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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0132
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KLEINE MITTEILUNGEN.

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und das darin Enthaltene so lange mit anderem schon Vor-
handenen vergleichen, bis sie zu der Überzeugung kommen,
zu der sie außerdem noch möglichst viele Andere bringen
möchten, dass nämlich diese dargestellten Arbeiten eigent-
lich gar nichts Neues und Eigenartiges seien, sondern dass
dieselben zu der und der Zeit von dem und dem Volks-
stamm, wenn auch nicht gerade ganz genau so, aber doch
ganz ähnlich hergestellt worden sind. Dieses gleiche Schick-
sal dürfte einer Veröffentlichung Th. Schvindt's bevorstehen,
welche er unter der uns fremdartig klingenden Überschrift
Ompelukoristeita im Auftrage der „Finnischen Litteratur-
gesellschaft" herausgegeben hat und die „FinnischeStiokereien"
enthält. Die Finnische Litteraturgesellschaft sah sich zu
dem Sammeln und der Veröffentlichung dieser Stickerei-
ornamente aus dem Grunde veranlasst, weil auch in Finn-
land die alten Nationaltrachten verschwinden und mit ihnen
die zu diesen angewendeten Stickereien, so dass es jetzt
schon nur noch wenige Frauen aus dem Volke giebt, die
Stickereien fertigen, und noch weniger solche, die selbständig
neue Muster erfinden. Es erseheint hier nicht am Platze,
die Frage zu untersuchen, ob diese Muster Nachahmungen
von außen kommender Muster sind, oder ob sie Schöpfungen
der Volksphantasie sind. Für das letztere spricht der Um-
stand, dass jedes Ornament, selbst das kleinste, seinen eigenen
Namen besitzt, dass diese Stickereien einer fortgesetzten
Entwicklung unterworfen sind, also Neubildungen immer-
während entstehen und diese entweder mit neuen Namen
oder mit von den alten neugebildeten Namen versehen worden
sind. Das Werk, welches in seinem ersten Teile die Elemente
der Stickereiornamente enthält, während die zweite Abteilung
ganze Muster vorführt, die teils den Kopfzeugen der griechisch-
katholischen Frauen aus Sakkula und Rantu, Bäisälä und
Hiitola, teils Frauenschürzen, Mänteln, Frauenhemden, Hand-
tüchern, wollenen Besätzen etc. entstammen, führt einen
erstaunlichen Reichtum an wechselnden Figuren vor und
dürfte namentlich in den Kreisen unserer stickenden Frauen
hochwillkommen sein, wo man sich nicht begnügt, die in
unsern Tapisseriegeschäften als Allerneuestes ausgegebenen,
meist so fürchterlich geschmacklosen Arbeiten zu kopiren,
sondern wo man mit feinerem Kunstsinn und Verständnis
bemüht ist, unter richtiger Benutzung der gegebenen Ma-
terialien und einer dafür passenden Technik den Gegenständen
einen künstlerischen Schmuck zu verleihen. Die Andern wird
wohl leider auch diese so dankenswerte Veröffentlichung
nicht zum Verständnis bringen. FL

Photographische Litteratur. Das Eder'sche Jahrbuch für
Photographie und Reproduktionstechnik, dessen zehnter Band
vorliegt (1896), ist seit Jahren das Vademeoum nicht mü-
der Berufsphotographen, sondern auch einer größeren Zahl
ernster strebender Amateure geworden, die mit der rapiden
Entwickelung und weitgehenden Verzweigung der photo-
graphischen Wissenschaft und Technik sich vertraut machen
wollen. Bewahrt es doch, ein gedruckter Kinematograph,
die einzelnen Phasen des photographischen Fortschrittes un-
verlierbar auf, die an dem flüchtigen Auge vorbeistreifend
zum Gesamtbilde der Entwickelung werden. Es genügt, darauf
hinzuweisen, dass Regierungsrat Dr. J. M. Eclcr längst als
eine der ersten Autoritäten des Gebietes gilt, um den Wert
der jährlichen Veröffentlichung festzustellen. Unter den
Mitarbeitern finden wir Kapazitäten, deren Namen dem
Freunde der photographischen Technik seit lange vertraut
sind. Der stattliche Band enthält zunächst 65 Original-
beiträge bald chemischer, bald physikalischer, bald mathe-
matischer oder rein technischer Art. Der Dreifarbendruck,
die Glasraster für Autotypiecn, die neueren Linsenkonstruk-

tionen stehen im Vordergrunde des Interesses, die Entwickler
werden in mehreren Beiträgen untersucht, ebenso die leidigen
Lichthöfe und ihre Bekämpfung. Den meisten Amateuren
wird ein Beitrag über die Gelbsucht der Albuminbilder
sehr willkommen sein, ebenso die Betrachtungen über die
Expositionszeiten, die Mitteilungen über die Vergrößerungen
u. dergi. Nicht minder wertvoll als die Sammlung der
Originalbeiträge ist die Registrirung der Fortschritte, 62
Nummern, die in der photographischen Litteratur sich ver-
streut finden. Hieran schließen sich über 2S Tafeln, Proben neu-
erer Reproduktionstechnik als Abbildungen zu den Aufsätzen.
Das Werk erscheint im Vorlag von Willi. Knapp in Halle.
Diese Firma ist unablässig bemüht, Anleitungen und Kom-
pendien der Photographie zu verbreiten und hat damit viel
Glück, wie die soeben erschienene achte Auflage der An-
leitung vom Oberstlieutenant a. D. Pizzigliclli beweist, die
seit 1S87 fast jedes Jahr neu aufgelegt wurde. Des Verfassers
Name ist den Amateuren durch ein von ihm erfundenes
Platinpapier bekannt, andere kennen sein großes Handbuch
der Photographie, in dem er sich als ein photographischer
Gelehrter und Techniker ersten Ranges erweist. Das vor-
liegende Kompendium ist knapp und klar geschrieben, reioh
illustrirt und enthält alles, was der Freund der Photographie
auf seiner subtilen Bilderjagd braucht. Ein ähnliches Werk
ist das photographische Notiz- und Naehschlagebuch von
L. David und Ch. Skolilc, das bereits in fünfter Auflage vor-
liegt. Es ist für fortgeschrittenere Amateure berechnet, hält
sich nicht mit der Beschreibung der Camera, der Entstehung
des Bildes etc. auf, sondern giebt für den Geübten nur prak-
tische Winke, Rezepte und behandelt die Technik vielfach
sehr eingehend. Für Nichtcheniiker löst der letzte chemische
Teil manches Rätsel. Sehr dankenswert sind die fünf zier-
lichen Heliogravüren, die dem geschmackvollen Werkchon
beigegeben sind; auch die kleinen photographischen Genre-
bilder und Seestücke dienen dem Büchlein sehr zur Zierde.

Dekorative Straßcnvcrsehöncrimg. Seit einigen Jahren
besteht in Belgien eine Gesellschaft, die sich l'Oeuvro de
Part appliquö ä la rue nennt und deren Wirken sich schon
in mancher Weise fühlbar gemacht hat. Wie aus dem Namen
hervorgeht, den sie gewählt, ist es hauptsächlich Zweck
dieser Vereinigung, den Straßen der belgischen Städte ein
künstlerisches Aussehen zu verleihen und es ist ihr dies auch
bereits teilweise gelungen. Unsere modernen Bauten pflegen
sich durch allzu große Schönheit nicht auszuzeichnen. Ent-
weder herrscht in den Straßen eine schreckliche Monotonie
und nur das Praktische ist bei den Wohnhäusern in Betracht
gezogen worden, oder — und dies ist vielleicht noch
schlimmer — eine Art Protzentum macht sich breit, ver-
goldete Balkons, Bemalungen etc. erseheinen dort, wo sie
am wenigsten am Platze sind. Zudem pflegt jeder nach eigener
Manier und persönlichem Geschmack zu bauen, ohne der
Umgebung, dem Charakter der Straßen, im geringsten Rech-
nung zu tragen. L'Oeuvre de l'art appliqufS ä la rue hat
sich bemüht, mit Erfolg darin Wandel zu schaffen und
auch bereits einzelnen Teilen der fiamändischen Städte ein
originelleres, gefälligeres Aussehen verliehen. Der Verein er-
freut sich großer Beliebtheit, bedeutende Mittel sind ihm
zugeflossen, so dass es ihm möglich ist, Konkurrenzen zu
eröffnen, Belohnungen zu gewähren etc. — Auch jetzt sind
wiederum für belgische Künstler zwei Preisbewerbungen
ausgeschrieben. Die erste betriflt dekorative Fassaden und
zerfällt in zwei Unterabteilungen, nämlich 1) einzelne Fassaden-
teile und 2) die Gesamtfassade, die andere künstlerische Be-
leuchtungsapparate für die Straßen verschiedener Orte. Die
 
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