DER KRONLEUCHTER,
53
Art der Radkrone hielt sich noch
Renaissance hinein. Fast als eine
Form erscheint ein Kronleuchter in
Capuas darstellenden Miniatur
in einer französischen Über-
setzung des Livius aus dem
Jahre 1454 in der Biblio-
theque de l'Ärsenal zu Paris.
(Abb. Du Sommerard, les arts
au moyenäge. IV, 18.) Hier
gehen von den Ecken des sechs-
seitigen Eeifes Bügel nach un-
ten aus, die sich zu einem
Knaufe vereinigen.
So mannigfaltig und viel-
gestaltig auch die Erschei-
nungsformen der gotischen
Radkrone gegenüber der roma-
nischen sein mögen, so behält
doch die Armkrone, sowohl was
die Anzahl der erhaltenen
Stücke, als auch den Formen-
bis in die Zeit der
Umkehrung dieser
einer die Einnahme
zu sein, um erst jetzt nach langer Vergessenheit wieder
zu neuem Leben aufzuerstehen. Die meiste Verbreitung
hat wohl die schlichtere Form der Armkrone gefunden,
welche von einem rundlichen
Mittelstamm eine oder zwei
Reihen von Armen nach den
Seiton hmaussendet. Sie wird
gewöhnlich aus Messing ge-
bildet. Der Armträger setzt
sich zumeist aus mehreren ver-
schieden profilirten Wülsten zu-
sammen, die sich an den Stellen,
wo die Leuchterarme ansetzen,
verstärken, ähnlich wie auch
bei einem Baumstamm die Stel-
len, von denen sich die Aste
abzweigen, zu kräftigeren Ge-
bilden anschwellen. Schon aus
ästhetischen Rücksichten, noch
mehr, um ein Anschwärzen oder
Anbrennen der oberen Licht-
arme durch die unteren zu ver-
reichtum angeht, das Überge-
wicht. Ja, man darf sie wohl
als die vornehmste und haupt-
sächlichste Form des gotischen
Kronleuchters überhaupt be-
zeichnen. Sie nimmt jetzt die
Stelle ein, die der Radleuchter
in der frühchristlichen und
romanischen Zeit inne gehabt
hat. Allerdings kannte schon,
wie wir sehen, das vierte Jahr-
hundert Armkronleuchter. Doch
scheint sie später völlig von
der Radkrone verdrängt worden
Kronleuchter in der Marienkirche zu Kolberg.
hindern, ist der obere Kreis
der Arme kleiner als der un-
tere. Die Lichtträger, meist
Sförmig geschwungen, sind als
Zweige behandelt und tragen
den Blätterschmuck des go-
tischen Ornaments. Die Spitze
des Gerätes ziert gewöhnlich
figürlicher Schmuck: Engel,
Wappenhalter, Löwe oder
irgend ein Fabeltier. Der un-
tere kegelförmige Abschluss
des Mittelstammes dagegeii
zeigt in der Regel als Ablauf
53
Art der Radkrone hielt sich noch
Renaissance hinein. Fast als eine
Form erscheint ein Kronleuchter in
Capuas darstellenden Miniatur
in einer französischen Über-
setzung des Livius aus dem
Jahre 1454 in der Biblio-
theque de l'Ärsenal zu Paris.
(Abb. Du Sommerard, les arts
au moyenäge. IV, 18.) Hier
gehen von den Ecken des sechs-
seitigen Eeifes Bügel nach un-
ten aus, die sich zu einem
Knaufe vereinigen.
So mannigfaltig und viel-
gestaltig auch die Erschei-
nungsformen der gotischen
Radkrone gegenüber der roma-
nischen sein mögen, so behält
doch die Armkrone, sowohl was
die Anzahl der erhaltenen
Stücke, als auch den Formen-
bis in die Zeit der
Umkehrung dieser
einer die Einnahme
zu sein, um erst jetzt nach langer Vergessenheit wieder
zu neuem Leben aufzuerstehen. Die meiste Verbreitung
hat wohl die schlichtere Form der Armkrone gefunden,
welche von einem rundlichen
Mittelstamm eine oder zwei
Reihen von Armen nach den
Seiton hmaussendet. Sie wird
gewöhnlich aus Messing ge-
bildet. Der Armträger setzt
sich zumeist aus mehreren ver-
schieden profilirten Wülsten zu-
sammen, die sich an den Stellen,
wo die Leuchterarme ansetzen,
verstärken, ähnlich wie auch
bei einem Baumstamm die Stel-
len, von denen sich die Aste
abzweigen, zu kräftigeren Ge-
bilden anschwellen. Schon aus
ästhetischen Rücksichten, noch
mehr, um ein Anschwärzen oder
Anbrennen der oberen Licht-
arme durch die unteren zu ver-
reichtum angeht, das Überge-
wicht. Ja, man darf sie wohl
als die vornehmste und haupt-
sächlichste Form des gotischen
Kronleuchters überhaupt be-
zeichnen. Sie nimmt jetzt die
Stelle ein, die der Radleuchter
in der frühchristlichen und
romanischen Zeit inne gehabt
hat. Allerdings kannte schon,
wie wir sehen, das vierte Jahr-
hundert Armkronleuchter. Doch
scheint sie später völlig von
der Radkrone verdrängt worden
Kronleuchter in der Marienkirche zu Kolberg.
hindern, ist der obere Kreis
der Arme kleiner als der un-
tere. Die Lichtträger, meist
Sförmig geschwungen, sind als
Zweige behandelt und tragen
den Blätterschmuck des go-
tischen Ornaments. Die Spitze
des Gerätes ziert gewöhnlich
figürlicher Schmuck: Engel,
Wappenhalter, Löwe oder
irgend ein Fabeltier. Der un-
tere kegelförmige Abschluss
des Mittelstammes dagegeii
zeigt in der Regel als Ablauf