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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Körner, J. Adolf: Moderne Technik in der Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0056

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48

MODERNE TECHNIK IN DER KERAMIK

erhöht, während ein wei-
terer Vorteil in der voll-
ständigeren Wärmeaus-
nutzung und der allge-
meinen Verbilligung be-
stand. Die Mängel, die
dem ursprünglichen Ring-
ofen anhafteten, wurden
durch Verbesserungen be-
seitigt; man baute Öfen
mit getrennten Kammern,
erzeugte statt der horizon-
talen Feuerrichtung eine
auf- und absteigende und
musste vor allem darauf
bedacht sein, möglichst
viel lufttrockene Ware vor-
rätig zu haben, um den
kontinuierlichen Betrieb
aufrecht erhalten zu kön-
nen. Es entstanden Öfen
mit Nutzbarmachung der
Rauch- und Schmauchgase
zum Vortrocknen des
rohen Brenngutes in dar-
über gebauten Trocken-
anlagen. Auch künstlich
geheizte Räume mit regu-
lierbarer Wärmezufuhr
wurden angelegt und in
Verbindung mit dem Kanal-
ofen die Kanaltrocknerei
eingeführt. Die Produkte
selbst hinsichtlich ihrer
Feuer-, Wetter- und Frost-
beständigkeit besser wür-
digen zu können, sind
eigene Untersuchungsme-
thoden festgesetzt, bei
denen die Erfahrungen im
Betrieb wissenschaftlich
verwertet sind.

Verblendsteine, Hohl-
ziegel und die bis zur
beginnenden Sinterung ge-
brannten Klinker sind im-
merwährend ein begehrtes
Material, ebenso die durch
Beifügung von gebranntem
und zerstossenem Thon
schwer schmelzbaren Cha-
mottesteine. Lohnend er-
weist sich auch heute
noch die Herstellung von
Röhren, Schmelztiegeln,
Muffeln und ähnlicher
Ware, die aus feuerfestem
Thon bestehen. Weniger
einträglich ist die Fabri-
kation der gewöhnlichen
Töpferware und minimal

POKAL

ENTWURF: DIREKTOR H. GÖTZ f

AUSFÜHRUNG: HOFJUWELIER L. BERTSCH,

KARLSRUHE

sind darum die technischen
Fortschritte; das emaillierte
Blechgeschirr verdrängte
diese Produkte und sind
es nur noch wenige, tech-
nisch kaum beachtenswerte
Muster, die durch Massen-
produktion verbilligt, sich
auf dem Markt noch hal-
ten können.

Die hier zu erwäh-
nenden Terrakotten be-
stehen aus einer feineren
Thonmasse; da sich die
künstlerische Behandlung
hauptsächlich auf plastische
Darstellungen beschränkt,
erfordert das Material zur
genauen Wiedergabe von
Details schon einen be-
deutenden Grad von Fein-
heit und Plastizität. Ferner
wird auf die Farbe des-
selben Wert gelegt, um
die meist nicht dekorierten
Terrakotten teils durch
natürliche, teils durch
künstliche Färbung wirken
zu lassen.

Betrachten wir nun
das Material, aus dem
Fayence, Majolika und
Steingut fabriziert wird,
so sehen wir, dass hier
schon ganz bestimmte
Zusätze zu den feineren
Thonen gemacht werden.
Bei der Fayencefabrikation
erhält der sandfreie Thon
als Magerungsmittel Quarz
und Kalk in Form von
Kreide oder Kalkmergel,
da ein hoher Kalkgehalt
das Anhaften der äusseren
Dekoration fördert. Das
Steingut hat möglichst

eisenfreien Thon zur
Grundmasse, während die
Zusätze je nach Erforder-
nis aus Quarz, Feldspat,
Kaolin, phosphorsaurem
und kohlensaurem Kalk
bestehen.

Das weniger harte ge-
wöhnliche Steingut ist, wie
die englische »flirrt« und
»queens wäre«, ziemlich
kalkhaltig, wenn auch noch
den englischen Fabrikaten
Feuerstein und Pegmatit
zugesetzt werden.
 
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