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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0186

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KLEINE MITTEILUNGEN

179

Gotik und Früh-
renaissance an, ge-
mäss dem von der
französischen Aus-
stellungsleitung
gegebenen Pro-
gramm, wonach
diese Staatenge-
bäude möglichst
charakteristische
Bauweisen des be-
treffenden Landes
vor Augen führen
sollten.
Danach war dem Maler auch seine Aufgabe
dahin vorgeschrieben gewesen, dass er in Stil und
Farbengebung ebenfalls, der Architektur des Ge-
bäudes entsprechend, diesem Programm gerecht werden
sollte. Dadurch, dass das Gebäude auch zugleich
Ausstellungsgebäude sein sollte, waren dem Archi-
tekten von vornherein in den Fensterachsen, Stock-
werkshöhen etc. Grössenverhältnisse
aufgezwungen, die unsere mittel-
alterlichen Rathäuser und ähnliche
öffentlichen wie Privatbauten nicht
kannten. Diesen Umständen muss
man vor allem Rechnung tragen,
wenn man in eine kritische Beur-
teilung der künstlerischen Leistung
eintreten will.

Da das Haus freistehend mit
ziemlich quadratischem Grundriss
war, so hatte der Maler vier Fas-
saden zu bemalen. Seiner Kom-
position legte er die Behandlung
der vier Elemente »Feuer, Wasser,
Luft und Erde« zu Grunde, im An-
schluss an Sprüche, die der Dichter
Vierordt in Karlsruhe für den Zweck gedichtet hatte
und welche auf den einzelnen Fassaden aufgeschrieben,
resp. in die Malerei mit verflochten wurden.

Diesem Thema entsprechend wollte der Maler
auch die Hauptfarben kräftig zur Geltung bringen,
so Rot für Feuer, Blau für Luft etc. Gerade diese
etwas kräftige Farbengebung hat ab und zu für

abfällige Urteile Anlass
gegeben, doch hat der
Maler Böhland in einzel-
nen, sehr fein gestimmten
Friesen und ähnlichem
gezeigt, dass feinere Far-
benstimmungen seiner Pa-
lette nicht fehlen. Böhland
hatte versucht, bei An-
passung an das ihm ge-
stellte Thema doch im ein-
zelnen sein Ornament frei
zu gestalten,nicht sklavisch
an alte Formbehandlung
sich zu halten. Die zahl-
reichen Abbildungen (auch

INITIALEN VON
EDM. KUNZE, BERLIN

die des Umschla-
ges des Kunstge-
werbeblattes) mö-
gen dafür Zeugnis
ablegen. Etwas
weniger Malerei
wäre vielleicht der
Sache dienlicher
gewesen, doch Hess
dem Maler im ge-
gebenen Falle das
Programm nicht
genügend Freiheit.
Auch wirkte die
allzugrosse Nach-
barschaft der übri-
gen in den verschiedensten Formen und Farben durch-
geführten Staatengebäude im allgemeinen sehr störend,
zumal durch diesen Umstand bei den ohnehin sehr
grossen Dimensionen des Baues nicht genügend Ab-
stand zur Betrachtung desselben blieb.

Das auf der ersten Seite dieses
Heftes abgebildete Glasfenster bildete
ein Ausstellungsstück der Firma
Gebr. Liebert in Dresden und zeich-
nete sich durch seine enorme Leucht-
kraft und die dadurch erzielteWirkung
des blauen in Opaleszentglas her-
gestellten Hintergrundes aus, im
Gegensatz zu dem leuchtenden
Fleische der Figur. Leider kann
natürlich die farblose photographische
Reproduktion keinen Begriff von
dieser Wirkung geben und nur den
speziell für diese Art Verglasung
gefertigten Entwurf des Malers Unger
in Dresden vor Augen führen. In
einem der nächsten Hefte werden
wir bei Gelegenheit der Besprechung der Deutschen
Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe noch mehr Ab-
bildungen ausgeführter Arbeiten in moderner Technik
bringen.

VEREINE

K

REFELD. Dem Jahresbericht des Museums-
Vereins für igoo entnehmen wir folgendes: Der
»Vorstand des Mu-

seums-Vereins, Ausschuss
für Kunstarbeit«, der sich
die Aufgabe gestellt hat, das
Interesse für die aufstrebende
Kunstarbeit der Gegenwart
zu verbreiten, und beson-
dere den Krefelder Kunst-
handwerkern fruchtbringen-
de Anregungen zuzuführen,
hat seine Ziele besonders
durch eine Reihe von ein-
schlägigen Vorträgen zu
erreichen gesucht. Ein An-
trag an die Verwaltung

27*
 
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