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AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTEN KUNSTGEWERBES.
Hirschbecher von 1685 (Nr.öl) lind die kostbare Onyxschale
(Nr. 54) haben in der Ausstellung den ihnen gebühren-
den Ehrenplatz erhalten. Der Einweihung der Universität
halber konnten die berühmten, seit dem 15. Jahrhundert
in Gebrauch befindlichen Rektoratsscepter erst nach
Drucklegung des Kataloges eingeliefert werden; sie sind
im Goldschranke des Majolikazimmers ausgestellt (s. Abb.
S. 169). Ein sehr reizvolles und kostbares Stück ist der in
Gold mit translucidem Email gefasste kleine Kristall-
pokal aus dem Jahre 1566 (Nr. 48) Sr. Durchlaucht des
Fürsten von Schönburg-Hartenstein.
Aus der Sammlung Felix, die eine ganze Reihe vor-
züglicher Goldschmiedearbeiten aufweisen kann, möchte
ich nur die prächtige Schale mit dem Urteil des Paris
(Nr. 66) — Augsburger Arbeit des Jacob Schuhmacher,
— sowie den ebenfalls kalt emaillirten kleinen zier-
lichen Frauenbecher (Nr. 64) ganz besonders hervor-
heben. Selten sind auch die beiden kleinen „Becher-
schrauben" (Nr. 71 und 72), knieende silbervergoldete
Männergestalten, bestimmt in den durch eine Schraube
beweglichen Armen einen Glasbecher zu halten. Beide
sind Nürnberger Arbeiten des Meisters J. R.
üotiäclier l'olial der Stadt Zwickau.
Unter dem Tafelgerät aus Edelmetall fallen vor
allem die vergoldeten Prunkstücke aus dem Besitze Sr.
Majestät des Königs ins Auge. Die prachtvolle große
Terrine (Nr. 77), Kettenflaschen (Nr. 80) und Kanne
(Nr. 79), sowie das große Gießbecken mit dazugehöriger
Kanne (Nr. 78) sind Arbeiten Augsburger Goldschmiede
(der Biller u. a.) aus den Jahren 1718 und 1733.
Aus der Silberkammer Sr. Hoheit des Herzogs von
Sachsen-Altenburg stammen einige große Terrinen von
schöner Form und vorzüglicher Arbeit (Nr. 83, 84, 85),
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gefertigt,
sowie die reiche aus 16 Teilen bestehende Toilette
(Nr. 1156) vom Jahre 1793. Zu einem Tafelservice des
Herrn Kamnierherrn Dr. v. Frege-Weltzien gehören die
unter Nr. 82 ausgestellten vorzüglichen Silberarbeiten
eines Pariser Goldschmiedes aus den ersten Jahren des
19. Jahrhunderts. Ein außerordentlich zierliches und
reizendes Stück ist das durchbrochen gearbeitete Frucht-
körbchen mit Emailwappen (Nr. 81) aus dem Besitze
Sr. Durchlaucht des Fürsten Reuß j. L.
Ganz hervorragend ist die Sammlung von Schmuck-
stücken des 15. bis 19. Jahrhunderts. Aus dem
Leipziger Stadtschatz ist vor allem die kostbare
große Gürtelkette (Nr. 90) und das ganz köstliche
Schützenkleinod (Nr. 95, s. Abb. S. 170) mit der Dar-
stellung eines Vogelschießens zu nennen, dem in der
Komposition der vom Sebastianspokal (Nr. 52) stammende
einfachere Anhänger (Nr. 127, s. Abb. S. 170) nahe ver-
wandt ist. Nicht nur durch Größe und Reichtum der
Steine, sondern auch durch Feinheit und Eleganz der
Arbeit ragt der noch ganz unbekannte Anhänger mit
dem Wappen der Schulenbnrg hervor (Nr. 1177, aus
dem Besitze der Familie von der Schulenburg in Alten-
burg). Herr Stadtrat Zscbille hat eine ganze Anzahl
der entzückendsten Kleinodien geliehen (Nr. 114—122),
aus der ich nur die Kette mit dem goldenen Vließ und
den Anhänger in Gestalt einer Sirene (s. Abb. S. 170)
herausgreifen möchte. Der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts gehören die vier wohlerhalteneu zierlichen
Ehrenketten mit seltenen Denkmünzen als Anhänger
(Nr. 106—109) der Stadt Altenburg an, welche nebst
anderen kleineren Schmuckstücken (Nr. 110—113) erst
vor ungefähr 15 Jahren in einem Grabe der dortigen
Bartholomäikirche aufgefunden worden sind.
Als zweite Gruppe verzeichnet der Katalog Zinn-
geräte. Leipzig hat das Glück, in den Sammlungen des
Herrn Regierungsrates Dr. Hans Demiani und des Herrn
Julius Zöllner die größten und besten Zinnsammlungen
zu besitzen, und der Bedeutung dieser Sammlungen
entspricht die Wahl, welche die glücklichen
W Besitzer aus ihrem reichen Vorrat getroffen
haben. Herr Julius Zöllner hat eine geschlossene
Gruppe von Nürnberger Zinntellern, Schalen und
Platten des 16. Jahrhunderts (Nr. 171 — 197),
sowie mehrere gravirte Kannen, unter ihnen
AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTEN KUNSTGEWERBES.
Hirschbecher von 1685 (Nr.öl) lind die kostbare Onyxschale
(Nr. 54) haben in der Ausstellung den ihnen gebühren-
den Ehrenplatz erhalten. Der Einweihung der Universität
halber konnten die berühmten, seit dem 15. Jahrhundert
in Gebrauch befindlichen Rektoratsscepter erst nach
Drucklegung des Kataloges eingeliefert werden; sie sind
im Goldschranke des Majolikazimmers ausgestellt (s. Abb.
S. 169). Ein sehr reizvolles und kostbares Stück ist der in
Gold mit translucidem Email gefasste kleine Kristall-
pokal aus dem Jahre 1566 (Nr. 48) Sr. Durchlaucht des
Fürsten von Schönburg-Hartenstein.
Aus der Sammlung Felix, die eine ganze Reihe vor-
züglicher Goldschmiedearbeiten aufweisen kann, möchte
ich nur die prächtige Schale mit dem Urteil des Paris
(Nr. 66) — Augsburger Arbeit des Jacob Schuhmacher,
— sowie den ebenfalls kalt emaillirten kleinen zier-
lichen Frauenbecher (Nr. 64) ganz besonders hervor-
heben. Selten sind auch die beiden kleinen „Becher-
schrauben" (Nr. 71 und 72), knieende silbervergoldete
Männergestalten, bestimmt in den durch eine Schraube
beweglichen Armen einen Glasbecher zu halten. Beide
sind Nürnberger Arbeiten des Meisters J. R.
üotiäclier l'olial der Stadt Zwickau.
Unter dem Tafelgerät aus Edelmetall fallen vor
allem die vergoldeten Prunkstücke aus dem Besitze Sr.
Majestät des Königs ins Auge. Die prachtvolle große
Terrine (Nr. 77), Kettenflaschen (Nr. 80) und Kanne
(Nr. 79), sowie das große Gießbecken mit dazugehöriger
Kanne (Nr. 78) sind Arbeiten Augsburger Goldschmiede
(der Biller u. a.) aus den Jahren 1718 und 1733.
Aus der Silberkammer Sr. Hoheit des Herzogs von
Sachsen-Altenburg stammen einige große Terrinen von
schöner Form und vorzüglicher Arbeit (Nr. 83, 84, 85),
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gefertigt,
sowie die reiche aus 16 Teilen bestehende Toilette
(Nr. 1156) vom Jahre 1793. Zu einem Tafelservice des
Herrn Kamnierherrn Dr. v. Frege-Weltzien gehören die
unter Nr. 82 ausgestellten vorzüglichen Silberarbeiten
eines Pariser Goldschmiedes aus den ersten Jahren des
19. Jahrhunderts. Ein außerordentlich zierliches und
reizendes Stück ist das durchbrochen gearbeitete Frucht-
körbchen mit Emailwappen (Nr. 81) aus dem Besitze
Sr. Durchlaucht des Fürsten Reuß j. L.
Ganz hervorragend ist die Sammlung von Schmuck-
stücken des 15. bis 19. Jahrhunderts. Aus dem
Leipziger Stadtschatz ist vor allem die kostbare
große Gürtelkette (Nr. 90) und das ganz köstliche
Schützenkleinod (Nr. 95, s. Abb. S. 170) mit der Dar-
stellung eines Vogelschießens zu nennen, dem in der
Komposition der vom Sebastianspokal (Nr. 52) stammende
einfachere Anhänger (Nr. 127, s. Abb. S. 170) nahe ver-
wandt ist. Nicht nur durch Größe und Reichtum der
Steine, sondern auch durch Feinheit und Eleganz der
Arbeit ragt der noch ganz unbekannte Anhänger mit
dem Wappen der Schulenbnrg hervor (Nr. 1177, aus
dem Besitze der Familie von der Schulenburg in Alten-
burg). Herr Stadtrat Zscbille hat eine ganze Anzahl
der entzückendsten Kleinodien geliehen (Nr. 114—122),
aus der ich nur die Kette mit dem goldenen Vließ und
den Anhänger in Gestalt einer Sirene (s. Abb. S. 170)
herausgreifen möchte. Der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts gehören die vier wohlerhalteneu zierlichen
Ehrenketten mit seltenen Denkmünzen als Anhänger
(Nr. 106—109) der Stadt Altenburg an, welche nebst
anderen kleineren Schmuckstücken (Nr. 110—113) erst
vor ungefähr 15 Jahren in einem Grabe der dortigen
Bartholomäikirche aufgefunden worden sind.
Als zweite Gruppe verzeichnet der Katalog Zinn-
geräte. Leipzig hat das Glück, in den Sammlungen des
Herrn Regierungsrates Dr. Hans Demiani und des Herrn
Julius Zöllner die größten und besten Zinnsammlungen
zu besitzen, und der Bedeutung dieser Sammlungen
entspricht die Wahl, welche die glücklichen
W Besitzer aus ihrem reichen Vorrat getroffen
haben. Herr Julius Zöllner hat eine geschlossene
Gruppe von Nürnberger Zinntellern, Schalen und
Platten des 16. Jahrhunderts (Nr. 171 — 197),
sowie mehrere gravirte Kannen, unter ihnen