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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Leisching, Julius: Das Grabmal, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0082
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DAS GRABMAL.

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Entwurf zu einem Diplom für die Berliner Gewerbeausstellung 1896 von Nicolaus Dauber, Marburg.

die Hochreliefs der Giebel, vier an der Cellathüre wachende
Löwen, die Statuen der Nereiden (Seejungfrauen, dazu
bestimmt, „auf die Fortdauer nach dem Tode und auf
den Übergang des Verstorbenen in ein glücklicheres
Leben, zu den Inseln der Seligen", anzuspielen), welche
zwischen den Säulen standen — dieser ganze plastische
Schmuck muss dem Denkmal den Charakter größten
Reichtums verliehen haben. Und doch war es noch lange
nicht das prächtigste, sondern wurde von dem berühmten
Grab des Maußolos noch bei weitem übertroffen.

Maußolos, persischer Satrap und König, errichtete
in der Mitte des 4. Jahrhunderts sich und seiner Ge-
mahlin Artemisia dieses gewaltigste Werk in der karischen
Hauptstadt Halikarnass. Nach seinem Tode wurde es
von ihr fortgesetzt und erst nach ihrem Tode vollendet.
Die bedeutendsten griechischen Künstler der Zeit, unter
ihnen Skopas vor allem, haben daran gearbeitet und ihm
den Euhm eines achten Weltwunders eingetragen. Welche
Bedeutung die Künstler selbst ihm beimaßen, bezeugt
die Thatsache, dass seine beiden Erbauer, die Architekten
Satyros und Pythis, nach moderner Manier sogar eine
Schrift darüber veröffentlichten. Den Namen Mausoleum

erhielten nach ihm alle späteren, seit Augustus errichteten
und vermutlich jenem Vorbilde nachstrebenden kolossalen
Grabmäler.

Beim Mausoleum zu Halikarnass ist schon der auf
Stufen gestellte Unterbau aller Wahrscheinlichkeit nach
reich gegliedert gewesen, da nicht anzunehmen ist, dass
die 65 Fuß hohe Mauer ganz ungeschmückt geblieben sein
sollte. Nach dem schönen von Chr. Petersen unter-
nommenen Rekonstruktionsversuch wäre dieses mächtige
Postament durch neun Pilaster und dazwischen befind-
liche Figurennischen undReliefs geziert gewesen. Kolossale
Löwen bewachten auch hier den Eingang, man hat ihrer
allein zwanzig gefunden. Der Fries dieses unteren Stock-
werkes war mit Schlachtscenen geschmückt. Über ihm
erhob sich der Tempel. Sechsunddreißig Säulen jonischen
Stiles umgaben nach Prunus die ebenfalls mit einem
Fries geschmückte marmorglänzende Cella. In ihrem
Inneren wurden die Bildsäulen Maußolos' und seiner
Gemahlin wohl in Gesellschaft zahlreicher Göttergestalten,
deren Reste sich fanden, verehrt. Die Kassettendecke
des Umganges und die Kapitale der Säulen waren be-
malt und vergoldet. Es öffnete sich der Cellaeingang
 
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