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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Die bayerische Landes-Industrie-Gewerbe- und Kunst-Ausstellung in Nürnberg 1896
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0052
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DIE BAYERISCBE LANDESAUSSTELLUNG IN NÜRNBERG 1896.

Bayerische Landesausstellung in Nürnberg 1896.
Fassade des westlichen Teiles des Hauptgebäudes. (Architekt Th. v. Kramer.) Photogr. Aufnahme von Eud. Albrecht-Nürnberg.

zusammenhalten können, aber auch dies war in keiner
Weise geschehen, und das Aufbauen der heterogensten
Gegenstände räumlich nebeneinander, das Zerstreuen
fachlich zusammengehöriger Gegenstände innerhalb des-
selben Raumes wirkte um so unerfreulicher, als gerade
die Trennung in einzelne Kreisausstellungen schon an
und für sich einen Überblick über die Leistungen des
Landes, ganz abgesehen von den schon erwähnten viel-
fachen Lücken, sehr erschwerte. Dass durch das ge-
wählte System es ermöglicht war, in den Dekorationen
der einzelnen Abteilungen und vor allem in den ver-
schiedenen Landesgegenden angepassten einzelnen Neben-
veranstaltungen der großen Menge ein mehr volkstüm-
lich anziehendes Bild zu geben, kann doch gegenüber
allen anderen Mängeln kaum als ausschlaggebend ins
Gewicht fallen.

Gerade das Kunstgewerbe hatte unter dem ge-
wählten Ausstellungssystem am meisten zu leiden, denn
vielfach wurden gerade seine intimeren Leistungen durch
die Umgebung, durch den Mangel an vornehmerer Ab-
geschlossenheit schwer geschädigt. Eine Pyramide von
Konservenbüchsen mit Ochsenmaulsalat, ein Aufbau von
Bierfässern und Böttcherwaren oder ein Stand mit Leb-

kuchen und Würstchen kann niemals die erwünschte
Nachbarschaft für eine Ausstellung der Goldschmiedekunst
für feine Silberfiligranarbeiten oder Elfenbeinschnitzereien
und ähnliche Objekte bilden. Aber nicht nur die Aus-
stellungsgegenstände, auch die Art ihrer Ausstellung
mussten unter dem gewählten System erheblich Not leiden.
Nicht dass da und dort ein Anlauf gefehlt hätte, von den
bisher üblichen schwulstigen, überladenen Schränken, den
alles andere erdrückenden Kiosken und stilwidrigen Auf-
bauten abzusehen, aber der Mangel an jedem gruppen-
weisen Zusammenhalten, das bunte Durcheinanderwürfeln
aller Ausstellungsgegenstände ließ natürlich eine ruhige,
zweckentsprechende Fassung der Ausstellungsgegenstände
weniger aufkommen. Diesen Mangel empfand man am
deutlichsten, wenn man die wenigen Kollektivausstellungen,
so die der Korbwarenfabrikanten Lichtenfels, der Baum-
wollindustriellen von Schwaben und Neuburg in ihrem
einheitlichen Aufbau und vor allem die Ausstellung der
Hohlglasfabriken betrachtete, welche ihre Erzeugnisse
in einem besonderen Gemach ausgestellt hatten, das
durch den laubenartig aus grünem Holzwerk gebildeten,
mit Spiegelwänden versehenen nischenartigen Aufbau
besonders ansprechend wirkte.
 
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