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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Bruening, Adolf: Der Kronleuchter, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0061
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Leuchter im ger

Brmanischen Museum zu Nürnberg

DER KRONLEUCHTER.

VON A. BBÜNINO.

II.
3. Die Gotik.

i LEICH den Gliedern einer endlosen Kette
erscheint das, was des Menschen Hand
im Laufe der Jahrhunderte geschaffen,
dem Rückblick. Eins reiht sich an das
andere in ununterbrochener Folge, stetig
■ wechselnd. Scheint die Kette auch manch-

mal zerstört, scheinen von dem einen Glied zum anderen
die verbindenden Teile zu fehlen, so sind doch das nur
Lücken der Überlieferung, welche die vernichtende Macht
der Zeit hineingerissen, und die die Wissenschaft dann
nachher mit mehr oder minder Glück zu überbrücken
versucht. So reizvoll es auch sein mag, diesen ver-
wehten Pfaden der Vergangenheit nachzuspüren, wei
dankbarer ist der Verfolg der Zeit, wo in der reich-
lichen Fülle des Erhaltenen der Übergang von der einen
Stilphase in die andere offenkundig uns entgegen tritt,
wo wir deutlich wahrnehmen können, wie zuerst ie
neuen Zierformen fast unvermerkt an einzelne le e
des Gerätes sich heranschleichen, wie sie allmählich
immer mehr sich ausbreiten, bis schließlich nicht nur
der äußere Schmuck, sondern auch das ganze^ Gerüst
des Gerätes sich dem Geschmack der neuen Zeit anbe-
quemt.

Kunstgewerbeblatt. N. F. VIII. H. 4.

Die allmählichen Wandlungen, die der Kronleuchter
vom 12—15- Jahrhundert erfahren, lassen sich nicht
mehr feststellen, ebensowenig wie bei der beschränkton
Anzahl der übrig gebliebenen Stücke durchgreifende ort-
liche Verschiedenheiten sich beobachten lassen. Denn sind
auch die aus der gotischen Zeit erhaltenen Hängeleuchter
an Zahl weit reichlicher vertreten, als in den früheren
Jahrhunderten, so fehlt doch aus der Frühzeit der Gotik
fast jeglicher Anhaltspunkt; fast alle auf uns ge-
kommenen Geräte entstammen erst dem 15. Jahrhundert.
Unfruchtbar wäre darum der Versuch, eine geschicht-
liche EntWickelung der verschiedenen Formen zu geben.
Möge dafür eine Nebeneinanderstellung der wichtigeren
erhaltenen Kronen, die sich zu leicht von einander sich
sondernden Gruppen zusammenfügen, mangelhaften Er-
satz bieten.

Auftraggeber und schaffende Künstler entstammten
in der romanischen Periode den Kreisen der Kirche. Sie
prägte den Erzeugnissen der romanischen Kunst das
Siegel ihres strengen Geistes auf. Behält sie auch in
der°gotischen Zeit ihren Vorrang, so treten doch jetzt
neben sie auch andere Kräfte auf den Schauplatz der
Geschichte, vor allem ein mächtig aufblühendes Bürger-

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