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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Falke, Otto von: Die Majolikasammlung Zschilles
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0158
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DIE MAJOLIKASAMMLUNG ZSCHILLES.

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In Venedig wurde die Fabrikation der echten Ma-
jolika vor 1520 durch Töpfer aus Faenza, Castel Du-
rante und Pesaro eingeführt. Dass sie trotz dieser
Abstammung bald eine lokale Eigenart errang, das ver-
dankte sie den starken Einwirkungen des Orients, die
in der Handelsstadt an der Adria, dem Eingangsthor
für die Güter der Levante, sich naturgemäß geltend
machten. Das Vorbild der venetianer Töpfer wurden
die blaugemalten Porzellane Chinas und Fayencen von
Persien und Damaskus. Demgemäß werden die venetianer
Majoliken gekennzeichnet durch das Vorherrschen der
Blaumalerei auf weißem oder blaugrau getöntem Grunde.

eines Maestro Lodovico hervorgegangen, welcher die große
Schüssel dieser Gattung mit dem Kardinalswappen des
Feiice Peretti, späteren Papstes Sixtus V., und eine tiefe
Schale mit flachem Deckel nahe stehen. Als ein beliebtes
Motiv der venetianer Industrie nennt Cipriano Piccol-
passo neben den hier ebenfalls vertretenen Mustern
„a foglie': und „a frutti" die Landschaftsmalerei. Ein
besonders schönes und in Zeichnung und Farbe echt
venetianisches Exemplar dieser Art ist der Teller von
1548, dessen burgenreiche Flusslandschaft in Blau auf
grauer Smaltinoglasur gemalt und mit Hellgelb, Grün
und Weiß zart getönt ist. Nach der Mitte des 16.

Schüssel mit blauer Glasur in der Art venetianischer Emaillen. Oberitalien, um 1550.

Anfänglich, um 1520, sind sogar die Bankennraster, be-
zeichnend „alla porcellana" genannt, völlig orientalisch
in der Stilisirung, wie die Schüssel mit dem Allianz-
wappen der Lamparten von Greiffenstein und der Meutmg
aus Augsburg zeigt. Eine seltene Abweichung von der
gewöhnlichen Art dieser Geschirre zeigt der Teller mit
den Allianzwappen der Augsburger Familien Eehlinger
und Pimmel vom Jahre 1528, bei welchem der Grund
um die Blaumalerei in hellem Grün gedeckt ist. Später,
um 1540 etwa, treten an Stelle der orientalisirenden
Ranken solche im Stil der Renaissance ein, aber die
Blaumalerei auf weißem Grunde wurde beibehalten. Die
besten Arbeiten dieser Art sind aus der Werkstätte

Jahrhunderts verfallen auch die venetianer Werkstätten
mehr und mehr in die Nachahmung der Istoriatimalerei
von Urbino, ohne ihre Vorbilder, wie mehrere Stücke
der Spätzeit zeigen, völlig zu erreichen. Damals haben
die Venetianer auch die Verzierung mit Loggiengrotesken
auf weißem Grund von Urbino übernommen und mit
Geschick verwertet. Von den Zschille'schen Majo-
liken dieser Gattung sind den venetianer Bottegen zu-
zuschreiben die zwei ungewöhnlich großen Albarellen
mit dem Wappen des Cesare Candia und der Teller
mit den Allianzwappen der Augsburger Familien Christen
und Siedelmann.

Der selbständigste aller Majolikaplätze Italiens war
 
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