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DER KRONLEUCHTER.
tum mit neuen mannigfaltigen Lebens-
ansprüchen. Mit der vielseitigeren Ge-
staltung der äußeren Lebensformen
gellt auch ein größerer Eeichtum in
der Ausbildung der Gerätformen Hand
in Hand. Bezeichnend für den Cha-
rakter der kirchlichen Geräte dieser
Zeit sind bekanntlich die Anleihen,
die sie aus dem Wortschatz der Ar-
chitektursprache erheben. Alle Bau-
glieder: Türme, Strebepfeiler, Schwib-
bogen, Fialen, das Maßwerk der
Fenster kehren in verkleinertem
Maßstabe hier wieder. Auch die
Formgebung des gotischen Kirchen-
kronleuchters wird von solchen Ele-
menten beeinflusst.
Als Material tritt neben Bronze
und Messing vor allem das Schmiede-
eisen auf, das ja gerade in den
gotischen Schmuckteilen ihm zusagende
Ausdrucksformen fand. Der Sclimiede-
kunst verdanken wir eine große Reihe
hervorragender Stücke. Auch die
Thätigkeit des Bildschnitzers wird,
besonders für das figürliche Beiwerk,
nicht selten in Anspruch
genommen.
Die Radkrone wird
in der gotischen Zeit bei-
behalten. Doch erfährt
sie nicht nur im Orna-
ment, sondern auch im
figürlichen Schmuck und
in ihrem ganzen Aufbau
eine mannigfaltige Umgestaltung. Am
stärksten wird die äußere Erschei-
nungsform des Gerätes dadurch ver-
ändert, dass über dem Hauptreifen
sich noch ein und mehrere sich nach
oben verjüngende Nebenreifen befinden
(vier besitzt der Kronleuchter im
Chore des Domes zu Halberstadt), die
mit dem unteren durch Ketten, Bügel
oder Stangen verbunden sind und so
dem ganzen Gerät ein baldachin- oder
kronenartiges Aussehen verleihen.
Durch die Verschiedenheit der Ver-
bindung entsteht ein reichlicher, man-
nigfaltiger Wechsel der,;Formen, der
jedem einzelnen Stücke seine besondere
Persönlichkeit giebt. Auf bildlichen
Schmuck wird sehr häufig verzichtet
Wo er erscheint, ist es zumeist der
veränderten Anschauungswrelt des da-
maligen kirchlichen Lebens angepasst.
Ein ausgezeichnetes Werk der
Schmiedekunst möge den Reigen der
gotischen Radkronen eröffnen. Es ist
der große Leuchter aus der Pfarr-
kirche zu Vreden in Westfalen, dessen
Form aus der Abbildung
ersichtlich ist. Er schließt
sich noch direkt, obschon
ein Werk der Spätgotik,
an die romanischen Kro-
nen an. Auch hier der
Mauerkranz mit 12 Tür-
men, die Christus und 11
Apostel beherbergen, im
Schmiedeeiserner Kronleuchter im Dome zu Magdeburg, aus Raschdorff, deutsche Sclimiedewerke 1878.
DER KRONLEUCHTER.
tum mit neuen mannigfaltigen Lebens-
ansprüchen. Mit der vielseitigeren Ge-
staltung der äußeren Lebensformen
gellt auch ein größerer Eeichtum in
der Ausbildung der Gerätformen Hand
in Hand. Bezeichnend für den Cha-
rakter der kirchlichen Geräte dieser
Zeit sind bekanntlich die Anleihen,
die sie aus dem Wortschatz der Ar-
chitektursprache erheben. Alle Bau-
glieder: Türme, Strebepfeiler, Schwib-
bogen, Fialen, das Maßwerk der
Fenster kehren in verkleinertem
Maßstabe hier wieder. Auch die
Formgebung des gotischen Kirchen-
kronleuchters wird von solchen Ele-
menten beeinflusst.
Als Material tritt neben Bronze
und Messing vor allem das Schmiede-
eisen auf, das ja gerade in den
gotischen Schmuckteilen ihm zusagende
Ausdrucksformen fand. Der Sclimiede-
kunst verdanken wir eine große Reihe
hervorragender Stücke. Auch die
Thätigkeit des Bildschnitzers wird,
besonders für das figürliche Beiwerk,
nicht selten in Anspruch
genommen.
Die Radkrone wird
in der gotischen Zeit bei-
behalten. Doch erfährt
sie nicht nur im Orna-
ment, sondern auch im
figürlichen Schmuck und
in ihrem ganzen Aufbau
eine mannigfaltige Umgestaltung. Am
stärksten wird die äußere Erschei-
nungsform des Gerätes dadurch ver-
ändert, dass über dem Hauptreifen
sich noch ein und mehrere sich nach
oben verjüngende Nebenreifen befinden
(vier besitzt der Kronleuchter im
Chore des Domes zu Halberstadt), die
mit dem unteren durch Ketten, Bügel
oder Stangen verbunden sind und so
dem ganzen Gerät ein baldachin- oder
kronenartiges Aussehen verleihen.
Durch die Verschiedenheit der Ver-
bindung entsteht ein reichlicher, man-
nigfaltiger Wechsel der,;Formen, der
jedem einzelnen Stücke seine besondere
Persönlichkeit giebt. Auf bildlichen
Schmuck wird sehr häufig verzichtet
Wo er erscheint, ist es zumeist der
veränderten Anschauungswrelt des da-
maligen kirchlichen Lebens angepasst.
Ein ausgezeichnetes Werk der
Schmiedekunst möge den Reigen der
gotischen Radkronen eröffnen. Es ist
der große Leuchter aus der Pfarr-
kirche zu Vreden in Westfalen, dessen
Form aus der Abbildung
ersichtlich ist. Er schließt
sich noch direkt, obschon
ein Werk der Spätgotik,
an die romanischen Kro-
nen an. Auch hier der
Mauerkranz mit 12 Tür-
men, die Christus und 11
Apostel beherbergen, im
Schmiedeeiserner Kronleuchter im Dome zu Magdeburg, aus Raschdorff, deutsche Sclimiedewerke 1878.