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Becker, F.: Die Fachausstellungen für Kunsttöpferei und Bronze-Kleinplastik im Kunstgewerbe-Museum zu Leipzig
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0102
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DIE FACHAUSSTELLUNGEN FÜR KUNSTTÖPFEREI UND BRONZE-KLEINPLASTIK
_________
TEIL EINES SPEISESERVICES IM BESITZE DES FÜRSTEN VON BULGARIEN
ENTWORFEN UND AUSGEFÜHRT IN DER MANUFAKTUR SWAINE & CO. VON SCHMUZ-BAUDISS
zierten und Gekünstelten abhold ist und das Primitive,
Schlichte und Zwanglose vorzieht. Die Hauptwirkung
wird in der Färbung gesucht. Wenn ein Strahl
der Wintersonne diese Vasen, Schalen und Fliesen
überblitzte, leuchteten sie auf wie buntfarbige Blüten im
Blumengarten. Hauptsächlich waren die feurigen Unter-
glasurfarben zur Anwendung gekommen; daneben
sah man auch metallische Lüster, gelaufene und
krystallinische Glasuren. Der realistische Blumen- und
Figurendekor ist verschwunden und nur noch das
stilisierte Pflanzenornament, eingeritzt, ausgespart oder
leicht reliefiert, zu finden. Wie die Herstellung der
Glasuren und Lüster durch wissenschaftliche Unter-
suchungen sichere Grundlage und ausserordentliche
Bereicherung erhalten hat, so ist auch die Behandlung
des keramischen Materials in ein ganz neues Stadium
getreten. Man stellt jetzt die Massen in einer früher
unbekannten Reinheit und Qualität her, gewinnt durch
Mischung verschiedenartiger Thonsorten neue Nuancen
und erreicht durch exakt wirkende Öfen tadellosen
Brand. Die alten Begriffe: Thonware, Fayence, Stein-
zeug, Steingut reichen nicht mehr aus zur genauen
Bezeichnung, da allerhand neue Nuancen und Zwischen-
glieder entstanden sind.
Wenden wir uns zur Betrachtung der hervor-
ragendsten Gruppen, so nahm gleich am Eingang
die reichhaltige Kollektion von Max von Heider &
Söhne in Schongau a. Lech unsere Aufmerksamkeit
in Anspruch. Es sind Steingutgefässe der verschie-
densten Art (Vasen, Krüge, Kaffeegeschirr), mit Lüster-
glasuren und gemaltem Dekor oder geflossenen Gla-
suren und Reliefdekor, Kleingerät in Frittensteinzeug
mit geflammten Glasuren und ausgespartem grauen
Grunde, ferner gemalte Fayencefliessen mit kraftvollen
Tiermotiven (Panther, Schwan, Fuchs), Wandbrunnen
mit gemaltem und Reliefdekor und auch interessante
Versuche in Porzellan mit gemaltem Lüster. Alle
Stücke zeigen einen entschieden modernen Zug und
starke Originalität in Formen, Farben und Ornament.
Freilich sind die Formen zum Teil übermässig wuch-
tig und die Farben häufig grell und unvermittelt.
Einige der besten Stücke vergegenwärtigt die bei-
gegebene Abbildung. — J.J. Scharvogel in München
behauptet auch hier mit seinem Steinzeug mit ge-
flossenen und geflammten Scharffeuerglasuren den
ersten Platz. Die feinen schlichten Formen der Vasen
und Schalen, zum Teil nach Entwürfen von Walter
Magnussen und Theo Schmuz Baudiss, und die reinen,
tiefen Glasuren verleihen diesem Steinzeug einen
hohen Reiz und machen es den guten französischen
Produkten ebenbürtig. Neu unter Scharvogel's Ar-
beiten sind kürbisförmige Vasen in blauer und brau-
ner Glasur. - - Sehr nahe an Scharvogel's Arbeiten
reicht jetzt auch das Steinzeug von Hermann Mutz
in Altona mit geflossenen, gemischten und bunten
Glasuren, deren Glanz und Reinheit sich an feinen,
einfachen Formen vortrefflich zur Geltung bringen.
Auch sein Thonzeug mit gelaufenen Glasuren war
reichlich vertreten, wirkt aber, verglichen mit dem
Steinzeug, merklich stumpfer. Neben diese genannten
Keramiker von bewährtem Ruf tritt jetzt eine neue
hervorragende Kraft in Kurt Randhahn in Bunzlau.
Er bot eine reiche Kollektion von Vasen, Schalen,
Kleingerät und Tierfiguren (nach Entwürfen von
Aug. Gaul in Berlin) in lüstriertem Steinzeug mit
Scharffeuer- und krystallinischen Glasuren (zum Teil
DIE FACHAUSSTELLUNGEN FÜR KUNSTTÖPFEREI UND BRONZE-KLEINPLASTIK
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TEIL EINES SPEISESERVICES IM BESITZE DES FÜRSTEN VON BULGARIEN
ENTWORFEN UND AUSGEFÜHRT IN DER MANUFAKTUR SWAINE & CO. VON SCHMUZ-BAUDISS
zierten und Gekünstelten abhold ist und das Primitive,
Schlichte und Zwanglose vorzieht. Die Hauptwirkung
wird in der Färbung gesucht. Wenn ein Strahl
der Wintersonne diese Vasen, Schalen und Fliesen
überblitzte, leuchteten sie auf wie buntfarbige Blüten im
Blumengarten. Hauptsächlich waren die feurigen Unter-
glasurfarben zur Anwendung gekommen; daneben
sah man auch metallische Lüster, gelaufene und
krystallinische Glasuren. Der realistische Blumen- und
Figurendekor ist verschwunden und nur noch das
stilisierte Pflanzenornament, eingeritzt, ausgespart oder
leicht reliefiert, zu finden. Wie die Herstellung der
Glasuren und Lüster durch wissenschaftliche Unter-
suchungen sichere Grundlage und ausserordentliche
Bereicherung erhalten hat, so ist auch die Behandlung
des keramischen Materials in ein ganz neues Stadium
getreten. Man stellt jetzt die Massen in einer früher
unbekannten Reinheit und Qualität her, gewinnt durch
Mischung verschiedenartiger Thonsorten neue Nuancen
und erreicht durch exakt wirkende Öfen tadellosen
Brand. Die alten Begriffe: Thonware, Fayence, Stein-
zeug, Steingut reichen nicht mehr aus zur genauen
Bezeichnung, da allerhand neue Nuancen und Zwischen-
glieder entstanden sind.
Wenden wir uns zur Betrachtung der hervor-
ragendsten Gruppen, so nahm gleich am Eingang
die reichhaltige Kollektion von Max von Heider &
Söhne in Schongau a. Lech unsere Aufmerksamkeit
in Anspruch. Es sind Steingutgefässe der verschie-
densten Art (Vasen, Krüge, Kaffeegeschirr), mit Lüster-
glasuren und gemaltem Dekor oder geflossenen Gla-
suren und Reliefdekor, Kleingerät in Frittensteinzeug
mit geflammten Glasuren und ausgespartem grauen
Grunde, ferner gemalte Fayencefliessen mit kraftvollen
Tiermotiven (Panther, Schwan, Fuchs), Wandbrunnen
mit gemaltem und Reliefdekor und auch interessante
Versuche in Porzellan mit gemaltem Lüster. Alle
Stücke zeigen einen entschieden modernen Zug und
starke Originalität in Formen, Farben und Ornament.
Freilich sind die Formen zum Teil übermässig wuch-
tig und die Farben häufig grell und unvermittelt.
Einige der besten Stücke vergegenwärtigt die bei-
gegebene Abbildung. — J.J. Scharvogel in München
behauptet auch hier mit seinem Steinzeug mit ge-
flossenen und geflammten Scharffeuerglasuren den
ersten Platz. Die feinen schlichten Formen der Vasen
und Schalen, zum Teil nach Entwürfen von Walter
Magnussen und Theo Schmuz Baudiss, und die reinen,
tiefen Glasuren verleihen diesem Steinzeug einen
hohen Reiz und machen es den guten französischen
Produkten ebenbürtig. Neu unter Scharvogel's Ar-
beiten sind kürbisförmige Vasen in blauer und brau-
ner Glasur. - - Sehr nahe an Scharvogel's Arbeiten
reicht jetzt auch das Steinzeug von Hermann Mutz
in Altona mit geflossenen, gemischten und bunten
Glasuren, deren Glanz und Reinheit sich an feinen,
einfachen Formen vortrefflich zur Geltung bringen.
Auch sein Thonzeug mit gelaufenen Glasuren war
reichlich vertreten, wirkt aber, verglichen mit dem
Steinzeug, merklich stumpfer. Neben diese genannten
Keramiker von bewährtem Ruf tritt jetzt eine neue
hervorragende Kraft in Kurt Randhahn in Bunzlau.
Er bot eine reiche Kollektion von Vasen, Schalen,
Kleingerät und Tierfiguren (nach Entwürfen von
Aug. Gaul in Berlin) in lüstriertem Steinzeug mit
Scharffeuer- und krystallinischen Glasuren (zum Teil