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KLEINE MITTEILUNGEN.
des „Bayerischen Gewerbearchivs", welches bezweckt, dass
bei den zahlreich einlaufenden Anfragen nach Bezugsquellen
thunlichst bayerische Firmennamhafl gemacht werden können.
Die bereits in den drei vorhergehenden Jahresberichten
erwähnten Versuche zur Verbesserung der Bleiglasur für
Töpferwaren wurden in diesem Jahre abgeschlossen. Es
hat sich gezeigt, dass an verschiedenen Centren die Töpfer
mit Hilfe der Infusorien- oder Tripeleräe oder einem Ge-
mische von beiden die Säurebeständigkeit der üblichen Blei-
glasur so weit verbessern können, dass dieselbe den gesetz-
lichen Anforderungen vollkommen entspricht. In der mit
der Abteilung verbundenen amtlich anerkannten Papier-
prüfungsanstalt wurden 90 Papierproben untersucht, welche
zu 25 Beanstandungen führten. Die Permanente Ausstellung
für Industrie und Handel war im Berichtsjahre geschlossen.
Der Verband bayerischer Gewerbevereine zählte am Schlüsse
des Jahres Gl Vereine mit 9491 Mitgliedern. Dem Professor
Dr. Stockbauer wird aus dem Kreise des Verbandes in An-
erkennung seiner großen Verdienste und ersprießlichen
Thätigkeit während der 21jährigen Wirksamkeit im Ver-
bände als bleibendes Zeichen der Erinnerung ein Grabdenk-
mal errichtet werden.
Slj^BIECHERSCHAU^n^
Arbeiten der österreichischen Kunstindustrie aus
den Jahren 1868—1893. Zum 25jährigen Jubiläum der
Kunstgewerbeschulo des K. K. österreichischen Museums
für Kunst und Industrie. Herausgegeben von der Direk-
tion. Wien. Druck und Verlag der Gesellschaft für ver-
vielfältigende Kunst. 1893.
Die mit dem Museum verbundene Kunstgewerbeschule
will durch das vorliegende Werk einen Überblick über die
Resultate ihrer Thätigkeit geben. Die veröffentlichten Ar-
beiten sind teils von Lehrern der Anstalt, teils unter deren
Leitung von fortgeschrittenen Schülern oder von solchen,
welche bereits in das Berufsleben eingetreten sind, entworfen
und soweit möglich in der ünterrichtsanstalt selbst ausge-
führt worden. Darnach sind die veröffentlichten Arbeiten
wohl im stände, die Erfolge der Anstalt vor Augen zu
führen. Die großen, auf das vornehmste ausgestatteten
Tafeln — 3 Lieferungen mit zusammen 30 Tafeln liegen
uns vor — sind mit Kupferdruckplatten hergestellt und
sind von Schülern der Abteilung für Radirkunst in Kupfer
radirt. Die Mittel für die Herstellung der Platten gewährte
der anlässlich des Regierungsjubiläums des Kaisers von
Österreich im Jahre 18S8 der Schule von Herrn Albert Frei-
herrn von Rothschild zu Verfügung gestellte Fonds, während
die Herstellung der meisten kostbaren Arbeiten durch den
Hoftiteltaxenfonds ermöglicht wurde. Einige der Arbeiten
sind im Besitze von Mitgliedern des österreichischen Kaiser-
hauses, die meisten Eigentum des österreichischen Museums
für Kunst und Industrie. Fast durchweg bekunden die Ar-
beiten, welche die verschiedensten Gebiete kunstgewerblicher
Thätigkeit umfassen, strengste Durchbildung im einzelnen,
wie Festhalten an der durch Teirich, Storck, Eitelberger u. a.
ausgebildeten Wiener italienischen Renaissance. Seien es
Möbel, Schmuckgegenstände, Lederarbeiten, Arbeiten der
Kleinplastik, ihnen allen ist deutlich der Einiluss der, oft
sogar etwas schweren, von dem Einfluss der neueren Bewe-
gungen im Kunstgewerbe frei gebliebenen Wiener Stilrich-
tung anzusehen. Alle Arbeiten aber bezeugen, wie sehr man
gerade in Wien, dank dem Einflüsse der Schule des Museums,
auf handwerklich tüchtige und gediegene Ausführung kunst-
gewerblicher Arbeiten Wert legt. Aus den veröffentlichten
Arbeiten ist allerdings nicht zu ersehen, wie weit man an
der Wiener Schule auch den neueren Bestrebungen gerecht
zu werden sucht, welche auf ein weniger strenges Festhalten
an überlieferten Formen gerichtet sind, um den neuen, an
uns herantretenden Aufgaben gerecht werden zu können.
Doch soll ja eben die vornehme Publikation im wesentlichen
ein Bild dessen geben, wie man an der Wiener Schule auf
strenge Erziehung der Kunsthandwerker in den verflossenen
25 Jahren bedacht war. Und dafür legen die vorliegenden
Blätter beredtes Zeugnis ab und werden in allen Biblio-
theken, welche kunstgewerbliche Litteratur sammeln, nicht
fehlen dürfen. Auch der schaffende Künstler wird trotz der
den meisten Arbeiten eigenen strengen Stilrichtung diese
Leistungen des Wiener Kunsthandwerks mit Nutzen studiren.
Mit Erlaubnis der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst
bringen wir im vorliegenden Hefte eine Reproduktion einer
Tafel aus dem Werke in ca. 3/4 der Größe der Original-
abbildung. Bei dem uns zur Verfügung stehenden Repro-
duktionsverfahren kann diese Abbildung allerdings keinen
Begriff von der vorzüglichen Wiedergabe der Arbeiten im
Werke selbst geben.
Zur Reform des Zeichen-Unterrichts. 1. Heft. Ham-
burg, in Kommission bei Boysen & Maasch, 1897. 48 S.
gr. 8°. Preis 0,80 M.
Die Lehrer- Vereinigung für die Pflege der künstlerischen
Bildung in Hamburg hat sich mit diesem Schriftchen im
Interesse der erst seit einigen Jahren auch in Deutsehland
in Fluss gekommenen Bewegung ein bedeutungsvolles Ver-
dienst erworben, indem sie die von Hirth, Lange, Matthaei,
P. Jessen u. a. ausgegangenen Reformvorschläge wie in einem
Fokus zusammenfasste und so in ihrer Hauptsache einem
größeren Kreise vorlegte. Im ersten allgemeinen Teil: „Wesen,
Stoff und Aufgabe des Zeichenunterrichts" werden unter Be-
rücksichtigung der deutschen und ausländischen Litteratur
(Verzeichnis am Schluss die Buches), deren erfreuliches An-
wachsen von der Ausbreitung der Bewegung zeugt, die mo-
dernen, auf eine Umgestaltung dieses Unterrichts gerichteten
Forderungen kurz und doch eingehend begründet. Die
Methode muss es von vornherein darauf anlegen, die Selbst-
thätigkeit des Kindes anzuregen, die in seiner Natur liegen-
den allgemein-menschlichen wie die individuellen Keime zur
Entwicklung zu bringen, sie muss mehr subjektiv sein als
bisher, mehr „gefühlsmäßig, wo sie bisher rein verstandes-
mäßig war". An den naiven Darstellungen, welche das Kind
spielender Weise von den Gegenständen seines Gesichts-
kreises entwürft, sollen wir anknüpfen, seine Freude an der
Farbe wie überhaupt seine Anlage zum Genuss des Schönen
in Natur und Kunst sollen wir sorgsam auszubilden und die
produktive Begabung zu entwickeln suchen, wenig bekümmert
um ein schablonenhaft korrektes Äußere der Zeichnungen.
Von großem Interesse sind hierfür die in öffentlichen Schulen
Amerikas planmäßig ausgeführten Beobachtungen an vielen
Tausenden von Kindern der verschiedensten Entwicklungs-
stufen, welche man eine vorerzählte Geschichte ohne fremde
Hilfe zeichnerisch wiedergeben, einen geschmückten Gegen-
stand abzeichnen ließ, und ähnliche in Hamburger Schulen
gemachte Versuche. Dass mit großer Schärfe für die ersten
Schuljahre alle geometrisch-ornamentalen Formen verworfen
KLEINE MITTEILUNGEN.
des „Bayerischen Gewerbearchivs", welches bezweckt, dass
bei den zahlreich einlaufenden Anfragen nach Bezugsquellen
thunlichst bayerische Firmennamhafl gemacht werden können.
Die bereits in den drei vorhergehenden Jahresberichten
erwähnten Versuche zur Verbesserung der Bleiglasur für
Töpferwaren wurden in diesem Jahre abgeschlossen. Es
hat sich gezeigt, dass an verschiedenen Centren die Töpfer
mit Hilfe der Infusorien- oder Tripeleräe oder einem Ge-
mische von beiden die Säurebeständigkeit der üblichen Blei-
glasur so weit verbessern können, dass dieselbe den gesetz-
lichen Anforderungen vollkommen entspricht. In der mit
der Abteilung verbundenen amtlich anerkannten Papier-
prüfungsanstalt wurden 90 Papierproben untersucht, welche
zu 25 Beanstandungen führten. Die Permanente Ausstellung
für Industrie und Handel war im Berichtsjahre geschlossen.
Der Verband bayerischer Gewerbevereine zählte am Schlüsse
des Jahres Gl Vereine mit 9491 Mitgliedern. Dem Professor
Dr. Stockbauer wird aus dem Kreise des Verbandes in An-
erkennung seiner großen Verdienste und ersprießlichen
Thätigkeit während der 21jährigen Wirksamkeit im Ver-
bände als bleibendes Zeichen der Erinnerung ein Grabdenk-
mal errichtet werden.
Slj^BIECHERSCHAU^n^
Arbeiten der österreichischen Kunstindustrie aus
den Jahren 1868—1893. Zum 25jährigen Jubiläum der
Kunstgewerbeschulo des K. K. österreichischen Museums
für Kunst und Industrie. Herausgegeben von der Direk-
tion. Wien. Druck und Verlag der Gesellschaft für ver-
vielfältigende Kunst. 1893.
Die mit dem Museum verbundene Kunstgewerbeschule
will durch das vorliegende Werk einen Überblick über die
Resultate ihrer Thätigkeit geben. Die veröffentlichten Ar-
beiten sind teils von Lehrern der Anstalt, teils unter deren
Leitung von fortgeschrittenen Schülern oder von solchen,
welche bereits in das Berufsleben eingetreten sind, entworfen
und soweit möglich in der ünterrichtsanstalt selbst ausge-
führt worden. Darnach sind die veröffentlichten Arbeiten
wohl im stände, die Erfolge der Anstalt vor Augen zu
führen. Die großen, auf das vornehmste ausgestatteten
Tafeln — 3 Lieferungen mit zusammen 30 Tafeln liegen
uns vor — sind mit Kupferdruckplatten hergestellt und
sind von Schülern der Abteilung für Radirkunst in Kupfer
radirt. Die Mittel für die Herstellung der Platten gewährte
der anlässlich des Regierungsjubiläums des Kaisers von
Österreich im Jahre 18S8 der Schule von Herrn Albert Frei-
herrn von Rothschild zu Verfügung gestellte Fonds, während
die Herstellung der meisten kostbaren Arbeiten durch den
Hoftiteltaxenfonds ermöglicht wurde. Einige der Arbeiten
sind im Besitze von Mitgliedern des österreichischen Kaiser-
hauses, die meisten Eigentum des österreichischen Museums
für Kunst und Industrie. Fast durchweg bekunden die Ar-
beiten, welche die verschiedensten Gebiete kunstgewerblicher
Thätigkeit umfassen, strengste Durchbildung im einzelnen,
wie Festhalten an der durch Teirich, Storck, Eitelberger u. a.
ausgebildeten Wiener italienischen Renaissance. Seien es
Möbel, Schmuckgegenstände, Lederarbeiten, Arbeiten der
Kleinplastik, ihnen allen ist deutlich der Einiluss der, oft
sogar etwas schweren, von dem Einfluss der neueren Bewe-
gungen im Kunstgewerbe frei gebliebenen Wiener Stilrich-
tung anzusehen. Alle Arbeiten aber bezeugen, wie sehr man
gerade in Wien, dank dem Einflüsse der Schule des Museums,
auf handwerklich tüchtige und gediegene Ausführung kunst-
gewerblicher Arbeiten Wert legt. Aus den veröffentlichten
Arbeiten ist allerdings nicht zu ersehen, wie weit man an
der Wiener Schule auch den neueren Bestrebungen gerecht
zu werden sucht, welche auf ein weniger strenges Festhalten
an überlieferten Formen gerichtet sind, um den neuen, an
uns herantretenden Aufgaben gerecht werden zu können.
Doch soll ja eben die vornehme Publikation im wesentlichen
ein Bild dessen geben, wie man an der Wiener Schule auf
strenge Erziehung der Kunsthandwerker in den verflossenen
25 Jahren bedacht war. Und dafür legen die vorliegenden
Blätter beredtes Zeugnis ab und werden in allen Biblio-
theken, welche kunstgewerbliche Litteratur sammeln, nicht
fehlen dürfen. Auch der schaffende Künstler wird trotz der
den meisten Arbeiten eigenen strengen Stilrichtung diese
Leistungen des Wiener Kunsthandwerks mit Nutzen studiren.
Mit Erlaubnis der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst
bringen wir im vorliegenden Hefte eine Reproduktion einer
Tafel aus dem Werke in ca. 3/4 der Größe der Original-
abbildung. Bei dem uns zur Verfügung stehenden Repro-
duktionsverfahren kann diese Abbildung allerdings keinen
Begriff von der vorzüglichen Wiedergabe der Arbeiten im
Werke selbst geben.
Zur Reform des Zeichen-Unterrichts. 1. Heft. Ham-
burg, in Kommission bei Boysen & Maasch, 1897. 48 S.
gr. 8°. Preis 0,80 M.
Die Lehrer- Vereinigung für die Pflege der künstlerischen
Bildung in Hamburg hat sich mit diesem Schriftchen im
Interesse der erst seit einigen Jahren auch in Deutsehland
in Fluss gekommenen Bewegung ein bedeutungsvolles Ver-
dienst erworben, indem sie die von Hirth, Lange, Matthaei,
P. Jessen u. a. ausgegangenen Reformvorschläge wie in einem
Fokus zusammenfasste und so in ihrer Hauptsache einem
größeren Kreise vorlegte. Im ersten allgemeinen Teil: „Wesen,
Stoff und Aufgabe des Zeichenunterrichts" werden unter Be-
rücksichtigung der deutschen und ausländischen Litteratur
(Verzeichnis am Schluss die Buches), deren erfreuliches An-
wachsen von der Ausbreitung der Bewegung zeugt, die mo-
dernen, auf eine Umgestaltung dieses Unterrichts gerichteten
Forderungen kurz und doch eingehend begründet. Die
Methode muss es von vornherein darauf anlegen, die Selbst-
thätigkeit des Kindes anzuregen, die in seiner Natur liegen-
den allgemein-menschlichen wie die individuellen Keime zur
Entwicklung zu bringen, sie muss mehr subjektiv sein als
bisher, mehr „gefühlsmäßig, wo sie bisher rein verstandes-
mäßig war". An den naiven Darstellungen, welche das Kind
spielender Weise von den Gegenständen seines Gesichts-
kreises entwürft, sollen wir anknüpfen, seine Freude an der
Farbe wie überhaupt seine Anlage zum Genuss des Schönen
in Natur und Kunst sollen wir sorgsam auszubilden und die
produktive Begabung zu entwickeln suchen, wenig bekümmert
um ein schablonenhaft korrektes Äußere der Zeichnungen.
Von großem Interesse sind hierfür die in öffentlichen Schulen
Amerikas planmäßig ausgeführten Beobachtungen an vielen
Tausenden von Kindern der verschiedensten Entwicklungs-
stufen, welche man eine vorerzählte Geschichte ohne fremde
Hilfe zeichnerisch wiedergeben, einen geschmückten Gegen-
stand abzeichnen ließ, und ähnliche in Hamburger Schulen
gemachte Versuche. Dass mit großer Schärfe für die ersten
Schuljahre alle geometrisch-ornamentalen Formen verworfen