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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Thieme, U.: Ausstellung von Werken alten Kunstgewerbes aus sächsich-thüringischem Privatbesitz im Kunstgewerbe-Museum zu Leipzig, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0218
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AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTEN KUNSTGEWERBES

1.91

des Herrn Kammerherrn Dr. von Frege - Weltzien auf

Abtnaundorf. .

Unter den „Bildwirkereien und Stickereien" (Abt. XI)

sind für Leipzig besonders die daselbst entstandenen
Wirkereien des Seger Bombeck (Nr. 1141, 1142, 1143)
interessant. Der hochverdienteLeipzigerStadtbibhothekar
Herr Professor Dr. Wustmann hat diesen Meister m
einem Specialartikel dieses Blattes (N. F. 1892) nach-
gewiesen und auch die hier ausgestellten Stücke bereits
gewürdigt. Über das Porträt Kaiser Karls V. ist ei
insofern falsch berichtet gewesen, als es nicht 1554, sondern
1545 bezeichnet ist. Die Eichtigstellung der Datirung
erlaubt das betreffende Stück mit einem in den Stadt-
rechnungen erwähnten Porträt Kaiser Karls zu idenfc-
fiziren, was Wustmann, durch die falsche Jahreszahl
irregeleitet, nicht zu können glaubte. Ein ganz her-
vorragendes Stück in künstlerischer und kulturge-
schichtlicher Beziehung ist die Wirkerei des Herrn Hans
Felix (Nr 1144), deutsche Arbeit vom Jahre 1544. JJer
mehrere Meter lange Streifen behandelt in verschiedenen
Scenen die Geschichte eines Hundes, der seinen ermordeten
Herrn rächt. Von erstaunlicher Frische und harmo-
nischer Schönheit der Farben ist der Gobelin Nr. 1147,
aus dem Besitze der Stadt Leipzig), mit einer Jahrmaikt-
scene nach einem Gemälde des Etienne Jeaurat von Mich
Audran verfertigt. Mehr dekorativer Art smd die drei
großen vom städtischen Museum geliehenen Tapeten
(Nr 1145) mit Darstellungen aus der antiken Gesuchte,
Zeichnete Arbeiten des Brüsseler Jan Eaes Vom
Anfange des 18. Jahrhunderts stammt djs große ge-
wirkte Bildnis des Herzogs Friedrich von »*
bürg (Nr. 1148, s. das beigegebene Sonderblatt), das
mi/seinein reichen Barockrahmen zu ^hönstenl^
stücken des gelben Zimmers gehört. Das ^«g^
trat - Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen-AItenbuig
gehörend - ist unter dem Eahmen mit dem Namendes
Locus Vos bezeichnet und dürfte in den ersten Jane»
des 18. Jahrhunderts gefertigt sein, Unter de Stick -
reien soll hier nur der sogenannte „Unüaufft _ « dam
Besitze der Stadt Leipzig Erwähnung findenl (Nr. 1152,
s. Abb. S. 191). Das amüsante, 1571 datirtKuns^
werk besteht aus neun auf farbige Seide gesickten
männlichen Kostümfiguren, welche die Nationen d-
stellen und mit erläuternden satirischen Beischriften ver-

sehen sind. ^rTT. , . , ,io

Der Nachtrag des Kataloges (Abt. XII bringt die-
jenigen Gegenstände, welche sich »rem Material nach
in die anderen Gruppen nicht einreihen ließen oder zu
spät eintrafen, um die richtige Stelle im^Kataloge^ en-
nehmen zu können. Zum Teil habe ich fceselbe i sdmn
besprochen. Zu erwähnen wäre nur noch das in veigohM
Bronze gefasste, mit Leder überzogene Pulverhorn (N
1165) Sr. Durchlaucht des Fürsten Eeuß ,. L das neb
der prachtvollen großen Lederscheide eines Schwertes aus
dem Besitze der Stadt Bautzen (Nr. 1174) uns von der

noch nicht ganz aufgeklärten Technik der Lederbohand-
lung früherer Zeiten ein gutes Bild giebt. Die Ver-
zierungen sind auf dem meist gepunzten Grunde geritzt,
geformt, gepresst und getrieben.

Eine vorzügliche bezeichnete Arbeit des berühmten
in Nürnberg und Berlin im 17. Jahrhundert thätigen
Eisenschneiders Gottfried Leigebe ist das Stichblatt mit
dazugehörigem Degenknopf (Nr. 1167) Sr. Durchlaucht
des Fürsten Eeuß j. L.

Die in Buchsbaumholz geschnittene, in allen Teilen
bewegliche weibliche Gliederpuppe des Herrn Hans Felix
(Nr. 1172) gehört zu denjenigen plastischen Kunstwerken
des 16. Jahrhunderts, die man ihrer Vorzüglichkeit wegen
Meister Dürer zuzuschreiben pflegt, obgleich erwiesen
ist dass Dürer als Plastiker nicht selbst thätig war.
Ein ähnliches Exemplar befindet sich im Kgl. Museum
zu Berlin. Als Original verschiedener Nachbildungen
desselben Werkes (z. B. auch im Leipziger Kunstgewerbe-
museum) ist die in vergoldeter Bronze ausgeführte, reich
mit Eeliefs geschmückte astronomische Uhr des Herrn Hans
Felix anzusehen, eine bezeichnete und 1563 datirte Arbeit
des Augsburgers Jeremias Metzger. (Nr. 1188.)

Hoffen wir, dass der reichhaltigen, mit so vieler
Mühe und großen Kosten ins Leben gerufenen Ausstellung
auch von Seiten des großen Publikums die Anerkennung
und Würdigung nicht versagt bleibt, die sie bis jetzt
leider mir bei auswärtigen Kunstgelehrten und einzelnen
Leipziger Kunstfreunden gefunden hat. Leipzigs Euf

ÜB

MürnffKR/ICpEZCL... . .

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Teil des „Umlaufft" der Stadt Leipzig.

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