintergrund einen höchst wirkungs-
vollen Gegensatz zu den purpurroten Gewändern der
Richter, die in dem Saal fungiren.
Den Hauptschmuck dieses und der anderen ent-
sprechenden Räume bilden die Thüren, durch welche der
Gerichtshof eintritt; sie sollen zugleich für den Senats-
präsidenten eine seine Würde hervorhebende, die Thätig-
keit seiner Richter symbolisirende Umrahmung bilden.
Da sie seitlich scharf beleuchtet werden, kommen ihre
Einzelheiten überall vortrefflich zur Wirkung. Bei dem
südlichen Civilsenatssaal ist der reichste Schmuck über
die Thür verlegt, weil hier das obere Seitenlichtfenster
die Höhe besser beleuchtet. Auch in den Beleuchtungs-
körpern ist ein Unterschied insofern durchgeführt, als
sie in den niedrigeren Räumen breiter gestaltet, in den
höheren nach der Höhe entwickelt sind.
Wie vielseitige Hilfe erprobter Mitarbeiter der Er-
bauer des Reichsgerichtsgebäudes bei der Ausführung
aller dieser Aufgaben in Anspruch nehmen musste, ist
schon in dem ersten Aufsatz angedeutet worden. Es
würde lange Listen erfordern, sie auch nur aufzuzählen
und ihren Anteil an dem großen Werke zu verzeichnen.
Das Verdienst, welches ihnen zukommt, hat Hoffmann
jederzeit rückhaltlos anerkannt. Aber auch bei ihren
Arbeiten fällt das größere Verdienst auf ihn selbst
zurück, es spricht von allen Wänden und aus allen
Einzelheiten des gewaltigen Baues laut und vernehmlich
zu allen mit Verständnis sehenden Beschauern.
Es ist die Kraft einer starken, in großen und kleinen
Dingen zielbewussten, seine Mitarbeiter zu Werkzeugen
seines Empfindens machenden Künstlerindividualität, eine
Kraft, die wir in dieser Ausbildung als die dritte große
Eigenschaft Hoffmann's bezeichnen müssen. Was sie
schufen, wurde sein Werk, weil er den leitenden Ge-
danken angegeben, die Grundzüge selbst entworfen,
alle Einzelheiten neu durchdacht und seinem Empfinden
gemäß umgestaltet hatte. Wie sehr sich dadurch das
Maß seiner persönlichen Leistungen vergrößert, erfährt
ja nur derjenige, der in die Werkstätte des Meisters
zu blicken Gelegenheit hatte. Aber in der Einheitlich-
keit der ganzen Schöpfung äußert sich auch dem Laien-
1
f
-
._______1
1
*AÜ
'^-^A
...
l's/xlij'iil ,/,-rPn.:\itü'/i^vi H'.'lnunij
Vestibül der Präsidentemvolmuiig.
Kunstgewerbeblatt. K. F. VIII. H. l.
flächen und in der. Gebrauchsweise. Hier ist zunächst
ein Gegensatz dadurch erreicht, dass die im unteren
Geschoss belegenen drei Strafsenatssäle als schwere,
niedrige Eäume, die oberen drei Civilsenatssäle als hohe
Eäume gestaltet sind. Bei den oberen Räumen ist
wiederum durch Anbringung hochgelegener Wandfenster
eine eigenartige Beleuchtung der Decken und der oberen
Wandteile erreicht worden. Ein Teil der Eäume ist
überdies in dunklen, ein anderer in helleren Tönen ge-
halten. So zeigt der südliche Strafsenatssaal ein ein-
faches, dunkel getöntes Eichenholzpaneel und ebensolche
Decke. Die zwischenliegenden Wandteile sind mit dunkel-
grüner Ledertapete überzogen. Das alles giebt in seiner
Farbenstimmung als Hintergrund einen höchst wirkungs-
vollen Gegensatz zu den purpurroten Gewändern der
Richter, die in dem Saal fungiren.
Den Hauptschmuck dieses und der anderen ent-
sprechenden Räume bilden die Thüren, durch welche der
Gerichtshof eintritt; sie sollen zugleich für den Senats-
präsidenten eine seine Würde hervorhebende, die Thätig-
keit seiner Richter symbolisirende Umrahmung bilden.
Da sie seitlich scharf beleuchtet werden, kommen ihre
Einzelheiten überall vortrefflich zur Wirkung. Bei dem
südlichen Civilsenatssaal ist der reichste Schmuck über
die Thür verlegt, weil hier das obere Seitenlichtfenster
die Höhe besser beleuchtet. Auch in den Beleuchtungs-
körpern ist ein Unterschied insofern durchgeführt, als
sie in den niedrigeren Räumen breiter gestaltet, in den
höheren nach der Höhe entwickelt sind.
Wie vielseitige Hilfe erprobter Mitarbeiter der Er-
bauer des Reichsgerichtsgebäudes bei der Ausführung
aller dieser Aufgaben in Anspruch nehmen musste, ist
schon in dem ersten Aufsatz angedeutet worden. Es
würde lange Listen erfordern, sie auch nur aufzuzählen
und ihren Anteil an dem großen Werke zu verzeichnen.
Das Verdienst, welches ihnen zukommt, hat Hoffmann
jederzeit rückhaltlos anerkannt. Aber auch bei ihren
Arbeiten fällt das größere Verdienst auf ihn selbst
zurück, es spricht von allen Wänden und aus allen
Einzelheiten des gewaltigen Baues laut und vernehmlich
zu allen mit Verständnis sehenden Beschauern.
Es ist die Kraft einer starken, in großen und kleinen
Dingen zielbewussten, seine Mitarbeiter zu Werkzeugen
seines Empfindens machenden Künstlerindividualität, eine
Kraft, die wir in dieser Ausbildung als die dritte große
Eigenschaft Hoffmann's bezeichnen müssen. Was sie
schufen, wurde sein Werk, weil er den leitenden Ge-
danken angegeben, die Grundzüge selbst entworfen,
alle Einzelheiten neu durchdacht und seinem Empfinden
gemäß umgestaltet hatte. Wie sehr sich dadurch das
Maß seiner persönlichen Leistungen vergrößert, erfährt
ja nur derjenige, der in die Werkstätte des Meisters
zu blicken Gelegenheit hatte. Aber in der Einheitlich-
keit der ganzen Schöpfung äußert sich auch dem Laien-
1
f
-
._______1
1
*AÜ
'^-^A
...
l's/xlij'iil ,/,-rPn.:\itü'/i^vi H'.'lnunij
Vestibül der Präsidentemvolmuiig.
Kunstgewerbeblatt. K. F. VIII. H. l.