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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Bruening, Adolf: Der Kronleuchter, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0072
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DER KRONLEUCHTER.

Als Zwischenglied zwischen
beiden darf vielleicht der Leuch-
ter mit Madonna und Bischof
im Eatliause zu Goslar gelten,
von dem ebenfalls eine Nach-
bildung sich im Berliner Kunst-
gewerbemuseum befindet. Hier
sind die Stäbe, die das Marien-
bild umschließen, wie Strebe-
pfeiler profilirt, schon ist der
lebendige Zweig zum toten
Steinpfeiler geworden. Unter
den abgebildeten Architektur-
kronen zeichnet sich der Leuch-
ter von der Metallausstellung
zu Bom im Jahre 1886 mit
den Gestalten der Madonna, des
h. Laurentius und Stephanns
bei schlichtem Mittelstück durch
besonders reich gebildete Arme
aus. Allerlei phantastische
Tiere haben auf den Zweigen
Platz genommen und bringen
beweglichen Wechsel in das
Liniengefiige hinein. Auf einem
der hinteren Arme, in der Ab-
bildung leider nicht deutlich
zu erkennen, reitet ein St.
Georg zum Schutze der gefähr-

nehmsten Bepräsentanten die-
ser Gattung von Kronleuchtern
stellt sich der S. 58 abge-
bildete Leuchter aus Bronze
hin, der im Jahre 1424 den
Bürgern von Hertogenbosch in
Nord-Brabant für ihre bei der
Belagerung von Braine-le-
Comte bewiesene Tapferkeit
geschenkt wurde. Er befindet
sich in der Kathedrale von
Hertogenbosch. Der Mittel-
schaft des zwölfarmigen Leuch-
ters besteht aus einem turm-
artigen Aufbau. Bin hoher,
schlanker Helm, von einer
Kreuzblume bekrönt, wird von
einem reichen S3rstem von.
Strebepfeilern getragen. Im
Turm selbst steht ein ge-
wappneter Krieger mit Lanze,
in der erhobenen Beeilten ein
Stein. Kleine Landsknechte
mit Fähnlein treten gleich
Wächtern vor die Pfeiler.
Wenn etwas, so vermag gerade
der Leuchter von Hertogen-
bosch den gewaltigen Um-
schwung zu illustriren, den das

Kronleuchter in der Kathedrale zu Hertogenbosch, 1424; aus Ysendyck, Documenta classes de l'art dans les Pays-Bas.

deten Königstochter, die hinter ihm erscheint, mit ge-
zückter Lanze gegen einen Verderben speienden Drachen
ein. (Vgl. die Nachbildung des Eegensburger Leuchters
im Berliner Kunstgewerbemuseum.) Als einer der vor-

sociale Leben vom 12. bis zum 15. Jahrhundert er-
fahren. Statt der Heiligenfiguren der Bürger in Wehr
und Waffen, bereit und entschlossen, sein gutes Becht
mit der Kraft der Faust zu verteidigen. Tritt hier
 
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