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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Plehn, Anna L.: Die Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0218

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DIE AUSSTELLUNG DER KÜNSTLER-KOLONIE DARMSTADT

21 1

Nachdem unsere Augen von den ewigen grellen
Effekten an allen Strassenecken geblendet und ab-
gestumpft sind, empfinden sie um so dankbarer eine
stille Wirkung, welche die Hauptfläche des Papiers
mit neutralen Farben füllt, um durch sie ein
einzelnes schillerndes Fleckchen zu überraschendem
Leuchten zu bringen. So fesselt man wirksamer die
Aufmerksamkeit, als
durch einen Massenauf-
wand an koloristischen
Mitteln möglich wäre.
Auch Olbrich wollte
dem Unternehmen ein
Empfehlungszeichen mit-
geben. Aber dieses führt
die Bezeichnung » Plakat«
mit Unrecht. Eine hüb-
sche architektonische
Aufrissskizze, welche auf
dunklem Grunde ge-
druckt für Betrachtung
in der Nähe gar an-
regend und lustig ist,
während sie auf weissem
Papier an den Strassen-
mauern kaum verständ-
lich ist, nicht zu ge-
denken, dass der Unacht-
same überhaupt daran
vorübergehen muss.

Olbrich, welcher in
dem Gesamtplan der
Ausstellung, in den zahl-
reichen Einzelbaurissen,
sowie in Möbeln und
Kleingerät unter Inan-
spruchnahme von Hilfs-
kräften eine fast unbe-
greifliche Arbeitsleistung
im Lauf des letzten
Jahres bewältigt hat,
musste sich mit Farbe
und Ornament ähnlich
auseinandersetzen, wie
mit seinen Bauplänen.
Er musste ihnen in
grossen Zügen gerecht
werden. Als Kolorist
wirkt er mit starken, un-
gebrochenen Tönen, die
er als volles Scharlach-
rot oder Violett gerne
mit Milchweiss zusam-
mensetzt. Er hält die Far-
ben in geschlossenen
Massen zusammen und
behandelt dabei den

Aussenanstrich eines
Holzhauses, ein ganzes
Interieurundeinen Rasen-
platz mit Blumenbeeten

WEINKANNE,
ENTWORFEN VON DIREKTOR H. GÖTZ

in derselben Weise: der vorherrschenden Farbe wird
der abstechende Schmuck in energischen, klar be-
grenzten Flecken aufgesetzt, meist ohne viel Be-
wegung der Nuance. Durch eine Vorliebe für starke
Kontraste von Hell und Dunkel unterscheidet Olbrich
sich öfter von den sonstigen heutigen Gepflogen-
heiten der dekorativen Künstler. Andererseits hat er

auch zuweilen einheit-
liche Töne für einen
ganzen Raum. So das
Studio seines eigenen
Hauses. Es ist in Grau
gehalten und nur an der
Decke durch etwas Rot
und Gold belebt. Und
eine ganz lichte Stim-
mung trägt das Speise-
zimmer: Kalkweiss, Na-
turholzfarbe, lichtes Grau
und etwas Gold.

Was das Ornament
des Vielseitigen anbe-
trifft, so ist es meist von

entschlossener An-
spruchslosigkeit. Und in
diesem Falle ist es am
besten. Wenn eine simple
Reihe von Quadraten
oder Dreiecken die Kon-
struktionslinien von Bau-
werk oder Möbel um-
schreibt, so sagt diese
Naivetät alles, was an
der betreffenden Stelle
zu sagen ist. Als ar-
chaisierende Bäumchen
oder Räder - Ornamente
machen diese Einfälle
nach meiner Meinung zu
viel Ansprüche. Inner-
halb des Fassadenbogens
am Atelierhaus ist in mit
der Hand aufgetragenem,
vergoldetem Stuck das
Blütenmotiv aus dem
Wiener Zimmer der
Pariser Weltausstellung
wiederholt. Hier in der
Zusammenstellung mit
Weiss und für die Fern-
wirkung berechnet ist
der Schmuck ruhiger
als damals im Innen-
raum mit den stark aus-
einandergehenden Far-
ben.

Durch besonders
hell gefällige Farbenzu-
sammenstellungen macht
sich das Talent des
jüngsten Koloniemit-
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