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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0148
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KLEINE MITTEILUNGEN.

Kunsthandwerker und sonstigen Fachleute schreibt der
Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin auf Veranlassung
der Berliner Steinmetz-Innung einen Wettbewerb aus: um
Entwürfe zu einem Meisterbrief für die Steinmetz-Innung in
Berlin. Der Entwurf soll in Federzeichnung ausgeführt und
durch Photolithographie zu reproduziren sein; für den Druck
sind außer der Konturplatte noch zwei Farbenplatten zu-
lässig. Der Entwurf soll 35—45 cm messen und kann quer
oder hoch sein. Der Text der Schrift, sowie die weiteren
Bedingungen können von der Geschäftsstelle des Vereins
Berlin W., Wilhelmstr. 44 bezogen werden. n.

Berlin. — Aus Anlass der Hundertjahrfeier Kaiser
Wilhelms I. hielt im Verein für deutsches Kunstgewerbe Herr
Direktor Dr. P. Jessen am Mittwoch, den 24. März einen
Vortrag über: Deutscher Stil im Kunstgewerbe. Der Vor-
trag dürfte voraussichtlich demnächst in seinem vollen Um-
fange zum Abdruck gelangen. Fl-

Breslau. Kunstgewerbe-Verein. In der Sitzung vom
24. Februar gab der erste Vorsitzende H. Rumsch einen ein-
gehenden Bericht über den Delegirtentag der deutschen
Kunstgewerbe-Vereine bezüglich der Pariser Weltausstellung.
Im Saal waren auf Rahmen einer Anzahl ornamentaler Abbil-
dungen aus der „Jugend" ausgestellt. In der Sitzung vom
10. März hielt Geh. Justizrat Professor Dr. Felix Dahn einen
Vortrag über „Theoderich der Große, König der Ostgoten".
Mit bekannter glanzvoller rednerischer Meisterschaft behan-
delte der Vortragende Entstehung, Blüte und Vergehen des
Ostgotenreiches und die Lebensgeschichte Theoderichs. Der
Redner besprach die Vermischung von Geschichte und Sage,
welche in den alten Heldenliedern vorhanden sei, wies auf
das Nibelungenlied hin, das Dietrich von Bern verherrliche
und thatsächlich geschichtliche Grundlagen habe. Im Ver-
lauf seines Vortrages besprach Redner eingehend die vielen
Baudenkmäler aus der kunstsinnigen Regierungszeit Theode-
richs, das heutige Ravenna mit dem damaligen vergleichend.
Dabei erinnerte er daran, dass die Bezeichnung gotischer Stil
falsch sei. Das, was man so bezeichne, sei bei den Franken
unter den Merovingern entstanden, müsste demnach „alt-
fränkisch" heißen. Die Goten selbst hätten keine Stilperiode
geschaffen. Die unter Theoderich und nach seinem Tode
entstandenen Kunstwerke tragen romanischen Charakter.
Großer Beifall wurde dem Vortragenden von den Zuhörern
des überfüllten Saales zu Teil. — Der schlesische Provinzial-
landtag hat dem Verein wiederum einen Zuschuss von
1000 Mark gewährt, dabei aber ausgesprochen, dass dies die
letzte Zuwendung sei, weil die Provinz der Ansicht ist, dass
der Zuschuss von 15000 Mark, welchen sie binnen kurzem
dem neu zu errichtenden städtischen Kunstgewerbemuseum
pro Jahr gewähren wird, als Unterstützung der kunstgewerb-
lichen Bestrebungen vollauf genügt. — Der Deputation für
die Verwaltung dos künftigen Kunstgewerbemuseums werden
unter anderen angehören Professor Direktor H. Kühn und
Maler H. Rumsch. o. Seh.

-u- Stuttgart. Nach dem Jahresbericht des Württem-
bergischen Kunstgewerbe-Vereins für das Jahr 1S96 hat sich
die Mitgliederzahl wiederum verringert, so dass der Verein
Ende 1896 469 Mitglieder zählt. Die Vereinsleitung war
bemüht, in der Vereins-Ausstellungshalle stets gediegene und
stilvolle kunstgewerbliche Arbeiten zur Ausstellung zu bringen,
jedoch war die Beschickung infolge der Vorbereitungen für
die Kunstgewerbe-Ausstellung nur sehr schwach. Im Mai
fand eine Sonderausstellung statt von auf Original-Singer-
Nähmaschinen hergestellten Kunststickereien, der eine Aus-
stellung von Tapeten folgte. Im Dezember 1895 fand eine
Wcihnachts-Ausstollung von leicht verkäuflichen Arbeiten

statt. Für die Zukunft sind dem Verein in dem neuen
Landesgewerbe-Museum für seine fortdauernde Ausstellung
geeignete Räume überlassen werden. Noch in das Berichts-
jahr fielen die Vorbereitungen für die mit einer elektrotech-
nischen Ausstellung verbundene kunstgewerbliche Ausstellung
des Jahres 1896. Die Ausstellung wurde zwar nicht, wie
ursprünglich geplant, vom Vereine unternommen, sondern
als gemeinsames Unternehmen mit der elektrotechnischen
ausgeführt. Die Eröffnung der Ausstellung fand gleichzeitig
mit der Einweihung des Neubaues für das kgl. Landes-
gewerbe-Museum statt. War letztere schon an sich als ein
Fest für das Kunstgewerbe zu betrachten, nachdem das alte
Musterlager im letzten Jahrzehnt immer mehr von einer
technologischen Sammlung zu einem auch sämtliche Gebiete
des Kunsthandwerkes umfassenden Museum sich erweitert
hat, so ist jener 6. Juni für den Verein noch um so denk-
würdiger, als der Verein an ihm ein neues Heim erhalten
hat und als die Reihe der Ausstellungen, welche das Landes-
museum im Laufe der Jahre aufnehmen wird, gerade mit
einer kunstgewerblichen eröffnet worden ist. Nachdem auch
das finanzielle Resultat des Gesamt-Ausstellungs-Unter-
nehmens sich günstig gestaltet hat und dies ganz wesentlich
daher rührt, dass die Erstellungskosten der kunstgewerb-
lichen Abteilung in dem mietefrei überlassenen Landesge-
werbe-Museum ganz geringe gewesen sind, giebt sich der
Verein der bestimmten Erwartung hin, dass seine schon im
letzten Jahresberichte für diese Eventualität ausgesprochenen
Hoffnungen bezüglich einer dem gebrachten Opfer ent-
sprechenden Anteilnahme des Kunstgewerbes an den Über-
schüssen des Unternehmens in Erfüllung gehen werden.

-u- Brunn. Dem XXII. Jahresbericht des Mährischen
Qeiverbe-Museums für das Jahr 1896 entnehmen wir, dass
die Sammlungen, deren Neuaufstellung sich vollkommen be-
währt, auch in diesem Jahre mit Rücksicht auf die äußerst
geringen, zur Verfügung stehenden Mittel nur unbedeutend
vermehrt werden konnten. Dies geschah insbesondere in
der Abteilung der mährischen Keramik, in der Textil- und
Glas-Sammlung, sowie in der Sammlung der Bucheinbände.
Im allgemeinen musste man sich darauf beschränken, nur
dem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, offenbare Lücken syste-
matisch auszufüllen. Vermehrt hat sich von Jahr zu Jahr
die Zahl der Freunde, wodurch den Sammlungen aus allen
Berufskreisen Spenden gesichert wurden. Die Thätigkeit des
kunstgewerblichen Ateliers, die sich immer mehr einbürgert
und heute schon eine ganz unentbehrliche genannt werden
darf, hat auch in dem Berichtsjahre fast allen Zweigen kunst-
gewerblichen Schaffens durch kostenfreie Verabfolgung von
Entwürfen, Skizzen und Details in nachhaltiger Weise ge-
nützt. Diese mit Unterstützung der Brünner Handels- und
Gewerbekammer erhaltene Institution hat sich nicht bloß in
Brunn, sondern auch in den Provinzstädten Mährens einer
ausgedehnten Benützung seitens des Gewerbestandes zu er-
freuen. Die im Vorjahre mit Erfolg durchgeführten Wander-
Ausstellungen in Verbindung mit Vorträgen wurden auch
im Berichtsjahre in zahlreichen Orten veranstaltet. Der
Kleingewerbesaal, dessen Räumlichkeiten mit Maschinen und
Werkzeugen vollständig belegt waren, hatte sich eines zahl-
reichen Besuches zu erfreuen, namentlich da infolge der
elektrischen Beleuchtung auch abends der Besuch ermöglicht
war. Das Auskunftsbureau hat 253 Aufträge und Anfragen
erledigt. Besonders seitens der Provinz wurde das Bureau
lebhaft in Ansprach genommen. Von Wichtigkeit für dasselbe
ist zumal der erfolgte innigere Kontrakt zwischen dem Bei-
rate des Landes-Ausschusses und dem Museum in der Rich-
tung, dass in Zukunft den Sitzungen des Beirates immer ein
 
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