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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

DOI Artikel:
Köhler, F. E.: Das Porzellandenkmal Friedrich August III. von Sachsen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0233

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DAS PORZELLANDENKMAL FRIEDRICH AUGUST III. VON SACHSEN

sammengefügt. — So sollte auch das Denkmal her-
gestellt werden und Kandier hoffte durch den engen
Zusammenschluss der einzelnen Teile ein Werk von
hervorragender Witterungssicherheit zu schaffen. -

Leider kam es wie gesagt nicht dazu. Denn nach-
dem Kandier ein drei Ellen hohes Porzellanmodell
und ein den wirklichen Verhältnissen entsprechendes
Oypsmodell von 17 Ellen Höhe ausgeführt hatte,
begann das Interesse des Hofes unter dem Eindruck

beweist jenes Porzellanmodell, das noch heute im
holländischen Palais in Dresden - Neustadt zu sehen
ist. Unsere beiden Bilder stellen es dar. Die leben-
dige Charakteristik und Gliederung des Ganzen, wie
des Einzelnen, Ausdruck und Bewegung sind so
fliessend, das Sponsel mit Recht sagt, dass dieses
Modell unter allen Denkmälern der neueren Zeit
einen hohen Rang einnimmt.

Das Ganze sollte nach dem Skizzenmanuskripte

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KÄNDLER, STUDIE ZUM PORZELLANDENKMAL FRIEDRICH AUGUST III. VON SACHSEN

der herrschenden Geldnot und der politischen Ver-
hältnisse allmählich zu schwinden, ja der sieben-
jährige Krieg brachte mit der Einstellung der Zahlungen
der Regierung an Kandier sein Werk gänzlich zum
Stillstand. Kandier hatte inzwischen bereits nicht nur
seine gute Zeit und seine beste Kraft, sondern auch sein
Vermögen an das nie zu vollendende Werk gewendet,
und er starb als armer Mann, der den höchsten Aus-
druck seiner Kunst, den er geahnt, nicht erreicht hatte.
Von welcher wunderbaren architektonischen und
skulpturellen Wirkung das Werk hätte werden können,

Kändler's weiss bleiben und nur einzelne Gegenstände,
wie Scepter und Kronen ,R sollten golden glänzen,
vielleicht beabsichtigte der Künstler auch gewisse
Stellen der Kleidung durch jene gefälligen purpurroten
Faltenstriche zu bereichern, die vielen Meissner
Figuren eine so unnachahmlich feine und weiche
Anmut verleihen. —

Sicher ist, dass auf diese Weise durch das Sinken
der bewunderungswürdigen, grosszügigen Kunstlieb-
haberei am sächsischen Hofe ein schon begonnenes
Meisterwerk allerersten Ranges ungeschaffen blieb. —

SCHLUSSSTÜCK VON ANNA KRETSCHMER, BERLIN
 
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