KLEINE MITTEILUNGEN.
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Einnahmen. Das Vereinsvermögen wies am 31. Dezember
1896 einen Stand von 174 687 Mark auf. Infolge des Rück-
tritts des langjährigen ersten Vorstandes, Direktor y. Lange,
der siebzehn Jahre lang die Vereinsgeschäfte mit außer-
ordentlichem Erfolge geleitet hat, wurde derselbe in einer
außerordentlichen Generalversammlung vom 27. April 1897
zum Ehrenvorstand ernannt und der gleichfalls aus dem Vor-
stande ausscheidende bisherige dritte Vorstand, Magistratsrat
Hergl, einstimmig zum Ehrenmitglied des Vereins gewählt.
Auch der zweite Vorstand, Architekt G. Seidl, legte sein
Amt nieder, so dass diese drei Ämter sämtlich neu besetzt
werden mussten. Das Amt des ersten Vorstandes hat nun-
mehr Professor Rud. Seitz übernommen, das des zweiten
Vorstandes Hofjuwelier Merk, das des dritten Vorstandes
Bauamtmann Hocheder. Die Vereinsausschüsse wurden neu
bezw. wieder gewählt in Ergänzung der ausscheidenden Mit-
glieder die Herren: Prof. Fritz v. Miller, Architekt J v.
Schmaedel, Maler Rieh. Riemerschmied, Goldschmied Karl
Rothmüller, Architekt K. Fr. Weyßer, Exe. Graf zu Castell,
Architekt Wilh. Bertsch, Bildhauer Karl Groß, Kunst-
schlosser R. Kirsch, Bildhauer Petzold, Kunsttischler Ml,
Prof. G. Seidl, Rechtsrat Wölzel.
Weltausstellung in Paris 1000. Der deutsche .Reichs-
kommissar Geh. Rat Dr. Richter hatte auf den 20. Februar
d. J. die von ihm auf dem Delegirtentage des Verbandes
deutscher Kunstgewerbevereine vom Januar d. J. (s. He
des lfd. Jahrg.) in Aussicht gestellte Kommission- von 1 ach-
leuten des Kunstgewerbes auf den 20. Februar nach Berlin
zusammenberufen. Von 46 Geladenen waren 3b erschienen,
welche über die schon auf dem Delegirtentage zur Sprache
gekommenen Grundsätze über die Art der Beteiligung des
deutschen Kunstgewerbes berieten. Das weitere Vorgeben
sollte durch einen aus 12 Mitgliedern der Kommission ge-
bildeten Arbeitsausschuss festgestellt werden, der ev. je
nach Lage der Sache auch in den einzelnen Kunstcentren
tagen und dann von Fall zu Fall geeignete Fachleute zu
seinen Sitzungen zuziehen sollte. Bis jetzt scheint jedoch
der Ausschuss seine Arbeit noch nicht begonnen zu haben.
MUSEEN,
-u- Nürnberg. Dem Jahresbericht des Bayerischen
Gewerbcmuseums für 1896 entnehmen wir folgendes: Zwei
bedeutsame Ereignisse geben dem Berichtsjahr, das als das
fünfundzwanzigste in der Geschichte des Bayerischen be-
werbemuseums den Charakter eines Jubiläumsjahres hatte,
das Gepräge: die II. Bayerische Landes-Gewerbe-Industrie-
und Kunstausstellung in Nürnberg und die Übersiedelung
der Anstalt in das neue Museumsgebäude. Zu der Aus-
stellung hat das Museum nicht nur die Anregung gegeben,
sondern deren ganze Organisation und künstlerische Durch-
führung sind sein Werk gewesen. Im Frühjahr fand der
Umzug in das neue Museumsgebäude statt, dessen feierliche
Eröffnung im Juni d. J. vorgenommen werden soll, nachdem
die innere Ausstattung der Räume und die Aufstellung der
Sammlungen vollendet sein wird. In dankenswertester Weise
wurde dem Museum von der in Wiesbaden lebenden Witwe
des im Jahre 1895 verstorbenen Kommorzienrates Sigmund
Schuckert die ansehnliche Summe von 30000 M. zum Zweck
der Vermehrung der Sammlungen zum Geschenk gemacht.
Durch den Tod wurde dem Museum entrissen Professor
Dr. Jakob Stockbauer, Kustos der Mustersammlung des
Bayerischen Gewerbemuseums und Redakteur der Bayerischen
Gewerbezeitung. Mit ihm hat die Anstalt ihren ältesten
Beamten verloren, der in den 21 Jahren, die er ihr angehörte,
eine überaus ersprießliche Thätigkeit entfaltet und es vor-
trefflich verstanden hat, den Gewerbetreibenden die frucht-
barsten Anregungen zu geben. In der Mustersammlung, in
welcher namhafte Ankäufe nicht gemacht wurden, war man
hauptsächlich damit beschäftigt, die Gegenstände zur Über-
siedelung in den Neubau zu reinigen, auszubessern undhinüber-
zuschaffen. Die Aufstellung derselben wird bis zur Eröffnung
des Museums beendet sein. Für die Vorbildersammlung mit
Zeicliensälen und Zeichenbureau war insbesondere die Zeit
bis zur Eröffnung der IT. Bayerischen Landesausstellung eine
Gelegenheit, um die Vielseitigkeit der Einrichtungen der
Vorbildersammlung im weitestgehenden Maße praktisch zu
verwerten, sei es durch Überlassung geeigneten Vorbilder-
materials, durch Ratschläge oder durch Anfertigung von
Entwürfen und Details. Die Zahl der Entwürfe betrug 51,
für welche über 400 Blatt Zeichnungen erforderlieh waren,
wobei zu bemerken ist, dass diese Entwürfe unter anderem
betrafen: 3 vollständige Zimmereinrichtungen für die Landes-
ausstellung 1896, dabei auch die allgemein anerkannte länd-
liche Zimmereinrichtung des Gewerbevereins Leutershausen,
2 Buffetts, 1 Salonschrank, 5 Kioske, welche im Parke ver-
teilt waren, verschiedene kleinere kunstgewerbliche Objekte
und 37 Arrangements von Ausstellungsobjekten, darunter
eine ganze Anzahl, welche zu den größton und umfang-
reichsten der Ausstellung gehörten. Die Bibliothek und das
Lesezimmer wurden des Umzugs halber seit Frühjahr dem
allgemeinen Besuch nicht zugänglich, doch konnten Bücher-
verleihungen stattfinden, da die Bibliotheksbestände bald
nach ihrer Überführung in das neue Gebäude aufgestellt
worden sind. Der Mechanisch-technischen Abteilung oblag
es im Berichtsjahre anlässlich der Landesausstellung, die um-
fangreiche Maschinenabteilung, welche nach Angabe der
beteiligten Aussteller einen Umsatz von 1077248 M. erzielte,
zu organisiren und deren Betrieb zu leiten. Für die „Tech-
nische Stelle für gewerblichen Rechtsschutz" wurden im Neu-
bau des Bayerischen Gewerbomuseums besonders passende
Räume und Einrichtungen geschaffen, in welchen die vom
Kaiserl. Patentamte in Berlin nunmehr wöchentlich zu-
gesandten Patentschriften, ferner die Verzeichnisse der in
Deutschland geschützten Gebrauchsmuster und Warenzeichen,
sowie die schweizerischen und amerikanischen Patente für
alle Interessenten während der Dienststunden des Museums
zur Einsichtnahme aufliegen. Seitens der beteiligten Kreise
wird die „Technische Stelle für gewerblichen Rechtsschutz"
namentlich vor Einreichung von Patent-, Gebrauchsmuster-
und Warenzeichen-Gesuchen in Anspruch genommen. Ins-
besondere die Thatsache, dass der für die bayerische Klein-
industrie so wichtige Gebrauchsmusterschutz ohne amtliche
Prüfung auf Schutzfähigkeit des angemeldeten Modelles
erfolgt, lässt ein vorhergehendes Studium der bereits früher
patentirten Neuerungen im Interesse der Schutzsuchenden
gelegen erscheinen. Eine weitere, den praktischen Bedürf-
nissen des Industrie- und Gewerbelebens entsprechende
Thätigkeit der mechanisch-technischen Abteilung bildet die
Nachweisung von Bezugsquellen für Rohprodukte und Fabri-
kate aller Art. Hierzu dient namentlich die Einrichtung
§1*
159
Einnahmen. Das Vereinsvermögen wies am 31. Dezember
1896 einen Stand von 174 687 Mark auf. Infolge des Rück-
tritts des langjährigen ersten Vorstandes, Direktor y. Lange,
der siebzehn Jahre lang die Vereinsgeschäfte mit außer-
ordentlichem Erfolge geleitet hat, wurde derselbe in einer
außerordentlichen Generalversammlung vom 27. April 1897
zum Ehrenvorstand ernannt und der gleichfalls aus dem Vor-
stande ausscheidende bisherige dritte Vorstand, Magistratsrat
Hergl, einstimmig zum Ehrenmitglied des Vereins gewählt.
Auch der zweite Vorstand, Architekt G. Seidl, legte sein
Amt nieder, so dass diese drei Ämter sämtlich neu besetzt
werden mussten. Das Amt des ersten Vorstandes hat nun-
mehr Professor Rud. Seitz übernommen, das des zweiten
Vorstandes Hofjuwelier Merk, das des dritten Vorstandes
Bauamtmann Hocheder. Die Vereinsausschüsse wurden neu
bezw. wieder gewählt in Ergänzung der ausscheidenden Mit-
glieder die Herren: Prof. Fritz v. Miller, Architekt J v.
Schmaedel, Maler Rieh. Riemerschmied, Goldschmied Karl
Rothmüller, Architekt K. Fr. Weyßer, Exe. Graf zu Castell,
Architekt Wilh. Bertsch, Bildhauer Karl Groß, Kunst-
schlosser R. Kirsch, Bildhauer Petzold, Kunsttischler Ml,
Prof. G. Seidl, Rechtsrat Wölzel.
Weltausstellung in Paris 1000. Der deutsche .Reichs-
kommissar Geh. Rat Dr. Richter hatte auf den 20. Februar
d. J. die von ihm auf dem Delegirtentage des Verbandes
deutscher Kunstgewerbevereine vom Januar d. J. (s. He
des lfd. Jahrg.) in Aussicht gestellte Kommission- von 1 ach-
leuten des Kunstgewerbes auf den 20. Februar nach Berlin
zusammenberufen. Von 46 Geladenen waren 3b erschienen,
welche über die schon auf dem Delegirtentage zur Sprache
gekommenen Grundsätze über die Art der Beteiligung des
deutschen Kunstgewerbes berieten. Das weitere Vorgeben
sollte durch einen aus 12 Mitgliedern der Kommission ge-
bildeten Arbeitsausschuss festgestellt werden, der ev. je
nach Lage der Sache auch in den einzelnen Kunstcentren
tagen und dann von Fall zu Fall geeignete Fachleute zu
seinen Sitzungen zuziehen sollte. Bis jetzt scheint jedoch
der Ausschuss seine Arbeit noch nicht begonnen zu haben.
MUSEEN,
-u- Nürnberg. Dem Jahresbericht des Bayerischen
Gewerbcmuseums für 1896 entnehmen wir folgendes: Zwei
bedeutsame Ereignisse geben dem Berichtsjahr, das als das
fünfundzwanzigste in der Geschichte des Bayerischen be-
werbemuseums den Charakter eines Jubiläumsjahres hatte,
das Gepräge: die II. Bayerische Landes-Gewerbe-Industrie-
und Kunstausstellung in Nürnberg und die Übersiedelung
der Anstalt in das neue Museumsgebäude. Zu der Aus-
stellung hat das Museum nicht nur die Anregung gegeben,
sondern deren ganze Organisation und künstlerische Durch-
führung sind sein Werk gewesen. Im Frühjahr fand der
Umzug in das neue Museumsgebäude statt, dessen feierliche
Eröffnung im Juni d. J. vorgenommen werden soll, nachdem
die innere Ausstattung der Räume und die Aufstellung der
Sammlungen vollendet sein wird. In dankenswertester Weise
wurde dem Museum von der in Wiesbaden lebenden Witwe
des im Jahre 1895 verstorbenen Kommorzienrates Sigmund
Schuckert die ansehnliche Summe von 30000 M. zum Zweck
der Vermehrung der Sammlungen zum Geschenk gemacht.
Durch den Tod wurde dem Museum entrissen Professor
Dr. Jakob Stockbauer, Kustos der Mustersammlung des
Bayerischen Gewerbemuseums und Redakteur der Bayerischen
Gewerbezeitung. Mit ihm hat die Anstalt ihren ältesten
Beamten verloren, der in den 21 Jahren, die er ihr angehörte,
eine überaus ersprießliche Thätigkeit entfaltet und es vor-
trefflich verstanden hat, den Gewerbetreibenden die frucht-
barsten Anregungen zu geben. In der Mustersammlung, in
welcher namhafte Ankäufe nicht gemacht wurden, war man
hauptsächlich damit beschäftigt, die Gegenstände zur Über-
siedelung in den Neubau zu reinigen, auszubessern undhinüber-
zuschaffen. Die Aufstellung derselben wird bis zur Eröffnung
des Museums beendet sein. Für die Vorbildersammlung mit
Zeicliensälen und Zeichenbureau war insbesondere die Zeit
bis zur Eröffnung der IT. Bayerischen Landesausstellung eine
Gelegenheit, um die Vielseitigkeit der Einrichtungen der
Vorbildersammlung im weitestgehenden Maße praktisch zu
verwerten, sei es durch Überlassung geeigneten Vorbilder-
materials, durch Ratschläge oder durch Anfertigung von
Entwürfen und Details. Die Zahl der Entwürfe betrug 51,
für welche über 400 Blatt Zeichnungen erforderlieh waren,
wobei zu bemerken ist, dass diese Entwürfe unter anderem
betrafen: 3 vollständige Zimmereinrichtungen für die Landes-
ausstellung 1896, dabei auch die allgemein anerkannte länd-
liche Zimmereinrichtung des Gewerbevereins Leutershausen,
2 Buffetts, 1 Salonschrank, 5 Kioske, welche im Parke ver-
teilt waren, verschiedene kleinere kunstgewerbliche Objekte
und 37 Arrangements von Ausstellungsobjekten, darunter
eine ganze Anzahl, welche zu den größton und umfang-
reichsten der Ausstellung gehörten. Die Bibliothek und das
Lesezimmer wurden des Umzugs halber seit Frühjahr dem
allgemeinen Besuch nicht zugänglich, doch konnten Bücher-
verleihungen stattfinden, da die Bibliotheksbestände bald
nach ihrer Überführung in das neue Gebäude aufgestellt
worden sind. Der Mechanisch-technischen Abteilung oblag
es im Berichtsjahre anlässlich der Landesausstellung, die um-
fangreiche Maschinenabteilung, welche nach Angabe der
beteiligten Aussteller einen Umsatz von 1077248 M. erzielte,
zu organisiren und deren Betrieb zu leiten. Für die „Tech-
nische Stelle für gewerblichen Rechtsschutz" wurden im Neu-
bau des Bayerischen Gewerbomuseums besonders passende
Räume und Einrichtungen geschaffen, in welchen die vom
Kaiserl. Patentamte in Berlin nunmehr wöchentlich zu-
gesandten Patentschriften, ferner die Verzeichnisse der in
Deutschland geschützten Gebrauchsmuster und Warenzeichen,
sowie die schweizerischen und amerikanischen Patente für
alle Interessenten während der Dienststunden des Museums
zur Einsichtnahme aufliegen. Seitens der beteiligten Kreise
wird die „Technische Stelle für gewerblichen Rechtsschutz"
namentlich vor Einreichung von Patent-, Gebrauchsmuster-
und Warenzeichen-Gesuchen in Anspruch genommen. Ins-
besondere die Thatsache, dass der für die bayerische Klein-
industrie so wichtige Gebrauchsmusterschutz ohne amtliche
Prüfung auf Schutzfähigkeit des angemeldeten Modelles
erfolgt, lässt ein vorhergehendes Studium der bereits früher
patentirten Neuerungen im Interesse der Schutzsuchenden
gelegen erscheinen. Eine weitere, den praktischen Bedürf-
nissen des Industrie- und Gewerbelebens entsprechende
Thätigkeit der mechanisch-technischen Abteilung bildet die
Nachweisung von Bezugsquellen für Rohprodukte und Fabri-
kate aller Art. Hierzu dient namentlich die Einrichtung
§1*