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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0110
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KLEINE MITTEILUNGEN.

Gemeines Myrrhenkraut (Smyrnium olusatrum).

Schaft mit Bliitenstandsknosiien nach einem Modell. Aus „Meuker's Pflanzenbililern";

mit Erlaubnis des Verlags von G. Kühtmann, Dresden.

Lauge-München betonte, dass er es für ein Gebot der natio-
nalen Würde halte, in Paris nicht zu fehlen, trotzdem Vor-
teile wohl kaum in kommerzieller Hinsicht zu erwarten
seien. Auch er sei der Meinung, dass die Ausstellung des
deutschen Kunstgewerbes eine einheitlich gehaltene Elite-
ausstellung sein müsse und dass von Sonderausstellungen
der Einzelstaaten •abzusehen sei. Er befürwortet die Über-
nahme der geschäftlichen Seite durch die Reichsregierung
und die Sicherstellung der Aussteller vor späteren Nach-
forderungen von Spesen etc. und wünscht den Verband in
einer zu bildenden Kommission vertreten zu sehen. Die
übrigen Delegirten äußerten sich insgesamt dahin, dass im
allgemeinen wenig Stimmung unter den Kunstgewerbetrei-
benden für die Beschickung dieser Ausstellung vorhanden
sei; man sähe wohl die Notwendigkeit ein, für eine vor-
zügliche Ausstellung einzutreten, halte es aber für dringend
notwendig, eine kräftige Unterstützung in finanzieller Be-
ziehung vom Reich als Vorbedingung der Teilnahme zu ver-

langen. Ebenso wurde die Notwendigkeit der
einheitlichen Ausstellung allgemein anerkannt
und die scharfe Trennung zwischen der Massen-
ware und den Erzeugnissen des eigentlichen
Kunstgewerbes. Neben der Bereitstellung ent-
sprechender Mittel, um die Anfertigung be-
sonders hervorragender Kunstwerke zu ermög-
lichen, hielt man die Regelung der Schrankfrage,
der Versicherungsfrage, der Spesen für das
Lagern der Kisten etc., sowie die Trennung
der geschäftlichen und der künstlerischen
Leitung für zunächst am wichtigsten. Man war
der Ansicht, dass der Verband lediglich als
Sachwalter des gesamten deutschen Kunst-
handworks auftreten könne, dass er als solcher
aber nicht nur für eine strenge Vorjury der
eingesandten Gegenstände einzutreten habe,
sondern dass eine solche Kommission auch
schon jetzt über das, was auszustellen sei,
einen Plan ausarbeiten müsse, um so mehr ein
gutes und vollständiges Bild unseres Könnens
zu ermöglichen und den Zufall auszuschließen.
Auf dem nach dem Schluss der ersten Sitzung
abgehaltenen gemeinschaftlichen Mittagsessen
fand die Übereinstimmung der Meinungen
besonders begeisterten Ausdruck. Der Sitzung
am zweiten Verhandlungstage wohnte der
Reichskommissar für die Weltausstellung
in Paris, Herr Geheimer Regierungsrat Dr.
Richter, sowie sein Stellvertreter, Herr Regie-
rungsrat Lewald bei. Der Reichskommissar
führte aus, dass das Kunsthandwerk seiner
weitgehendsten Unterstützung versichert sein
könne, und dass er die in den Vorhandlungen
als wichtig bezeichneten Punkte bestens zu
regeln bemüht sein werde. Für ein geschlos-
senes Auftreten des Kunstgewerbes, gesondert
von der Marktware werde er eintreten, soweit
nicht die Einheitlichkeit der Vorführung durch
die Gruppeneinteilung von Seiten der Ausstel-
lung teilweise zerstört werde. Bezüglich der
geschäftlichen Vertretung halte er, da das
Reich diese nicht übernehmen könne, ein Ein-
treten der Vereine, Gruppen etc. für geeignet und
werde die weitere Lösung dos technischen Teils
der Aufgabe durch eine Kommission von Fach-
leuten, der auch Mitglieder des Verbandes
angehören sollen, zu lösen versuchen. Gegenüber von anderer
Seite geäußertem Wunsche, es möge bei der Bildung dieser
Kommission der Verband nicht weiter engagirt werden, be-
tont der Vorsitzende Hofiäcker-Berlin, dass Vertreter des
Verbandes in eine solche Kommission gewählt werden müssten,
schon mit Rücksicht auf das Ansehen des Verbandes nach
außen hin. Er fügte hinzu, dass es Aufgabe dieser Kommission
sein werde, anregend auf die Schaffung von Ausstellungs-
objekten hinzuwirken. Im weiteren erörterte der Vorsitzende
und von Länge-München dieFrage derTransportangelegenheit,
sowie die Kistenfrage. Solche Punkte müsston durch die
Reichsregierung geregelt werden. Der Reichskommissar er-
klärte sich mit dem Gesagten einverstanden und bemerkte
auf eine diesbezügliche Anregung, dass auch er nicht für
eine weitgehende Agitation für die Beschickung der Aus-
stellung sei, dass er vielmehr der Ansicht beipflichte, dass
man sich mehr um die Heranziehung geeigneter Ausstellungs-
gegenstände durch' die betr. Kommission etc. bemühen solle.
 
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