192 RÜCKSCHAUENDE AUSSTELLUNO DER ERZEUGNISSE FRANZÖSISCHER KUNST
BIBLIOTHEK-SCHRANK IN EICHEN MIT UNGARISCHER
ESCHENEINLAGE. ENTWORFEN VON H. E. v. BERLEPSCH,
AUSGEFÜHRT VON PÖSSENBACHER, MÜNCHEN
schreine an. Besser ist schon die Karolingische
Epoche vertreten; ein goldener Reliquienschrein mit
einer Kreuzigung und zwei Adlern mit emaillierten
Flügeln, sowie ein Kelch nebst Patene sind schöne
Arbeiten; Erwähnung verdienen noch die Statue einer
Ortsheiligen, die weniger den Ausdruck einer christ-
lichen Märtyrerin, als den einer barbarischen Gottheit
zeigt, zwei Reliquiare, davon eins in Kuppelform,
zwei Tragaltäre mit Niello und Email und eine mit
Silber belegte Statue der Jungfrau. Gute Vertreter
der romanischen Goldschmiedekunst sind der Kelch
des heiligen Remigius aus Rheims, eine nach den in
dem Buche des Mönches Theophilus aus dem 12.
Jahrhundert angegebenen Verfahrungsweisen hergestellte
Arbeit von reinster Form und ungezwungenem Reich-
tum, sowie ein einfaches Ciborium von gefälligem
Aufbau. Mit dem 13. Jahrhundert beginnt das Über-
wiegen von Formen der Baukunst und von pflanz-
lichem Schmuck; vertreten ist diese Zeit durch einen
Bischofsstab und mehrere kleinere und grössere Re-
liquienbehälter. Umfangreich sind die Sammlungen
von Kreuzen, darunter solche mit schönem Niello
und Filigran, sowie von Reliquiarien in
Gestalt der in ihnen enthaltenen Reli-
quien, darunter Arme mit Email und
Filigran, eine Rippe, ein Schulterblatt u. a.
m. Die Köpfe verschiedener Heiliger,
darunter einer mit einer Mitra mit hüb-
schen Emails sind mehr schreckenerregend
als schön; erfreulich unter ihnen ist nur
ein kleiner Kopf in verzinntem Kupfer
aus dem 15. Jahrhundert, voller Feinheit
und frommer Schelmerei. Die Gold-
schmiede des 16. Jahrhunderts sind viel-
leicht allzu geschickt, denn sie gefallen
sich in der Überwindung von Schwierig-
keiten und sind der Einfachheit abge-
neigt; eine von Heinrich II. bei seiner
Salbung gestiftete Auferstehung, ein Schiff
der heiligen Ursula, sowie ein Weih-
rauchschiffchen sind von hübscher Tech-
nik, und eine Kusstafel bildet ein
schönes Denkmal der Goldschmiede-
und Emaillierkunst dieser Epoche. Die
grossen Stücke kirchlicher Goldschmiede-
arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts
sind bekanntlich in ihrer Mehrzahl ent-
weder zerstört oder eingeschmolzen
worden, und zwar nicht allein in den
Stürmen der Revolution, sondern häufig
auch auf Befehl geldbedürftiger Herr-
scher. Ein ausgestellter Kelch, eine
Giesskanne und ein Ciborium aus dem 17.,
nebst einigen Messkännchen aus dem
18. Jahrhundert geben nur eine schwache
Vorstellung von der Kunst der Gold-
schmiede jener Zeiten.
Der hohe Aufschwung der Limou-
siner Grubenschmelz- und Kupferemail-
Industrie vollzog sich im 12. Jahr-
hundert. Die rheinischen, vielleicht mit
grösserer Sorgfalt ausgeführten Arbeiten hatten niemals
den Ruf derjenigen von Limoges, mit welchem Namen
die Limousiner Emails während des 13. und 14. Jahr-
hunderts im ganzen westlichen Europa bezeichnet
wurden. England sowie Spanien wandten sich bei
Bestellungen prunkvoller Arbeiten nach Limoges, und
eine auf englische Bestellung gefertigte Grabplatte
einer fürstlichen Persönlichkeit wird in der Aus-
stellung viel bewundert; aus der ersten Zeit der
Fabrikation stammen ferner runde Platten von einer
Kassette mit Fabeltieren in blauem, weissem und
grünem Email. Von Reliquienbehältern wimmelt es
in der Ausstellung, und sie sind teils durch schöne
Ooldschmiedearbeit, teils durch schimmernde Farben
ausgezeichnet; einer davon, mit besonders harmo-
nischer Farbengebung, erinnert an deutsche Arbeiten.
Die marktgängige Limousiner Fabrikation an Bischofs-
stäben, Weihrauchfässern und -Schiffchen, Büchsen,
Speisekelchen, Behältern für Salböl und Messkännchen
ist durch zahlreiche und gewählte Beispiele vertreten,
unter denen mehrere ein bei den Limousiner Arbeiten
sehr seltenes Rot zeigen.
BIBLIOTHEK-SCHRANK IN EICHEN MIT UNGARISCHER
ESCHENEINLAGE. ENTWORFEN VON H. E. v. BERLEPSCH,
AUSGEFÜHRT VON PÖSSENBACHER, MÜNCHEN
schreine an. Besser ist schon die Karolingische
Epoche vertreten; ein goldener Reliquienschrein mit
einer Kreuzigung und zwei Adlern mit emaillierten
Flügeln, sowie ein Kelch nebst Patene sind schöne
Arbeiten; Erwähnung verdienen noch die Statue einer
Ortsheiligen, die weniger den Ausdruck einer christ-
lichen Märtyrerin, als den einer barbarischen Gottheit
zeigt, zwei Reliquiare, davon eins in Kuppelform,
zwei Tragaltäre mit Niello und Email und eine mit
Silber belegte Statue der Jungfrau. Gute Vertreter
der romanischen Goldschmiedekunst sind der Kelch
des heiligen Remigius aus Rheims, eine nach den in
dem Buche des Mönches Theophilus aus dem 12.
Jahrhundert angegebenen Verfahrungsweisen hergestellte
Arbeit von reinster Form und ungezwungenem Reich-
tum, sowie ein einfaches Ciborium von gefälligem
Aufbau. Mit dem 13. Jahrhundert beginnt das Über-
wiegen von Formen der Baukunst und von pflanz-
lichem Schmuck; vertreten ist diese Zeit durch einen
Bischofsstab und mehrere kleinere und grössere Re-
liquienbehälter. Umfangreich sind die Sammlungen
von Kreuzen, darunter solche mit schönem Niello
und Filigran, sowie von Reliquiarien in
Gestalt der in ihnen enthaltenen Reli-
quien, darunter Arme mit Email und
Filigran, eine Rippe, ein Schulterblatt u. a.
m. Die Köpfe verschiedener Heiliger,
darunter einer mit einer Mitra mit hüb-
schen Emails sind mehr schreckenerregend
als schön; erfreulich unter ihnen ist nur
ein kleiner Kopf in verzinntem Kupfer
aus dem 15. Jahrhundert, voller Feinheit
und frommer Schelmerei. Die Gold-
schmiede des 16. Jahrhunderts sind viel-
leicht allzu geschickt, denn sie gefallen
sich in der Überwindung von Schwierig-
keiten und sind der Einfachheit abge-
neigt; eine von Heinrich II. bei seiner
Salbung gestiftete Auferstehung, ein Schiff
der heiligen Ursula, sowie ein Weih-
rauchschiffchen sind von hübscher Tech-
nik, und eine Kusstafel bildet ein
schönes Denkmal der Goldschmiede-
und Emaillierkunst dieser Epoche. Die
grossen Stücke kirchlicher Goldschmiede-
arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts
sind bekanntlich in ihrer Mehrzahl ent-
weder zerstört oder eingeschmolzen
worden, und zwar nicht allein in den
Stürmen der Revolution, sondern häufig
auch auf Befehl geldbedürftiger Herr-
scher. Ein ausgestellter Kelch, eine
Giesskanne und ein Ciborium aus dem 17.,
nebst einigen Messkännchen aus dem
18. Jahrhundert geben nur eine schwache
Vorstellung von der Kunst der Gold-
schmiede jener Zeiten.
Der hohe Aufschwung der Limou-
siner Grubenschmelz- und Kupferemail-
Industrie vollzog sich im 12. Jahr-
hundert. Die rheinischen, vielleicht mit
grösserer Sorgfalt ausgeführten Arbeiten hatten niemals
den Ruf derjenigen von Limoges, mit welchem Namen
die Limousiner Emails während des 13. und 14. Jahr-
hunderts im ganzen westlichen Europa bezeichnet
wurden. England sowie Spanien wandten sich bei
Bestellungen prunkvoller Arbeiten nach Limoges, und
eine auf englische Bestellung gefertigte Grabplatte
einer fürstlichen Persönlichkeit wird in der Aus-
stellung viel bewundert; aus der ersten Zeit der
Fabrikation stammen ferner runde Platten von einer
Kassette mit Fabeltieren in blauem, weissem und
grünem Email. Von Reliquienbehältern wimmelt es
in der Ausstellung, und sie sind teils durch schöne
Ooldschmiedearbeit, teils durch schimmernde Farben
ausgezeichnet; einer davon, mit besonders harmo-
nischer Farbengebung, erinnert an deutsche Arbeiten.
Die marktgängige Limousiner Fabrikation an Bischofs-
stäben, Weihrauchfässern und -Schiffchen, Büchsen,
Speisekelchen, Behältern für Salböl und Messkännchen
ist durch zahlreiche und gewählte Beispiele vertreten,
unter denen mehrere ein bei den Limousiner Arbeiten
sehr seltenes Rot zeigen.