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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0230

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222

KLEINE MITTEILUNGEN

11 S-



f

L

MODELL VON F. KUHARZYK

Webepult. Die Anregungen zu
dieser Erfindung gab Fräulein
Ida Seliger, Lehrerin an der
Stickereiklasse der Schule des
Berliner Kunstgewerbemuseums;
der Bau des Pultes ist von
Ingenieur Witte, Berlin aus-
geführt worden. Die Kette liegt
auch bei dem neuen Pulte in
Hautelisserichtung. Statt aber
in ganzer Länge vor der We-
berin aufrecht zu stehen, läuft
sie über ein Pult, auf dem sie
fest liegt und der Weberin ge-
stattet, die Arme während der
Arbeit fest aufzulegen, wodurch
grosse Kraftersparnis und sehr
sicheres Arbeiten erzielt wird.
Die grösste Beschleunigung —
eine mindestens vierfach gestei-
gerte Geschwindigkeit — erfährt
aber das Wirkereiverfahren da-
durch, dass jeder Kettfaden über
einen winzigen Nadelkopf läuft,
der etwa wie ein Klavierhammer
arbeitet, indessen nicht von
oben, sondern von unten an-
schlägt und es ermöglicht, die
Kettfäden durch einfaches Ziehen
an einer über Rollen laufenden
Schnur immer nur an der Stelle
zu heben, wo das Schiffchen
hindurchgeführt wird. Das müh-
selige Herauszupfen der Kett-
fäden mit der Hand, dass an
dem älteren Verfahren unver-
meidlich war, kommt mithin
beim Webepult in Wegfall. Im

BRONZEN DER WIENER K. K. KUNST-
ERZOIESSEREI

LAMPE FÜR ELEKTRISCHES LICHT

MODELL VON A. SCHNABEL

VASE, MODELL VON OTTO V. SILBER

MODELL VON F. KUHARZYK

übrigen werden an die künst-
lerische Leistungsfähigkeit der
Arbeiterin viel höhere Ansprüche
gestellt, als bei dem Scherre-
becker Verfahren, weil beim
Webepult lediglich eine Umriss-
linie auf die hinter der Kette
liegende Zeichnung des Ent-
wurfes gebracht werden kann;
die Übertragung der Farbentöne
muss frei von der vor der Ar-
beiterin hängenden Farbenskizze
des Künstlers erfolgen, während
beim Scherrebecker Webstuhl
die Farbenskizze unmittelbar
hinter der Kette liegt und skla-
visch nachgearbeitet wird. Man
hat hier also wegen der weniger
geisttötenden Übertragungsart
ein ausgezeichnetes Mittel zur
künstlerischen Erziehung der
ausführenden Arbeitskräfte in
der Hand und kann eine im
sozialen und ethischen Sinne
hochwichtige Pflicht erfüllen.

BERLIN. Englische Über-
hebung. Eine der jüng-
sten Nummern des Lon-
doner »Studio« veröffentlicht
einige Abbildungen von ge-
stickten Kissen und Decken nach
Zeichnungen eines Berliner
Künstlers und nimmt diese,
doch nur einen kleinsten Aus-
schnitt des Berliner, und nun
vollends des deutschen Kunst-
gewerbes zeigenden Arbeiten
 
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