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AUFGABE DER KUNSTGEWERBE-MUSEEN.
Vignette, gezeichnet von August ülasek, München.
am meisten natürlich in den Gruppen, die, wie Möbel,
Wandteppiche, Kronleuchter, als direkter Zimmerschmuck
unweigerlich von den Architekturformen jeder Periode
abhängig sind. Aber auch für das Verständnis anderer
Gruppen ist der geschichtliche Zusammenhang nie völlig
entbehrlich.
Diese Umstände entdeckt der Pan etwas spät. Ich
selbst habe außer an verschiedenen anderen Stellen in
einer kleinen Schrift „Unserer Väter Werke" im Jahre
1889 die meisten der hier gestreiften Punkte ausführ-
lich behandelt; ferner hat Justus Brinckmaim in der
Einleitung zu seinem Führer durch das Hamburgische
Museum für Kunst und Gewerbe dieselben Forderungen
nur noch viel schärfer aufgestellt, übrigens giebt es
kaum ein größeres Museum, das nicht, wenigstens Möbel
mit Zubehör historisch ordnete, und auch in den tech-
nischen Gruppen Glas, Töpferei u. dergl. werden Ort
und Zeit der Entstehung stark hervorgehoben.
Die Frage, wie sich dies praktisch in jedem ein-
zelnen Falle lösen lasse, ist mit einem Schema nicht
zu beantworten. Wenn das nötige Material vorhanden
ist, so wird man sich natürlich bemühen, einzelne Räume
möglichst so herzurichten, dass sie das Bild einer be-
stimmten Kulturepoche geben. Form und Farbe der
Möbel und der Geräte wird man besser verstehen, wenn
auch Wände und Decken im Charakter der Zeit dekorirt
sind. Aber dies allein genügt nicht. Sehr wichtig für
die Wirkung ist die Größenabmessung des Raumes in
Breite und Höhe, ebenso wichtig Größe und Lage der
Thüren und der Fenster mit großem oder kleinem, vollem
oder gebrochenem Lichteinfall, ferner der Zusammenhang
mit dem Kleingerät, das frei zur Benutzung in einem
Räume zu stehen pflegt.
Wie soll es nun möglich sein, alle diese Faktoren
in einem mehr oder minder fertigen Museunisgebäude zu
berücksichtigen, selbst wenn man Tapeten, Möbel und
Geräte in Menge besitzt?! In unvergleichlich glück-
licher Lage wird das Schweizer Landesmuseum in Zürich
sein, das im wesentlichen zusammengesetzt ist aus voll-
ständigen Zimmern, die in ihrem Getäfel, einschließlich
Decken und Thüren, hierhin übertragen sind und deren
Formen das Gebäude angepasst ist. Aber selbst hier
kann man nicht das Gerät frei hineinstellen. Koch voll-
kommener in seiner Art ist das Museum von Schloss
Rosenborg in Kopenhagen, wo eine Reihe von Herrschern
nacheinander je eine Reihe von Zimmern hergerichtet
haben.
In unsern neubegründeten deutschen Gewerbe-Museen
sind ähnliche Anordnungen nur in seltenen Brillen möglich.
Das Berliner Museum hat zwei Zimmer des XVI. und eines
des XVIII. Jahrh. mit leidlichem Innehalten der Grund-
linien eingebaut, und führt es seit Jahren in seinem offiziellen
Programm die Reihe dieser Zimmer zu vermehren, so-
bald es die dazu brauchbaren Räume des zweiten Stock-
werks erhält, in denen jetzt die Unterrichts-Anstalt un-
AUFGABE DER KUNSTGEWERBE-MUSEEN.
Vignette, gezeichnet von August ülasek, München.
am meisten natürlich in den Gruppen, die, wie Möbel,
Wandteppiche, Kronleuchter, als direkter Zimmerschmuck
unweigerlich von den Architekturformen jeder Periode
abhängig sind. Aber auch für das Verständnis anderer
Gruppen ist der geschichtliche Zusammenhang nie völlig
entbehrlich.
Diese Umstände entdeckt der Pan etwas spät. Ich
selbst habe außer an verschiedenen anderen Stellen in
einer kleinen Schrift „Unserer Väter Werke" im Jahre
1889 die meisten der hier gestreiften Punkte ausführ-
lich behandelt; ferner hat Justus Brinckmaim in der
Einleitung zu seinem Führer durch das Hamburgische
Museum für Kunst und Gewerbe dieselben Forderungen
nur noch viel schärfer aufgestellt, übrigens giebt es
kaum ein größeres Museum, das nicht, wenigstens Möbel
mit Zubehör historisch ordnete, und auch in den tech-
nischen Gruppen Glas, Töpferei u. dergl. werden Ort
und Zeit der Entstehung stark hervorgehoben.
Die Frage, wie sich dies praktisch in jedem ein-
zelnen Falle lösen lasse, ist mit einem Schema nicht
zu beantworten. Wenn das nötige Material vorhanden
ist, so wird man sich natürlich bemühen, einzelne Räume
möglichst so herzurichten, dass sie das Bild einer be-
stimmten Kulturepoche geben. Form und Farbe der
Möbel und der Geräte wird man besser verstehen, wenn
auch Wände und Decken im Charakter der Zeit dekorirt
sind. Aber dies allein genügt nicht. Sehr wichtig für
die Wirkung ist die Größenabmessung des Raumes in
Breite und Höhe, ebenso wichtig Größe und Lage der
Thüren und der Fenster mit großem oder kleinem, vollem
oder gebrochenem Lichteinfall, ferner der Zusammenhang
mit dem Kleingerät, das frei zur Benutzung in einem
Räume zu stehen pflegt.
Wie soll es nun möglich sein, alle diese Faktoren
in einem mehr oder minder fertigen Museunisgebäude zu
berücksichtigen, selbst wenn man Tapeten, Möbel und
Geräte in Menge besitzt?! In unvergleichlich glück-
licher Lage wird das Schweizer Landesmuseum in Zürich
sein, das im wesentlichen zusammengesetzt ist aus voll-
ständigen Zimmern, die in ihrem Getäfel, einschließlich
Decken und Thüren, hierhin übertragen sind und deren
Formen das Gebäude angepasst ist. Aber selbst hier
kann man nicht das Gerät frei hineinstellen. Koch voll-
kommener in seiner Art ist das Museum von Schloss
Rosenborg in Kopenhagen, wo eine Reihe von Herrschern
nacheinander je eine Reihe von Zimmern hergerichtet
haben.
In unsern neubegründeten deutschen Gewerbe-Museen
sind ähnliche Anordnungen nur in seltenen Brillen möglich.
Das Berliner Museum hat zwei Zimmer des XVI. und eines
des XVIII. Jahrh. mit leidlichem Innehalten der Grund-
linien eingebaut, und führt es seit Jahren in seinem offiziellen
Programm die Reihe dieser Zimmer zu vermehren, so-
bald es die dazu brauchbaren Räume des zweiten Stock-
werks erhält, in denen jetzt die Unterrichts-Anstalt un-