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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0058
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KLEINE MITTEILUNGEN.

Tauechirarbeiten, zur Besichtigung aus. Diese Gegenstände
stammten aus dem Besitz des Herrn 1. Vorsitzenden Maler
H. Rumsch. G. SCH.

Dresden. Kunstgewerbevercin. Gleichwie Berlin und
München hat auch der Dresdener Kunstgeweiheverein und
zwar dieses Jahr zum ersten Mal ein Adressbuch herausge-
geben, das in vornehmstem Gewände erscheint. Die Zeich-
nung zum umschlage rührt von Woldemar Müller in Dresden
her, während die Kopfleisten zu dem nach Berufsarten ge-
ordneten Mitgliederverzeichnisse von A. Nöther entworfen
sind. Durch die Beigabe von 4 Illustrationen, Entwurf zu
einem Schreibtische von Hofrat Professor C. G-räff, dem Vor-
sitzenden des Vereins, einer Heliogravüre nach einer Bronze-
statuette von Professor Harald Richter, Schriftführer des
Vereins, Entwurf zu einem Fächer von Woldemar Müller,
Lehrer an der Kunstgewerbeschule, und der Lichtdruckab-
bildung einer Vase von der königl. Porzellanmanufaktur in
Meißen erhält das Adressbuch weiteren bedeutungsvollen
Schmuck. Nach den dem Adressbuche beigegebenen Mit-
teilungen aus der Verwaltungsperiode 1893, 1894, 1S95 zählte
der Dresdener Verein am 1.' Juli 1896 371 Mitglieder gegen
287 am 1. Januar 1894, ist somit in erfreulichem Wachstum
begriffen. An Stipendien hat er an würdige und mittellose
Tages- und Abendschüler der Kunstgewerbeschule in den
3 Jahren 1893, 1894 und 1895 zusammen 2303 M. verteilt.
Über die im Vereine gehaltenen Vorfrage und die daran
geknüpften Fachausstellungen ist bereits früher im einzelnen
im Kunstgewerbeblatte berichtet worden, so dass nur noch
die Beteiligung von 03 Vereinsmitgliedern an der Kollektiv-
ausstellung des Vereins auf der diesjährigen Ausstellung des
sächsischen Handworks und Kunstgewerbes in Dresden her-
vorzuheben bleibt.

Hamburg. Kunstgewerbeverein. Der Verein hielt am
6. Oktober seine erste ordentliche Sitzung nach den Ferien
ab unter dem Vorsitze des Herrn Baurat Semper. Dem Be-
richt des Hamburgischen Korrespondenten entnehmen wir
über die Sitzung folgendes: Nach geschäftlichen Mitteilungen
und Neuwahl des Festausschusses beschloss der Verein, 300 M.
der im folgenden Jahre in Hamburg stattfindenden Inter-
nationalen Gartenbau-Ausstellung für einen noch näher zu
bestimmenden Preis zur Verfügung zu stellen. Sodann hielt
Herr Direktor Dr. P. Jessen aus Berlin einen Vortrag über:
„Die dekorative Malerei am Ende des XIX. Jahrhunderts".
Die dekorative Malerei, führte der Redner aus, sei eine solche,
die nicht Staffeleibilder schaffe, sondern für einen ganz be-
stimmten Raum gedacht sei. Die malerische Dekoration
solle Freiheit im Raum schaffen. Nach einem kunstgeschicht-
lichen Rückblick auf die Thätigkeit älterer, berühmter Maler,
deren Arbeiten er teils zu wenig Übereinstimmung mit den
vorhandenen architektonischen Verhältnissen, teils zu wenig
Selbständigkeit zum Vorwurf macht, geht der Vortragende
zu den neueren Kunstleistungen dieser Art über und ge-
denkt der Verdienste, die sich die unter Piloty's Führung
herangebildete Schule einer Münchener Malerklasse durch
die reiche ornamentale Ausschmückung der Wohnhäuser er-
worben habe. Er warnt jedoch vor den namentlich in den
achtziger Jahren üblichen Nachahmungen älterer französischer
und deutscher Meister; nur wer die Motive aus erster Hand,
also mitten aus dem Leben schöpft, schaffe echte Kunstwerke.
Noch heute, schafft die Architektur größtenteils ohne Rück-
sicht auf den Maler, so dass dieser bestrebt sein muss, die
architektonischen Grundlagen zweckmäßig zu benutzen. Die
dekorative Malerei soll nicht bemalen, sondern sie soll die
Hauptteile der Gebäude durch Malerei hervorheben. Die
Figur im Raum ist in Ton und Umriss zu vereinfachen; darin

trafen die Alten in ihrer Freskotechnik das richtige. In
Paris, das für die innere Ausschmückung seiner Staats- und
städtischen Gebäude, wie Kirchen, Universität, große Oper,
Hotel de Ville u. a., große Summen aufwendet und die ersten
Kräfte heranzieht, ist die dekorative Malerei am weitesten
ausgebildet. Unter den Malern nimmt Puvis de Chavannes
die erste Stelle ein. In Deutschland sind bis jetzt noch keine
Anfänge gemacht, das moderne Leben in großen, monumen-
talen Dekorationen darzustellen; es stehen hier dieser dekora-
tiven Malerei somit noch große Aufgaben bevor. Eine große
Zahl Abbildungen monumentaler und dekorativer Malereien
aus Deutschland, Frankreich und England wurden von dem
Redner besprochen, und derselbe erntete für seinen inter-
essanten, hier nur gekürzt wiedergegebenen Vortrag allseitigen
Beifall. — Herr Dr. F. Deneken sprach sodann über Scherre-
beker Bilderwebereien. Seit Februar dieses Jahres ist in
dem nordschleswigschen Dorfo Scherrebek eine Webschule
eröffnet worden, in der gobelinartige Gewebe nach Entwürfen
von Otto Eckmann und Alfred Mohrbutter ausgeführt werden.
Nach einer Schilderung dieser eigenartigen Technik zeigte
der Redner einzelne hübsche Proben, deren lebhafte, einfache
und ansprechende Farbenzusammenstellung allgemeine An-
erkennung fand. Es wäre wünschenswert, dass diese reizen-
den, als Vorhänge, Möbelpolster und Wandteppiche ausge-
führten Webereien immer mehr als Zimmerschmuck in Ge-
brauch kämen. — Zum Schluss machte Herr Direktor Dr.
Brinckm ann auf die originellen Entwürfe für Kunstverglasungen
von dem z. Z. in Paris weilenden Mitgliede, Herrn Maler
H. Christiansen aufmerksam. Der Maler verzichtet auf eine
Kabinett-Glasmalerei und giebt in seinen Entwürfen für Glas-
mosaik das Charakteristische ganz konzentrirt, und was be-
sonders anerkennenswert, im Einverständnis mit der Technik
wieder. — Herr K. Engelbrecht stellte verschiedene Entwürfe
und Werkzeichnungen zu farbigen Kunstverglasungen aus,
die ohne Anwendung von Malerei ausgeführt sind. Die
eigenartige Wirkung der dazu verwendeten amerikanischen
Gläser wurde den Mitgliedern an einigen vortrefflich ausge-
führten Arbeiten vorgeführt.

Magdeburg. Der Kunstgewerbeverein hielt am 16. Ok-
tober eine stark besuchte Generalversammlung ab, auf deren
Tagesordnung als erster Punkt die Frage nach der zukünf-
tigen Stellung der Vereinssammlungen zum städtischen
Museum stand. Nach einer Begrüßung der Mitglieder durch
den ersten Vorsitzenden, Stadtrat Duvigneau, fanden zunächst
einige irrige Ansichten, die unlängst in einer Stadtverordneten-
sitzung zum Ausdruck gekommen waren, Richtigstellung;
sodann wurde der einstimmige Beschluss gefasst, die kunst-
gewerblichen Sammlungen des Vereins, die nach der Ver-
sicherungspolice einen Wert von 40000 M. repräsentiren, der
Stadt Magdeburg zu schenken. Es wurde darauf hingewiesen,
dass durch diesen Sehenkungsakt die langjährigen Absichten
des Kunstgewerbevereins erfüllt würden, da der Verein nur
im Interesse der Stadt und in dem ausdrücklichen Wunsche
gesammelt habe, dereinst seine Pionierthätigkeit einem
städtischen Museum zur Verfügung zu stellen. — Punkt 2
der Tagesordnung betraf die Entlastung des Vereinsschatz-
meisters, H. Heimster jun., die nach der Verlesung des Be-
richtes der Revisoren zugleich mit dem Danke des Vereins
durch Erheben von den Sitzen ausgesprochen wurde. — So-
dann berichteten Stadtrat Duvigneau und Dr. Volbehr über
eine Reihe von Ausstellungen dieses Jahres, die sie besichtigt
hatten, zumal über die Ausstellungen in Genf, Stuttgart,
Nürnberg und Kiel unter besonderer Berücksichtigung der
finanziellen Ergebnisse der einzelnen Ausstellungen und der
Gründe für die Verschiedenheit der materiellen Erfolge.
 
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