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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Körner, J. Adolf: Moderne Technik in der Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0053

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SCHWARZWÄLDER HOLZSCHILDUHREN

GES. GESCH.

ENTW. VON ED. SIEDLE, ARCHITEKT, BERLIN

MODERNE TECHNIK IN DER KERAMIK

Von Dr. J. A. Koerner, Berlin

DIE Keramik befindet sich in einer Periode des
Aufschwungs und zu Beginn des neuen Jahr-
hunderts reden wir nicht nur von einer kera-
mischen Kunst, sondern auch von einer keramischen
Wissenschaft. Dass dieser Zweig der Industrie that-
sächlich zur Wissenschaft wurde, kann nur freudig
begrüsst werden, denn dieser Erhöhung sind die be-
deutenden künstlerischen und technischen Erfolge zu
verdanken, die die Branche neuerdings aufzuweisen
hat und von denen uns die Weltausstellung zu Paris
1900 ein anschauliches Bild gab. Nicht wenig ver-
dankt man den Arbeiten eines Brongniart, Malaguti,
Salvetat, Türrschmiedt, Bischof, Seger, Aron, Cramer,
Hecht u. a., die ihre Kraft in den Dienst der Keramik
stellten und durch bedeutende Untersuchungen des
Rohmaterials sowohl, als auch durch eingreifende tech-
nische Verbesserungen und Neuerungen den Grund-
stein legten zur heutigen Grösse dieses Industrie-
zweiges.

Die Thatsache, dass viele Thone trotz gleicher
chemischer Zusammensetzung verschiedene physi-
kalische Eigenschaften zeigen, fand ihre Erklärung;
man erkannte, dass die chemische Analyse an sich
nicht allein Aufschluss über die Güte eines Thones
geben konnte, sondern dass noch viel mehr Faktoren
dabei in Betracht kommen. So lenkte die Korn-
grösse der accessorischen Bestandteile die Aufmerk-

Kunstgewerbeblatt. N. F. XIII. H. 3.

samkeit auf sich und die sog. »rationelle Analyse«,
die uns zeigt, in welchem Verhältnis Thonsubstanz,
Quarz (Sand) und Feldspat vorhanden sind. Letz-
terem besonders, dem eigentlichen Muttergestein des
Thones, erkannte man eine bedeutende Rolle zu, da
er unverwittert die Bildsamkeit beeinträchtigt und
nebst dem Quarz alle jene Eigenschaften des Materials
bedingt, die wir von ihm fordern. Ein weiterer
Grund für den Aufschwung der Keramik ist der, dass
es gelang, bedeutende Künstler heranzuziehen und
durch eine Reihe dekorativ - technischer Erfindungen
ganz unbekannte und bemerkenswerte Wirkungen zu
erzielen. Künstler und Techniker vereinigten sich;
ein jeder brachte seine Eigenart mit und so entstanden
jene Produkte, die in zweifacher Beziehung künstle-
risch sind, künstlerisch in Bezug auf Form und De-
koration, und künstlerisch in Bezug auf Masse und
technische Behandlung.

Über Form und Dekoration in ihrer Wirkung ist
vom Standpunkt des Künstlers oft und eingehend ge-
sprochen worden; es mag daher eine kurze Betrach-
tung der neueren keramisch - technischen Probleme,
soweit sie Anwendung finden, ganz angebracht sein.
Jedoch ist zu bemerken, dass es mir bei der unge-
heueren Ausdehnung des Gebietes und dem be-
schränkten Raum unmöglich ist, den Gegenstand aus-
führlich und erschöpfend zu behandeln; es soll nur
 
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