AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTEN KUNSTGEWERBES
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die gewaltige bedeutende frühe Innungskanne der Laubaner
Hufschmiede, ausgestellt, Herr Eegierungsrat Dr. Demiani
eine große Anzahl prachtvoller gegossener Prunkgeräte
(Nr. 146—170), durchweg Exemplare von tadelloser Schön-
heit und größter Schärfe. Eine sächsische Arbeit ist
die Zittauer Kanne (Nr. 202), mit Eeliefs nach Peter
Flötner; der Form nach bedeutend sind die beiden hohen,
1588 datirten Zinnkannen der Stadt Crimmitschau (Nr. 204).
Über die Majoliken kann ich mich kurz fassen, da
der bei weitem überwiegende Teil, die berühmte Samm-
lung Zschille, bereits von berufener Seite im 9. Heft
des vorliegenden Jahrganges dieser Zeitschrift eingehend
gewürdigt worden ist. Der Sammlung Felix entstammen
fünf ausgezeichnete italienische Majoliken (Nr. 245, 252,
254, 255, 370), unter denen ich nur das schöne große
Kühlbecken mit der Darstellung des Horatius Codes ganz
besonders hervorheben will.
Von deutschem Steinzeug ist das Siegburger Fabrikat
am besten vertreten. In der stattlichen Reihe von
Schnellen stehen einige bezeichnete Arbeiten des Hans
Hilgers. Die schärfsten Exemplare entstammen der
Sammlung Zschille (Nr. 391, 394, 396, 397, 398, 4U3,
404, 406, 407), während Herr Hans Felix unter andern
das ganz hervorragende Prunkgefäß (Nr. 405) aus dem
Jahre 1573 zur Ausstellung gebracht hat. Zur Samm-
lung desselben Herrn gehört auch das beste Stück der
ausgestellten Eaerener Ware, der Eiesenkrug Nr. 376,
eine bezeichnete Arbeit des berühmten Eaerener Töpfers
Baldem Menniken vom Jahre 1579. Unter den wenigen
Apostelkrügen ragt wieder ein Exemplar der Zschüle'schen
Sammlung (Nr. 413) hervor, der die Ausstellung auch
die besten Kreußener und Nassauer Fabrikate verdankt.
Interessant sind einige sächsische Arbeiten (Nr. 418 bis
422 und 424—427), besonders Herrn Stadtrat Zschüle's
Figur eines Junkers aus dem 17. Jahrhundert, die in
Torgau aufgefunden und vielleicht auch dort ange-
fertigt ist.
Eine ganz besondere Specialität der Ausstellung
bildet die sogenannte Böttgerware d. h. das erste voii
dem Erfinder des Meißener Porzellan hergestellte rote
Steinzeug, über welches erst die neuere Zeit einige Auf-
klärung uns verschafft hat. Hoffentlich trägt die hier
von allen Seiten zusammengebrachte stattliche Sammlung
— es ist wohl noch nie so viel „Böttgerporzellan" an
einer Stelle zum Vergleich vereinigt gewesen — noch
mehr dazu bei, Licht in das Dunkel zu bringen. Der
Katalog unterscheidet drei Gruppen: chinesische, hollän-
dische und Böttger-Ware, und so gesondert ist auch das
gesamte Material in einem großen Wandschrank des
Porzellanzimmers aufgestellt worden.
Ganz links finden wir zunächst das chinesische
Fabrikat (Nr. 443-54), zum größten Teil aus dem Be-
sitze Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Altenburg
stammend. Es ist hier nur des Vergleichs wegen auf-
gestellt worden, denn, wie schon erwähnt, hat die Kunst
des Orients in der Ausstellung keine Berücksichtigung ge-
funden. Ein Teil der Böttgerware ') und das holländische
Fabrikat erscheinen nämlich nicht nur nach Material
und Form, sondern auch in den Ornamenten als direkte
Nachahmungen des roten chinesischen Steinzeuges, von
dem sie kaum zu unterscheiden sind. Die holländische
Ware (Nr. 512—520) trägt meist den Namen des Ver-
fertigers (hier Ary und M. de Milde), es ist also ein Irrtum
nicht möglich, während für das als direkte Nachahmung des
chinesischen Steinzeuges zu betrachtende rote Böttgergut
(Nr. 455—457,488 — 511) nur allerhand kleine äußere An-
haltspunkte, wie missverstandone chinesische Ornamente,
anscheinend nachgeahmte chinesische Marken, die außer-
ordentliche Härte der Masse u. s. w. maßgebend sind. Es
sind also bei dieser letzteren Gruppe in der Bestimmung
1) Vgl. Brinckmann, Hamb. Mus. etc. S. 394.
Relitoratsscenter der Stadt Leipzig.
(Nach einer Zeichnung im Besitze des itats der Stadt Leipzig.)
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die gewaltige bedeutende frühe Innungskanne der Laubaner
Hufschmiede, ausgestellt, Herr Eegierungsrat Dr. Demiani
eine große Anzahl prachtvoller gegossener Prunkgeräte
(Nr. 146—170), durchweg Exemplare von tadelloser Schön-
heit und größter Schärfe. Eine sächsische Arbeit ist
die Zittauer Kanne (Nr. 202), mit Eeliefs nach Peter
Flötner; der Form nach bedeutend sind die beiden hohen,
1588 datirten Zinnkannen der Stadt Crimmitschau (Nr. 204).
Über die Majoliken kann ich mich kurz fassen, da
der bei weitem überwiegende Teil, die berühmte Samm-
lung Zschille, bereits von berufener Seite im 9. Heft
des vorliegenden Jahrganges dieser Zeitschrift eingehend
gewürdigt worden ist. Der Sammlung Felix entstammen
fünf ausgezeichnete italienische Majoliken (Nr. 245, 252,
254, 255, 370), unter denen ich nur das schöne große
Kühlbecken mit der Darstellung des Horatius Codes ganz
besonders hervorheben will.
Von deutschem Steinzeug ist das Siegburger Fabrikat
am besten vertreten. In der stattlichen Reihe von
Schnellen stehen einige bezeichnete Arbeiten des Hans
Hilgers. Die schärfsten Exemplare entstammen der
Sammlung Zschille (Nr. 391, 394, 396, 397, 398, 4U3,
404, 406, 407), während Herr Hans Felix unter andern
das ganz hervorragende Prunkgefäß (Nr. 405) aus dem
Jahre 1573 zur Ausstellung gebracht hat. Zur Samm-
lung desselben Herrn gehört auch das beste Stück der
ausgestellten Eaerener Ware, der Eiesenkrug Nr. 376,
eine bezeichnete Arbeit des berühmten Eaerener Töpfers
Baldem Menniken vom Jahre 1579. Unter den wenigen
Apostelkrügen ragt wieder ein Exemplar der Zschüle'schen
Sammlung (Nr. 413) hervor, der die Ausstellung auch
die besten Kreußener und Nassauer Fabrikate verdankt.
Interessant sind einige sächsische Arbeiten (Nr. 418 bis
422 und 424—427), besonders Herrn Stadtrat Zschüle's
Figur eines Junkers aus dem 17. Jahrhundert, die in
Torgau aufgefunden und vielleicht auch dort ange-
fertigt ist.
Eine ganz besondere Specialität der Ausstellung
bildet die sogenannte Böttgerware d. h. das erste voii
dem Erfinder des Meißener Porzellan hergestellte rote
Steinzeug, über welches erst die neuere Zeit einige Auf-
klärung uns verschafft hat. Hoffentlich trägt die hier
von allen Seiten zusammengebrachte stattliche Sammlung
— es ist wohl noch nie so viel „Böttgerporzellan" an
einer Stelle zum Vergleich vereinigt gewesen — noch
mehr dazu bei, Licht in das Dunkel zu bringen. Der
Katalog unterscheidet drei Gruppen: chinesische, hollän-
dische und Böttger-Ware, und so gesondert ist auch das
gesamte Material in einem großen Wandschrank des
Porzellanzimmers aufgestellt worden.
Ganz links finden wir zunächst das chinesische
Fabrikat (Nr. 443-54), zum größten Teil aus dem Be-
sitze Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Altenburg
stammend. Es ist hier nur des Vergleichs wegen auf-
gestellt worden, denn, wie schon erwähnt, hat die Kunst
des Orients in der Ausstellung keine Berücksichtigung ge-
funden. Ein Teil der Böttgerware ') und das holländische
Fabrikat erscheinen nämlich nicht nur nach Material
und Form, sondern auch in den Ornamenten als direkte
Nachahmungen des roten chinesischen Steinzeuges, von
dem sie kaum zu unterscheiden sind. Die holländische
Ware (Nr. 512—520) trägt meist den Namen des Ver-
fertigers (hier Ary und M. de Milde), es ist also ein Irrtum
nicht möglich, während für das als direkte Nachahmung des
chinesischen Steinzeuges zu betrachtende rote Böttgergut
(Nr. 455—457,488 — 511) nur allerhand kleine äußere An-
haltspunkte, wie missverstandone chinesische Ornamente,
anscheinend nachgeahmte chinesische Marken, die außer-
ordentliche Härte der Masse u. s. w. maßgebend sind. Es
sind also bei dieser letzteren Gruppe in der Bestimmung
1) Vgl. Brinckmann, Hamb. Mus. etc. S. 394.
Relitoratsscenter der Stadt Leipzig.
(Nach einer Zeichnung im Besitze des itats der Stadt Leipzig.)