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DTE MAJOLIKASAMMLUNG ZSCHILLES.
die Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Orten
waren so vielseitig, der Stil der Zeit ist in den meisten
Erzeugnissen so deutlich ausgeprägt, dass die lokalen
Unterschiede dadurch verwischt werden und eine ge-
naue Feststellung des engeren Herkunftsortes häufig un-
möglich gemacht wird.
Alle Vorzüge der Blütezeit finden sich vereinigt
in dem Teller mit der heiligen Familie, der nicht nur das
kostbarste Stück der Sammlung Zschilles, sondern auch
eine der allerbesten Majoliken ist, die uns überhaupt
erhalten sind. (Abb. S. 134.)
in Faenza die überaus fruchtbare Werkstatt der Casa
Pirota in den Vordergrund. Von einem ihrer besten
Künstler ist die Bildplatte von 1521 mit der Kreuz-
tragung Christi nach dem Stich des Agostino Veneziano,
der ein Gemälde Raphaels im Prado zu Madrid wieder-
giebt. Unter der Gruppe ihrer späteren Arbeiten, die
vorwiegend durch die „azurro sopra azurro" genannte
Malerei auf blauer Glasur ausgezeichnet sind, ist das
große Becken mit dem Wappen der Florentiner Familie
Salviati hervorzuheben. Auch die Abteilung der ge-
buckelten Majolikaschalen (Scannellati), durch sieben
Schüssel mit dunkelblauer Glasur und Vergoldung. Oberitalien, um 1580.
Die Malerei der Figuren und der Bandornamente ist
hier zu einer Sorgfalt und Feinheit gesteigert, wie sie
sonst nur der bequemen Überglasurmalerei auf Porzellan
erreichbar scheint. Dabei aber hat sie die volle Tiefe
und Leuchtkraft der Farben, die allein der Scharffeuer-
malerei beschieden ist. Derselben Zeit wie dieses Meister-
werk der Fayencemalerei, den Jahren um 1510, ent-
stammen der Teller mit Grotesken und musizirenden
Kindern in dem kleinen Mittelfeld, ein schönes Beispiel
der rein ornamentalen Verzierungsart und eine all-
seitig ornamental bemalte Schale auf Fuß, mit einer
Tiergruppe in der Mitte, ein kennzeichnendes Werk der
Sieneser Bottega des Maestro Benedetto. Um 1520 tritt
Exemplare vertreten, enthält noch mehrere Erzeugnisse
der Casa Pirota; die übrigen verteilen sich auf Faenza
und Castel Durante.
An die Werke der Blütezeit schliessen sich etwa
dreißig Majoliken mit vorwiegend ornamentaler Malerei
aus Castel Durante, Faenza und von diesen Orten
abhängigen Fabriken, die das Fortleben des in den
ersten Jahrzenten des Cinquecento ausgebildeten Stils
bis gegen das Ende des Jahrhunderts nachweisen.
In die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts fällt auch
die Hauptthätigkeit von drei bedeutenden Fabrikations-
orten, die neben den vorgenannten Städten eine selb-
ständige Stellung behaupten, Venedig, Deruta und Gubbio.
DTE MAJOLIKASAMMLUNG ZSCHILLES.
die Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Orten
waren so vielseitig, der Stil der Zeit ist in den meisten
Erzeugnissen so deutlich ausgeprägt, dass die lokalen
Unterschiede dadurch verwischt werden und eine ge-
naue Feststellung des engeren Herkunftsortes häufig un-
möglich gemacht wird.
Alle Vorzüge der Blütezeit finden sich vereinigt
in dem Teller mit der heiligen Familie, der nicht nur das
kostbarste Stück der Sammlung Zschilles, sondern auch
eine der allerbesten Majoliken ist, die uns überhaupt
erhalten sind. (Abb. S. 134.)
in Faenza die überaus fruchtbare Werkstatt der Casa
Pirota in den Vordergrund. Von einem ihrer besten
Künstler ist die Bildplatte von 1521 mit der Kreuz-
tragung Christi nach dem Stich des Agostino Veneziano,
der ein Gemälde Raphaels im Prado zu Madrid wieder-
giebt. Unter der Gruppe ihrer späteren Arbeiten, die
vorwiegend durch die „azurro sopra azurro" genannte
Malerei auf blauer Glasur ausgezeichnet sind, ist das
große Becken mit dem Wappen der Florentiner Familie
Salviati hervorzuheben. Auch die Abteilung der ge-
buckelten Majolikaschalen (Scannellati), durch sieben
Schüssel mit dunkelblauer Glasur und Vergoldung. Oberitalien, um 1580.
Die Malerei der Figuren und der Bandornamente ist
hier zu einer Sorgfalt und Feinheit gesteigert, wie sie
sonst nur der bequemen Überglasurmalerei auf Porzellan
erreichbar scheint. Dabei aber hat sie die volle Tiefe
und Leuchtkraft der Farben, die allein der Scharffeuer-
malerei beschieden ist. Derselben Zeit wie dieses Meister-
werk der Fayencemalerei, den Jahren um 1510, ent-
stammen der Teller mit Grotesken und musizirenden
Kindern in dem kleinen Mittelfeld, ein schönes Beispiel
der rein ornamentalen Verzierungsart und eine all-
seitig ornamental bemalte Schale auf Fuß, mit einer
Tiergruppe in der Mitte, ein kennzeichnendes Werk der
Sieneser Bottega des Maestro Benedetto. Um 1520 tritt
Exemplare vertreten, enthält noch mehrere Erzeugnisse
der Casa Pirota; die übrigen verteilen sich auf Faenza
und Castel Durante.
An die Werke der Blütezeit schliessen sich etwa
dreißig Majoliken mit vorwiegend ornamentaler Malerei
aus Castel Durante, Faenza und von diesen Orten
abhängigen Fabriken, die das Fortleben des in den
ersten Jahrzenten des Cinquecento ausgebildeten Stils
bis gegen das Ende des Jahrhunderts nachweisen.
In die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts fällt auch
die Hauptthätigkeit von drei bedeutenden Fabrikations-
orten, die neben den vorgenannten Städten eine selb-
ständige Stellung behaupten, Venedig, Deruta und Gubbio.