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Deutsche Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe, [2]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0045
DEUTSCHE GLASMALEREI-AUSSTELLUNG IN KARLSRUHE
37
Nacht die Fluten der Ostsee durch-
schneidet. Darunter zeigt sich
wie eine Erscheinung das Bild der
versunkenen Stadt mit ihren Mauern
und Türmen in dem hochgehen-
den Wasser, das die Ufer über-
flutet und im Vordergrunde links
noch einen Hügel mit Gesträuch
und rechts einzelne Bäume mit
ihren Kronen hervorstehen Iässt.
In der Mitte ist durch eine alle-
gorische Darstellung das Versinken
der Stadt angedeutet. Ein orna-
mentaler Rand, dessen Motive der
Flora und Fauna des Meeres ent-
lehnt sind, bringt die mannigfaltig-
sten Lichteffekte am Meeresstrand
zum Ausdruck. Nur die raffinier-
teste Technik konnte Wirkungen
erzielen, wie sie uns in diesem
Bilde entgegen treten. Die nack-
ten Teile der Figuren im Vorder-
grunde sind gemalt, aber mit
Opaleszentglas unterlegt, so dass
die Fleischtöne mit den Farben
der Umgebung in Einklang ge-
bracht werden. Der untere Teil
des Bildes mit der allegorischen
Scene im Vordergrunde ist ausser-
dem mit einem welligen Antikglas
bedeckt, wodurch die Formen ihre
Weichheit erhalten. — Eine in
kräftigsten Farben gegebene Stim-
mungslandschaft ist nach dem
Entwürfe von Hans Unger gefertigt.
Mächtige dunkelgrüne Pappeln wer-
den von der Sonne, die von dem
mittleren hochragenden Baume
verdeckt wird, auf der tiefblauen
Wasserfläche im Vordergrunde ab-
gezeichnet, während dieselbe die
Wiesen und Felder im Mittel-
grunde mit ihrem goldigen Lichte
überstrahlt. Kräftige Gegensätze
bestehen zwischen dem Vorder-
und Mittelgrunde und wieder
zwischen diesem und den in der
Tiefe sich auftürmenden grauen
Wolken. — Aus den übrigen Stücken
der Liebert'schen Sammlung sei
noch hervorgehoben ein nach dem
Karton von Maler Loos gefertigtes
Glasbild mit dem Blick auf Dresden.
Die vorwiegend ornamentalen
Werke von Karl Engelbrecht in
Hamburg, zum grössten Teile nach
eigenen Entwürfen gefertigt, zeich-
nen sich durch harmonische Farb-
stimmung und weise Beschränkung
in den Details aus. Sehr wirkungs-
voll hebt sich auf einem Kirchen-
OLASFENSTER VON HOFLIEFERANT
OTTO V1TTALI, OFFENBURG
fenster ein grosses aus gelblichen
Glassteinen gefertigtes Kreuz vom
violetten Hintergrunde ab, die
Ranken auf den seitlichen Rändern
und die oben auf Wolken her-
niederschwebende Taube tragen in
den matten Farben noch dazu bei,
den Glanz des Hauptmotivs zu er-
höhen. Nach Christiansen aus-
geführt sind ein landschaftliches
Bild mit einer Dame an einem Teich
stehend, eine Gruppe von Schwert-
lilien in einfacher Landschaft mit
goldgelbem Himmel und zwei
dekorative Köpfe mit Schlangen-
umrahmung. Bei diesen Darstel-
lungen ist gezeigt, wie die mensch-
liche Figur in der Kunstverglasung
zu verwenden ist. Mit den ein-
fachsten Mitteln sind zwei Gruppen
von je vier Füllungen unter Zu-
grundelegung der Pfauenfeder und
Iris gebildet. Ferner enthält die
Sammlung prächtige Blumengrup-
pen, Mohnblumen, Astern, Sonnen-
blumen, Rosen, eine quadratische
Füllung mit einer Libelle in der
Mitte, eine Reihe von Fenstervor-
setzen mit Segelbooten, die sich be-
sonderer Beliebtheit erfreuen, end-
lich reiche Mustertafeln von vor-
trefflichem amerikanischem Opales-
zentglas und Glassteinen.
Zu den besten Kunstvergla-
sungen der Ausstellung gehören
sodann zwei von Glasmaler Drinne-
berg in Karlsruhe nach Entwürfen
von Maler Dussault ausgeführte
Glasbilder. Das eine in Form
eines breiten Oberlichtfensters zeigt
eine ausgedehnte Winterlandschaft,
die von einem breiten Bach durch-
flössen wird. Nur wenige alte
Weidenstöcke mit ihren kahlen
Ruten im Vordergrunde, niederes
Gehölz zur linken Seite und ein
Höhenrücken im Hintergrunde
heben sich über die einförmige
ruhige Fläche empor. Über dem
Ganzen wölbt sich ein goldiger
Abendhimmel. — In morgenfrischen
Tönen ist das andere schmale und
hohe etwa für ein Treppenhaus ge-
eignete Fenster gegeben, das eine
Morgenstimmung zum Ausdruck
bringt und uns in eine Waldlich-
tung versetzt.
Zwei sehr bemerkenswerte mo-
derne Kunstverglasungen sind von
Glasmaler Ule in München ausge-
stellt. Das eine von besonders feiner
37
Nacht die Fluten der Ostsee durch-
schneidet. Darunter zeigt sich
wie eine Erscheinung das Bild der
versunkenen Stadt mit ihren Mauern
und Türmen in dem hochgehen-
den Wasser, das die Ufer über-
flutet und im Vordergrunde links
noch einen Hügel mit Gesträuch
und rechts einzelne Bäume mit
ihren Kronen hervorstehen Iässt.
In der Mitte ist durch eine alle-
gorische Darstellung das Versinken
der Stadt angedeutet. Ein orna-
mentaler Rand, dessen Motive der
Flora und Fauna des Meeres ent-
lehnt sind, bringt die mannigfaltig-
sten Lichteffekte am Meeresstrand
zum Ausdruck. Nur die raffinier-
teste Technik konnte Wirkungen
erzielen, wie sie uns in diesem
Bilde entgegen treten. Die nack-
ten Teile der Figuren im Vorder-
grunde sind gemalt, aber mit
Opaleszentglas unterlegt, so dass
die Fleischtöne mit den Farben
der Umgebung in Einklang ge-
bracht werden. Der untere Teil
des Bildes mit der allegorischen
Scene im Vordergrunde ist ausser-
dem mit einem welligen Antikglas
bedeckt, wodurch die Formen ihre
Weichheit erhalten. — Eine in
kräftigsten Farben gegebene Stim-
mungslandschaft ist nach dem
Entwürfe von Hans Unger gefertigt.
Mächtige dunkelgrüne Pappeln wer-
den von der Sonne, die von dem
mittleren hochragenden Baume
verdeckt wird, auf der tiefblauen
Wasserfläche im Vordergrunde ab-
gezeichnet, während dieselbe die
Wiesen und Felder im Mittel-
grunde mit ihrem goldigen Lichte
überstrahlt. Kräftige Gegensätze
bestehen zwischen dem Vorder-
und Mittelgrunde und wieder
zwischen diesem und den in der
Tiefe sich auftürmenden grauen
Wolken. — Aus den übrigen Stücken
der Liebert'schen Sammlung sei
noch hervorgehoben ein nach dem
Karton von Maler Loos gefertigtes
Glasbild mit dem Blick auf Dresden.
Die vorwiegend ornamentalen
Werke von Karl Engelbrecht in
Hamburg, zum grössten Teile nach
eigenen Entwürfen gefertigt, zeich-
nen sich durch harmonische Farb-
stimmung und weise Beschränkung
in den Details aus. Sehr wirkungs-
voll hebt sich auf einem Kirchen-
OLASFENSTER VON HOFLIEFERANT
OTTO V1TTALI, OFFENBURG
fenster ein grosses aus gelblichen
Glassteinen gefertigtes Kreuz vom
violetten Hintergrunde ab, die
Ranken auf den seitlichen Rändern
und die oben auf Wolken her-
niederschwebende Taube tragen in
den matten Farben noch dazu bei,
den Glanz des Hauptmotivs zu er-
höhen. Nach Christiansen aus-
geführt sind ein landschaftliches
Bild mit einer Dame an einem Teich
stehend, eine Gruppe von Schwert-
lilien in einfacher Landschaft mit
goldgelbem Himmel und zwei
dekorative Köpfe mit Schlangen-
umrahmung. Bei diesen Darstel-
lungen ist gezeigt, wie die mensch-
liche Figur in der Kunstverglasung
zu verwenden ist. Mit den ein-
fachsten Mitteln sind zwei Gruppen
von je vier Füllungen unter Zu-
grundelegung der Pfauenfeder und
Iris gebildet. Ferner enthält die
Sammlung prächtige Blumengrup-
pen, Mohnblumen, Astern, Sonnen-
blumen, Rosen, eine quadratische
Füllung mit einer Libelle in der
Mitte, eine Reihe von Fenstervor-
setzen mit Segelbooten, die sich be-
sonderer Beliebtheit erfreuen, end-
lich reiche Mustertafeln von vor-
trefflichem amerikanischem Opales-
zentglas und Glassteinen.
Zu den besten Kunstvergla-
sungen der Ausstellung gehören
sodann zwei von Glasmaler Drinne-
berg in Karlsruhe nach Entwürfen
von Maler Dussault ausgeführte
Glasbilder. Das eine in Form
eines breiten Oberlichtfensters zeigt
eine ausgedehnte Winterlandschaft,
die von einem breiten Bach durch-
flössen wird. Nur wenige alte
Weidenstöcke mit ihren kahlen
Ruten im Vordergrunde, niederes
Gehölz zur linken Seite und ein
Höhenrücken im Hintergrunde
heben sich über die einförmige
ruhige Fläche empor. Über dem
Ganzen wölbt sich ein goldiger
Abendhimmel. — In morgenfrischen
Tönen ist das andere schmale und
hohe etwa für ein Treppenhaus ge-
eignete Fenster gegeben, das eine
Morgenstimmung zum Ausdruck
bringt und uns in eine Waldlich-
tung versetzt.
Zwei sehr bemerkenswerte mo-
derne Kunstverglasungen sind von
Glasmaler Ule in München ausge-
stellt. Das eine von besonders feiner