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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

DOI article:
Leisching, Julius: Glasmalerei und Kunstverglasung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0118

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GLASMALEREI UND KUNSTVERGLASUNG

GLASFENSTER VON ARCHITEKT A. LÜTHI, FRANKFURT A. M.

vorhängen, »da man
wil windes niht noch
lieht«. Bis tief in
das späte Mittelalter
hinein vermag, trotz
des Vorbildes der
Kirchen und ihres
grossen Bedarfes an
Glasmachern und -ma-
lern, das Glas jene
billigeren Ersatzmittel
nicht völlig zu ver-
drängen. Das charak-
terisiert der Vermehrte
Sachsenspiegel, ein
Rechtsbuch vom Ende
des 14. Jahrhunderts,
in der ausdrücklichen
Bestimmung: »Fen-
sterrahmen und PIos-
ter (Haut) zu Stuben
gehören zu dem
Hause, es sei denn,
dass ein Mann be-
sondere Glasefenster
hat, die mit Bildwerk
oder mit anderen
Dingen gemalt wären
zu einer sonderlichen
Wollust, die gehören
nicht zu dem Hause,
sie würden dann bei
dem Kaufe ausbe-
dungen.« Schon gab
es also »Glasefenster«,
aber die werden in
einem Atem als be-
malt bezeichnet, wäh-
rend das übliche Ver-
schlussmittel Perga-
ment und dergleichen
blieb. Gleichzeitig
also, wenn wir diesem
Rechtsbuch glauben
dürfen, gleichzeitigmit
dem Glas hielt auch
die Glasmalerei ihren
Einzug in die mensch-
liche Behausung. Wie
fremdartig mutet uns
heute diese Erkenntnis
an. Und doch erklärt
sie sich sehr leicht aus
dem Wesen der künst-
lerischen Entwicke-
lung, welche der
menschlichen ja in
vielen Fällen von der
göttlichen Behausung
zugekommen war. Das
Mittelalter besass gar
 
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