Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

DOI Artikel:
Kleinpaul, J.: Das Kunstgewerbe auf der internationalen Kunstausstellung Dresden 1901, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0043

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DAS KUNSTGEWERBE AUF DER INTERNATIONALEN KUNSTAUSSTELLUNO DRESDEN 35

P. KERSTEN, ERLANGEN
BUCHEINBAND

zunehmen. Diesem Umstände haben wir eine wahr-
hafte Eliteausstellung zu verdanken, die auf allen Ge-
bieten nur das Vorzüglichste, aber auch nur solches
umfasst. Für die Ausstellung der einzelnen Objekte
entschloss sich Professor Gross dazu, einmal zu ein-
ander Gehöriges überall zusammen zu stellen. Er
baute in seinen Saal in kreisförmiger Anordnung vier
Kojen ein, von denen jede eine bestimmte Branche
enthält: die eine keramische Erzeugnisse, die andere
Porzellan, die dritte die Kleider und ähnliche Sachen,
die vierte Arbeiten in Messing, Kupfer, Zinn, Bronze
und Eisen. Stickereien, Teppiche und Tapeten wurden,
ausser hier überall an den Wänden, noch auf einer
grossen Galerie für sich besonders untergebracht.

Den breitesten Raum nehmen immer wieder die
keramischen Erzeugnisse ein. Kein Wunder, denn
es ist dies der älteste kunstgewerbliche Zweig, auf
dem sich Künstler handwerksmässig bethätigen. Es
wurde darum auch hier bislang relativ das Verschie-
denartigste und Reifste erreicht. Ein besonderes Glück
haben die Besucher der Dresdener »Internationalen«
insofern, als sie hier zum erstenmäle in Deutschland
einen ganzen Saal mit Werken des ersten europäischen
Keramikers, des Franzosen Jean Carries, sehen. Seine
Werke bilden in Deutschland eine ungewöhnliche
Seltenheit. Bislang war Carries nur in zwei deutschen
Museen mit ganz wenigen Arbeiten vertreten, in Ham-
burg und Dresden. Dabei muss es wohl auch bleiben.
Die ganze Kollektion geht wieder nach Paris zurück.
Sie ist Eigentum des Freundes und Mitarbeiters des
schon vor sieben Jahren verstorbenen Carries', des

bekannten Dekorateurs
George Hoentschel. Übri-
gens konnte man sie be-
reits auf der vorjährigen
Pariser Weltausstellung
in gleicher Vollzähligkeit
sehen.

Sehr glänzend ver-
treten ist auch die Ma-
nufaktur Sevres. Vor
allem fallen ihre vielen
enormen Steingutvasen
auf, die sich in zwei
Sälen verteilt finden.
Daneben sehen wir noch
besonders reiche Kolek-
tionen von Porzellanen
aus Kopenhagen und
Stockholm, von Steingut-

gefässen von J. J. Scharvogel-München, von Kunst-
gläsern der beiden preisgekrönten Tiffany und
Galle.

Zum Schlüsse geziemt es sich, noch einmal daran
zu erinnern, dass ja die ganze kunstgewerbliche Ab-
teilung eben nur ein Teil, etwa ein Vierteil der ge-
samten Dresdener Internationalen Kunstausstellung igoi
bedeutet. Aus einer genauen Würdigung dieses einen
Bruchteils kann man aber sehr wohl die Qualität des
ganzen herrlichen Unternehmens ermessen. Möge es
überall die Wertschätzung finden, die es verdient.

P. KERSTEN, ERLANGEN
BUCHEINBAND

P. KERSTEN, ERLANGEN
BUCHEINBAND
 
Annotationen