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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

DOI article:
Abels, Ludwig W.: Vom Wiener Kunstgewerbe 1901-1902
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0216

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208

VOM WIENER KUNSTGEWERBE

Kustos des österreichischen Museums, zusammen-
gestellt wurde: »Innenräume und Hausrat der Empire-
und Biedermeierzeit in Österreich-Ungarn«. Sorgfältig
ausgeführte photographische Reproduktionen führen
uns da erlesene Schöpfungen dieser Stilepoche vor.
In der ersten Lieferung ist unter anderem die von
Hoffmann genau durchstudierte Besitzung eines Fa-
brikanten in Atz-
gersdorf, die um
1800 entstanden
ist, abgebildet.

Wenn auch die
Zukunft der gan-
zen Wiener Ent-
wickelung noch
unsicher ist, so
darf die Welt doch
derartige in den
modernen Arbeiten
der Wiener Schule
enthaltene Ele-
mente mit beson-
derer Achtsamkeit
entgegennehmen.
Sie bedeuten das
beste, was eine
vornehme alte Kul-
tur der neuen Ge-
neration zu über-
mitteln hat.

Dann aber kom-
men in Hoffmann
und seinen Schü-
lern auch mannig-
fache ganz mo-
derne Einflüsse zur
Verarbeitung. Da
ist vor allem die
technisch raffinierte
Behandlung des
Materials und der
besonders feine
Farbensinn in Be-
tracht zu ziehen.
Die reichste Aus-
wahl exotischer
und heimischer
Zierhölzer mit allen
Effekten der Ma-
serung für glatte
Behandlung oder
Intarsia kommen

zur mannigfaltigsten Verwendung. Neben der alten
Farbenstimmung, welche die Tönungen zwischen Gold-
gelb und Rotbraun bevorzugte, stehen dank der ent-
wickelten Beiztechniken zahlreiche neue Nuancen zur
Verfügung. Übrigens spielt in dieser Schule auch
die moderne »Empfindungslinie« eine grosse Rolle.
Der Umriss der Körper und Flächen, der Schmuck
durch Einlagen und Appliken wird mit besonderer
Liebe und Empfindung verfolgt.

TISCH, STUHL UND UHR IN MAHAGONIHOLZ, ENTWORFEN
UND AUSGEFÜHRT VON VAL. ÖCKLER, BEMALTER WAND-
STOFF UND WANDSCHIRM, ENTWORFEN UND AUSGEFÜHRT
VON K. SCHÄFER, NÜRNBERG. (MEISTERKURSE. TEXT S. 220)

Schon auf der Ausstellung der Wiener Kunst-
werbeschule, am Schluss des vorigen Studienjahres
sind Talente wie Wilhelm Schmidt, Franz Messner,
Karl Sumetsberger, Frl. Else Unger u. s. w. durch be-
sonders gediegene und durchdachte Arbeiten aufge-
fallen. Ein Sekretariatsraum in rötlichbraunem Rusten-
holz (ausgeführt vom Kunsttischler W. Hollmann), ein

Vorzimmer, das die
Techniken der vor-
züglichen Prag-
Rudniker Korb-
warenfabrik ge-
schickt ausnützte,
mit gelblichem
Geflecht und blau

gestrichenem
Holzrahmenwerk,
ein Kinderzimmer
von Franz Messner,
die einfachen selbst

getriebenen
Schmuckschnallen,
Knöpfe u. s. w.
zeigten durchweg
eine zielbewusste
Thätigkeit. Nun-
mehr hat sich die
Gruppe von Ab-
solventen zu einem
Bund »Wiener
Kunst im Hause«

zusammenge-
schlossen und kürz-
lich in den Räu-
men des Kunstge-
werbevereins eine
kleine Ausstellung
von geschlossenem
Charakter veran-
staltet. Möbel, Be-
leuchtungskörper,
Fensterfüllungen,
dann alle Bett- und
Tafelwäsche, die
Teppiche, Decken,
Gläser, Bestecke,
Waschservice u. s.
w., alles, was zur
Vervollständigung
einer Wohnungs-
einrichtung erfor-
derlich ist, wurde
von den Mitgliedern des Bundes beigestellt.

Charakteristisch ist bei den Möbeln dieser jungen
Künstlergruppe die überaus ruhige Linienführung, die
mit den Arbeiten etwa der Münchner Künstler, wie
Obrist, Endell, Bruno Paul u. s. w. in lebhaftem Kontrast
steht. Aber auch von den in Darmstadt ausgeführten
Möbeln Olbrich's, welche die Dreiecksform bevor-
zugen und durch gedrechselte Säulen, durch Kerb-
schnitzerei oder Metallbeschläge die Flächen beleben,
 
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