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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Leisching, Julius: Die österreichischen Medailleure
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0153

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DIE Kunst der Medailleure hat in Österreich seit Jahrhunderten
eine Heimat reich an Talenten, Aufträgen und Erfolgen. Schon
das 15. Jahrhundert, welches in Vittore Pisano (1368—1448)
den ersten uns mit Namen bekannten grossen Wiedererwecker der
modernen künstlerischen Medaille gefunden hatte, führte zwanzig Jahre
nach dessen Tod seinen Landsmann Giovanni de Candida, den Schüler
Pollajuolo's, in die Dienste Kaiser Friedrich's des Dritten. Anlässlich
der Kaiserreise nach Rom fertigte Giovanni 1469 die erste mit dem
Brustbild eines Habsburgers gezierte Medaille. Derselbe Künstler schuf
(seit 1469 bis 1483 in burgundischen Diensten) dann 1477 auch die
beiden Bildnismedaillen auf die Vermählung Maria's von Burgund mit
Maximilian, dem nachmaligen »letzten Ritter«, von denen namentlich
die erstere durch charakteristisches Erfassen und grossen Liebreiz aus-
gezeichnet ist.

Erzherzog Sigismund von Tirol war es dann, der durch die An-
legung der berühmten Münzstätte zu Hall diesem Kunstzweige zu hoher
Blüte verhalf. Hier prägte vermutlich Bernhard Beham der ältere 1484
als Probestück für den Guldengroschen die älteste bisher bekannte
Medaille mit Sigismund's Brustbild. Man kennt die grosse Zahl be-
deutender Meister, die im 16. Jahrhundert dieser Kunst auf deutschem
Boden erwachsen sind. Augsburger, Nürnberger, Münchner, Strass-
burger, Breslauer Meister standen auch in habsburgischen Diensten.
Österreich seinerseits gab manche seiner besten Söhne an Nürnberg ab,
so den Goldschmied Wenzel Jamnitzer und dessen Schwiegervater
Valentin Maler, den Iglauer Medailleur, dessen Sohn Christian ebenfalls
in Nürnberg thätig blieb. Was deutsche Medailleurkunst schon in den
ersten Jahrzehnten der Renaissance zu leisten vermochte, ersieht man
am deutlichsten aus den grossartigen Bildnissen in Bronze und Elfen-
bein auf Karl V, Ferdinand I., Ludwig II. von Ungarn u. s. f. Vor
allem hat der »vornehmste deutsche Medailleur, der sich unbedenklich
selbst mit den besten italienischen Meistern messen darf« — Peter
Flötner — seine grosse Kunst auch in ihren Dienst gestellt. Es stammt,
wie mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden darf, aus dem
Jahre 1530 sowohl eine Silbermedaille mit Karl V. allein wie auch eine
zweite mit ihm und seiner Gemahlin Isabella von Flötner's Hand.
Daneben aber fanden die bedeutendsten Italiener und Niederländer nach
wie vor bei dem kaiserlichen Hofe und dessen weitverzweigter Verwandt-

Kunstgewerbeblatt. N. F. XIII. H.
 
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