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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Ansichten
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0151

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KLEINE MITTEILUNGEN

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schon für ein paar schiefgestellte Stuhlbeine zu haben
oder für was ähnliches, das nicht ernstem künst-
lerischem Wollen entsprungen ist, sondern mehr dem
Wunsche, »etwas anderes zu machen als bisher«!
Ob damit der Grund zu einer ernsten Zukunftskunst
gelegt wird? Vielleicht leitet man in künftigen Zeiten
das Wort »Kunst« nicht mehr vom Zeitwort »können«
ab — in vielen Fällen geschieht es schon heute nicht
mehr.

Es wurde mir die Aufgabe gestellt, zu Abbildungen
nach eigenen Arbeiten einen Text zu schreiben. Sollte
dieser den Bildern gegenüber seinem Zwecke gerecht
werden, so wären umständliche Erläuterungen unaus-
bleiblich gewesen. Ich hätte sagen müssen, dass mir
bei dem Pössenbacher'schen Interieur die Aufgabe zu-
fiel, einen überwölbten Raum von äusserst ungünstigen
Breiten- und Höhenverhältnissen, der ursprünglich als
Stallung diente, in ein Speise- und Wohnzimmer um-
zugestalten; ich hätte weiter sagen müssen, wie mir im
Wohnhause des Professors Dr. Tobler in Zürich, das
umgebaut und wesentlich erweitert wurde, ebenfalls
wieder ungegliederte Räume von unabänderlichen
Dimensionen zur Verfügung standen, die ich zu-

nächst durch Einziehen von Gewölben, mächtigen
Gurtbögen, Wandnischen u. s. w. zu gliedern ver-
suchte. Es handelte sich abermals um die Lösung
einer Aufgabe, bei der ich mit bereits feststehenden
Verhältnissen zu thun, mithin keine Gelegenheit hatte,
dies oder jenes räumlich ganz nur nach eigenem Er-
messen zu gestalten. Ich müsste auch sagen, wie mir
dann weiter beim Bau eines Hauses, das ich nur
meinen persönlichen Zwecken gemäss ausbildete,
dieser und jener Gedanke über Abwechselung kubi-
scher Verhältnisse und Abwechselung der farbigen
Gesamtstimmung der einzelnen Räume gekommen
und inwieweit ich bei Aufwendung bescheidener
Mittel meinem Ziel nahegekommen sei. Jedes Ding
in der Welt hat ja seine Geschichte und manches
würde wohl richtiger beurteilt werden, wenn man
diese Geschichte kennen würde. Ein solcher Aufsatz:
»Was ich sollte und was ich wollte« ging mir gegen
den Strich und hätte notwendig zu Breiten geführt.
Auch sind schliesslich derlei Motivierungen direkt
langweilig zu schreiben, wenn nicht das illustrative
Material so vorliegt, dass sich daraus ein klares Bild
der Zusammengehörigkeit der einzelnen Teile ergiebt.
Deshalb ging ich dieser Aufzählerei und allem was
drum und dran hängt, aus dem Wege und sprach
mich über Dinge aus, die schliesslich auch eine Art
von Glaubensbekenntnis bilden und vielleicht
hin und wieder dazu dienen, zu erklären, was
ich will und was ich im konkreten Falle wollte.
Maria-Eich-Planegg b. München,
Februar igo2.

BERLEPSCH-VALENDAS.

H. E. v. BERLEPSCH-VALENDAS, ZIMMER IM HAUSE
DES KOMMERZIENRAT PÖSSENBACHER IN MÜNCHEN

KLEINE
MITTEILUNGEN

VEREINE

KARLSRUHE. BadischerK,unstgewerbeverein.
Die diesjährige satzungsgemässe General-
versammlung des Vereins fand am 12.
Januar statt. Professor F. S. Meyer widmete
zunächst dem am 28. Juli v. J. verstorbenen
ersten Vorsitzenden, Direktor Götz, der im Jahre
1884 den Kunstgewerbeverein gegründet und
seither geleitet hat, einen warmen Nachruf. All-
bekannt sei, was der Verstorbene in dieser
langen Zeit für den Verein gethan, ebenso wie
er 1889 das Kunstgewerbemuseum gegründet
und dieses sowohl in seinen Anfängen als pri-
vates Unternehmen des Vereins, als auch nach
seiner Übernahme durch den Staat gefördert
habe, wie erfolgreich das badische Kunstgewerbe
unter seiner Führung auf den Ausstellungen in
München 1888, Chicago 1893 und zuletzt in
Paris aufgetreten sei. Der von ihm zwei Jahr-
zehnte in Bezug auf die Ausstellungen vertretenen
Ansicht, dass es nutzbringender sei, ein be-
stimmtes engbegrenztes Gebiet in erschöpfender
 
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