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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Deutsche Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0009

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PAUL LANG, OBERTÜRKHEIM. ENTWURF ZU EINEM GLASFENSTER
FÜR GEBR. LIEBERT, DRESDEN

DEUTSCHE GLASMALEREI-AUSSTELLUNG

IN KARLSRUHE

NACH der Pariser Ausstellung des vorigen
Jahres konnte es fast als ein gewagtes Unter-
nehmen erscheinen, einen in engeren Grenzen
gehaltenen Wettbewerb zu veranstalten. Entweder
musste etwas ganz und gar Modernes geboten werden,
das man an der Seine nicht in dem Masse gefunden,
als man erwartet hatte und wie es eben von der
Künstlerkolonie in Darmstadt versucht worden ist,
oder es war ein Gebiet herauszugreifen, das für die
heutige dekorative Kunst von grosser Bedeutung zu
werden verspricht, bei den zahlreichen bisherigen
Ausstellungen aber in keiner Weise zur Geltung
kommen konnte. Es war ein glücklicher Griff des
Kunstgewerbeschuldirektors Götz, des Gründers und
langjährigen Vorstandes des badischen Kunstgewerbe-
vereins, der leider während der Ausstellung von einer
tückischen Krankheit im besten Mannesalter dahin-
gerafft wurde, in der Glasmalerei ein solches zug-
kräftiges und interessantes Fachgebiet zu erblicken.
Dem Plane, die heutigen deutschen Leistungen in
der Glasmalerei und den verwandten Techniken in
einer nationalen Ausstellung zusammenzufassen, folgten
alsbald die nötigen Vorarbeiten. Die Anmeldungen
kamen so zahlreich, dass das Unternehmen in kurzer
Zeit gesichert war. Als Ausstellungsraum stand der
am Anfang dieses Jahres fertig gestellte Neubau der
Grossh. Kunstgewerbeschule zur Verfügung. Ausser-
dem war für grössere Kirchenfenster ein Anbau in Aus-
sicht genommen, von dessen Erstellung aber schliess-
lich Abstand genommen wurde, weil die Anmeldungen
hierfür nicht sehr zahlreich waren, das Unternehmen
dadurch aber finanziell erheblich belastet worden
wäre. Obgleich dann selbst manche von den übri-
gen angemeldeten Arbeiten nicht eingeliefert wurden,

Kunstgewerbeblatt. N. F. XIII. H. 1.

andere beim Brennen zu Grunde gingen, so konnten
doch die Fenster der zahlreichen Säle und die meisten
Gangfenster des Ausstellungsgebäudes mit künstlerisch
behandelten Glasbildern besetzt werden. Und wenn
auch lange nicht alle deutschen Glasmalereianstalten
vertreten sind, und namentlich mehrere grössere
Firmen fehlen, so giebt das vorhandene Material doch
einen guten Überblick über den heutigen Stand der
Glasmalerei in Deutschland und insbesondere auch
interessante Aufschlüsse über die Bestrebungen und
die neuesten Fortschritte der modernen Richtung
innerhalb dieses Gebietes. Weniges ist auch aus der
deutschen Schweiz eingesendet worden, das aber zur
Beurteilung der gegenwärtigen Schweizer Glasmalerei
in keiner Weise ausreicht.

Dem Stoffe nach zerfallen die Ausstellungsobjekte
in Glasgemälde, Kunstverglasungen, Glasätzungen,
Kartons und Entwürfe, welche zusammen den mo-
dernen Teil der Ausstellung bilden. Am schwächsten
ist die Gruppe der Glasätzungen vertreten, die in der
farblosen Zeit des vorigen Jahrhunderts eine so grosse
Rolle gespielt haben, die aber gegenwärtig mehr
und mehr zurücktreten. Auf der Ausstellung hätten
sie neben den gemalten und den aus farbenprächtigem
Opaleszentglas hergestellten Fenstern auch bei zahl-
reicherer Beteiligung nicht aufkommen können. Das
Wenige, was die Ausstellung bietet, bewegt sich in
den herkömmlichen Geleisen und kann daher in den
folgenden Darlegungen übergangen werden.

Eine zwar kleine, aber vorzügliche alte Arbeiten
namentlich aus dem Grossherzoglichen Schlosse in Eber-
stein enthaltende historische Abteilung giebt Aufschluss
über die Entwickelung der Glasmalerei im Mittelalter
und während der Renaissance. Ergänzt wird sie
 
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