kugel, den die Sonne im Laufe des Jahres, von der Erde
aus gesehen, durchläuft. Bis zu Hipparchos verlegte man
in diesen Kreis, wohl aus Anlaß der uralten Zwölferzäh-
lung, zwölf »Häuser«, durch die der Weg der Sonne lief.
Hipparchos von Nicäa, der um 200 v. Chr. lebende Astro-
nom in Rhodus, fand, daß diese ungleichgroßen »Häuser«
für astronomische Zwecke unbequem waren und er teilte
deshalb die Ekliptik in zwölf gleichgroße Teile zu je 30°
(Dodekatemoria) und nannte sie nach den Sternenbildern,
die diesen Teilen oder Zeichen am nächsten lagen; die
Namen der Sternbilder müssen demnach schon vorher
bestanden haben. Deshalb erhielt auch der ganze Tier-
kreis den griechischen Namen Zodiakos (von zodion —
Tierchen). Aus alten Zeiten haben sich für den Tierkreis
auch noch andere Namen erhalten, von denen wir hier
einige aufstellen wollen:
30° Widder, Aries, Corniger, Laniger (April)1)
60° Stier, Taurus (Mai)
90° Zwillinge, Gemini, Caprae (?) (Juni)
120° Krebs, Cancer (Juli)
150° Löwe, Leo (August)
180° Jungfrau, Virgo (September)
210° Wage, Libra, Chelae, Jugum (Oktober)
240° Skorpion, Scorpio, Nepa (November)
270° Schütze, Sagiltarius, Arcitenens (Dezember)
300° Steinbock, Capricornus, Caper (Januar)
330° Wassermann, Aquarius, Amphora (Februar)
360° Fische, Pisces (März).
Außer dieser Reihe von Zodiakalzeichen gibt es aber
auch noch andere. Bei den Ägyptern kommen, der oben
aufgeführten und bei uns noch heute beachteten Reihen-
folge entsprechend, Kater, Hund, Schlange, Käfer, Esel,
Löwe, Bock, Stier, Sperber, Ibis und Krokodil vor. Der
chinesische und japanische2) Tierkreis umfaßt Maus oder
Ratte, Ochs oder Stier, Tiger, Hase, Drache, Schlange,
Pferd, Schaf, Widder oder Ziege, Affe, Hahn, Henne oder
Vogel, Hund, Schwein, Wildschwein oder Eber. A. v. Hum-
boldt hat ausgesprochen, daß dieser ostasiatische Tierkreis
in den Namen manche Ähnlichkeit mit den Namen der
altmexikanischen Tage aufweise; ja auch auf die vorge-
schichtliche Kunst in den Cordilleren sollen manche Einzel-
heiten hinweisen. Damit wäre tatsächlich der vorgeschicht-
liche Ursprung dieser Symbole angedeutet, und es gibt
sogar eine, allerdings auch sehr bestrittene Altersangabe
für den Tierkreis von Dendera, die sich auf astronomischen
Berechnungen aufbaut und aus der Stellung der einzelnen
Sternbilder in diesem Tierkreis im Vergleich zu deren Kon-
stellation in unserer Zeit den Schluß zieht, daß jener in
einem großen ägyptischen Tempel gewesene runde, wie
auch ein anderer viereckiger Tierkreis über 13000 Jahre
v. Chr. entstanden sein müsse. Er war 1798 von den Fran-
zosen entdeckt und 1820 ausgesägt und nach Paris ge-
bracht worden; La Place und Dupuis hatten diese Ansicht
ausgesprochen. Anderen Astronomen ist diese Behaup-
tung unwahrscheinlich vorgekommen, und es ist sogar,
von Delambre und Fourier, bezweifelt worden, daß dieser
Tierkreis wirklich die Sternbilder am Himmel in ihrer
Konstellation bedeuten solle: Letronne meinte, daß der
runde und auch der viereckige Tierkreis zu Dendera nur
als astrologisches Bild, als eine Art Plafonddekoration an-
zunehmen sei. Das wäre also dieselbe Art, wie zu unserer
Zeit in der Ernst-Ludwig-Halle in Darmstadt und im
Treppenhause des Bayrischen Nationalmuseums in München
solche astrologische Deckenbilder gemalt worden sind.
(Abbildungen des Tierkreises zu Dendera zeigt Lepsius
[Wandgemälde] undPlaßmann: Himmelskunde, Schweiger-
Lerchenfeld: Atlas zur Himmelskunde.)
Damit wäre freilich über das wirkliche Alter dieses
Tierkreises noch kein Aufschluß gegeben. Die Straßburger
Bibliothek hatte seinerzeit aus der großen Sammlung von
Ostraka aus Ägypten ein ägyptisches Verzeichnis der Tier-
kreisbilder und der Planeten erworben, das, ein rötlicher
Tonscherben, aus dem 1. Jahrhundert stammt, also müssen
die Tierkreisbilder älter sein, zumal sich solche Darstel-
lungen auch auf anderen altägyptischen Denkmälern be-
finden. Lepsius verlegt ihre Entstehung in die römische
Kaiserzeit, also frühestens an den Anfang unserer Zeit-
rechnung, eine Meinung, die auch durch die Entzifferung
der phonetischen Hieroglyphen durch Champollion-Figeac
unterstützt wird. Es ist jedoch auch die Meinung ausge-
sprochen, daß die Tierkreisbilder im 8. oder 7. Jahrhundert
v. Chr. entstanden sein können.
Aber diese Zeitangaben betreffen nur den Tierkreis
von Dendera und wohl auch die anderen ägyptischen
Tierkreisdarstellungen. Damit ist noch nicht gesagt, daß
wirklich die Ägypter auch die Urheber dieser Symbole sein
müssen. Vor den Ägyptern hatten die Griechen den
Zodiakos und von ihnen haben ihn die Ägypter am Anfange
unserer Zeitrechnung übernommen und den Sternbildern,
die sie schon führten, angereiht. Wie bei den Griechen,
verschmolz sich auch bei den alten Ägyptern die Astro-
logie mit dem religiösen Kult1) hatte doch bei ihnen jeder
Stern, jeder Monat und Tag und jede Stunde eine gött-
liche Personifikation; die Tagesstunden wurden durch
Göttinnen dargestellt, die über dem Haupte eine runde
Sonnenscheibe trugen, die Göttinnen der Nachtstunden
führten als Bekrönung einen fünfzackigen Stern. Bei den
Griechen war ja auch der Sternenhimmel mit göttlichen
Wesen bevölkert, und schon Homer nennt zu seiner Zeit,
tausend Jahre v. Chr., einige Sternbilder als Personifi-
kationen.
Über die griechische Zeit aber deuten Spuren zurück
in noch frühere Menschheitstage. Sie weisen auf Baby-
lonien. Jedenfalls ist durch Jensens und Eppings Unter-
suchungen nachgewiesen, daß von den bei den Griechen be-
1) Die Tierkreisbilder gehören ursprünglich so den an-
gefügten Monaten an. Es ist also falsch, die Reihe der
Tierkreisbilder mit dem Widder beim Januar oder Oktober
beginnen zu lassen, wie es oft in Kalendervignetten usw.
vorkommt. Über die astronomische Richtigkeit siehe die
spätere Bemerkung über die Präzession.
2) Sie sind oft neben Hakenkreuzen und anderen Sym-
loben auf altjapanischen Schwertstichblättern zu finden.
1) Die ägyptischen Tempel waren so angelegt, daß
entweder die Sonne oder andere Gestirne bis in ihre Innen-
räume und Grabkammern scheinen konnten. Da das in
den langen Zeiträumen, über die sich die ägyptische Kultur-
periode erstreckt, nicht immer so bleiben konnte, wurden
später nach der veränderten Stellung der Gestirne neue
Lichtöffnungen geschaffen, und als auch dieses Hilfsmittel
versagte, konnte es vorkommen, daß alte Tempel nieder-
gerissen und in neuer Lage zu den Gestirnen wieder auf-
gebaut wurden. — (Vielleicht beleuchtet auch diese an-
scheinend sichere Tatsache die viel umstrittene Frage, wel-
ches denn die (nicht rauchende) Lichtquelle gewesen sei,
die den Ägyptern gestattet habe, die vom Tageslicht ab-
gesperrten Innenräume auszumalen. Es ist da sogar die
Vermutung ausgesprochen worden, daß die Ägypter eine
Art elektrischen Lichtes gekannt haben müßten, an die
sich der hübsche Scherz knüpft, daß, da man doch keine
Stromleitungen finden könne, den Ägyptern einfach auch
schon die — drahtlose Stromübertragung bekannt gewesen
sein müsse.)
32 —
aus gesehen, durchläuft. Bis zu Hipparchos verlegte man
in diesen Kreis, wohl aus Anlaß der uralten Zwölferzäh-
lung, zwölf »Häuser«, durch die der Weg der Sonne lief.
Hipparchos von Nicäa, der um 200 v. Chr. lebende Astro-
nom in Rhodus, fand, daß diese ungleichgroßen »Häuser«
für astronomische Zwecke unbequem waren und er teilte
deshalb die Ekliptik in zwölf gleichgroße Teile zu je 30°
(Dodekatemoria) und nannte sie nach den Sternenbildern,
die diesen Teilen oder Zeichen am nächsten lagen; die
Namen der Sternbilder müssen demnach schon vorher
bestanden haben. Deshalb erhielt auch der ganze Tier-
kreis den griechischen Namen Zodiakos (von zodion —
Tierchen). Aus alten Zeiten haben sich für den Tierkreis
auch noch andere Namen erhalten, von denen wir hier
einige aufstellen wollen:
30° Widder, Aries, Corniger, Laniger (April)1)
60° Stier, Taurus (Mai)
90° Zwillinge, Gemini, Caprae (?) (Juni)
120° Krebs, Cancer (Juli)
150° Löwe, Leo (August)
180° Jungfrau, Virgo (September)
210° Wage, Libra, Chelae, Jugum (Oktober)
240° Skorpion, Scorpio, Nepa (November)
270° Schütze, Sagiltarius, Arcitenens (Dezember)
300° Steinbock, Capricornus, Caper (Januar)
330° Wassermann, Aquarius, Amphora (Februar)
360° Fische, Pisces (März).
Außer dieser Reihe von Zodiakalzeichen gibt es aber
auch noch andere. Bei den Ägyptern kommen, der oben
aufgeführten und bei uns noch heute beachteten Reihen-
folge entsprechend, Kater, Hund, Schlange, Käfer, Esel,
Löwe, Bock, Stier, Sperber, Ibis und Krokodil vor. Der
chinesische und japanische2) Tierkreis umfaßt Maus oder
Ratte, Ochs oder Stier, Tiger, Hase, Drache, Schlange,
Pferd, Schaf, Widder oder Ziege, Affe, Hahn, Henne oder
Vogel, Hund, Schwein, Wildschwein oder Eber. A. v. Hum-
boldt hat ausgesprochen, daß dieser ostasiatische Tierkreis
in den Namen manche Ähnlichkeit mit den Namen der
altmexikanischen Tage aufweise; ja auch auf die vorge-
schichtliche Kunst in den Cordilleren sollen manche Einzel-
heiten hinweisen. Damit wäre tatsächlich der vorgeschicht-
liche Ursprung dieser Symbole angedeutet, und es gibt
sogar eine, allerdings auch sehr bestrittene Altersangabe
für den Tierkreis von Dendera, die sich auf astronomischen
Berechnungen aufbaut und aus der Stellung der einzelnen
Sternbilder in diesem Tierkreis im Vergleich zu deren Kon-
stellation in unserer Zeit den Schluß zieht, daß jener in
einem großen ägyptischen Tempel gewesene runde, wie
auch ein anderer viereckiger Tierkreis über 13000 Jahre
v. Chr. entstanden sein müsse. Er war 1798 von den Fran-
zosen entdeckt und 1820 ausgesägt und nach Paris ge-
bracht worden; La Place und Dupuis hatten diese Ansicht
ausgesprochen. Anderen Astronomen ist diese Behaup-
tung unwahrscheinlich vorgekommen, und es ist sogar,
von Delambre und Fourier, bezweifelt worden, daß dieser
Tierkreis wirklich die Sternbilder am Himmel in ihrer
Konstellation bedeuten solle: Letronne meinte, daß der
runde und auch der viereckige Tierkreis zu Dendera nur
als astrologisches Bild, als eine Art Plafonddekoration an-
zunehmen sei. Das wäre also dieselbe Art, wie zu unserer
Zeit in der Ernst-Ludwig-Halle in Darmstadt und im
Treppenhause des Bayrischen Nationalmuseums in München
solche astrologische Deckenbilder gemalt worden sind.
(Abbildungen des Tierkreises zu Dendera zeigt Lepsius
[Wandgemälde] undPlaßmann: Himmelskunde, Schweiger-
Lerchenfeld: Atlas zur Himmelskunde.)
Damit wäre freilich über das wirkliche Alter dieses
Tierkreises noch kein Aufschluß gegeben. Die Straßburger
Bibliothek hatte seinerzeit aus der großen Sammlung von
Ostraka aus Ägypten ein ägyptisches Verzeichnis der Tier-
kreisbilder und der Planeten erworben, das, ein rötlicher
Tonscherben, aus dem 1. Jahrhundert stammt, also müssen
die Tierkreisbilder älter sein, zumal sich solche Darstel-
lungen auch auf anderen altägyptischen Denkmälern be-
finden. Lepsius verlegt ihre Entstehung in die römische
Kaiserzeit, also frühestens an den Anfang unserer Zeit-
rechnung, eine Meinung, die auch durch die Entzifferung
der phonetischen Hieroglyphen durch Champollion-Figeac
unterstützt wird. Es ist jedoch auch die Meinung ausge-
sprochen, daß die Tierkreisbilder im 8. oder 7. Jahrhundert
v. Chr. entstanden sein können.
Aber diese Zeitangaben betreffen nur den Tierkreis
von Dendera und wohl auch die anderen ägyptischen
Tierkreisdarstellungen. Damit ist noch nicht gesagt, daß
wirklich die Ägypter auch die Urheber dieser Symbole sein
müssen. Vor den Ägyptern hatten die Griechen den
Zodiakos und von ihnen haben ihn die Ägypter am Anfange
unserer Zeitrechnung übernommen und den Sternbildern,
die sie schon führten, angereiht. Wie bei den Griechen,
verschmolz sich auch bei den alten Ägyptern die Astro-
logie mit dem religiösen Kult1) hatte doch bei ihnen jeder
Stern, jeder Monat und Tag und jede Stunde eine gött-
liche Personifikation; die Tagesstunden wurden durch
Göttinnen dargestellt, die über dem Haupte eine runde
Sonnenscheibe trugen, die Göttinnen der Nachtstunden
führten als Bekrönung einen fünfzackigen Stern. Bei den
Griechen war ja auch der Sternenhimmel mit göttlichen
Wesen bevölkert, und schon Homer nennt zu seiner Zeit,
tausend Jahre v. Chr., einige Sternbilder als Personifi-
kationen.
Über die griechische Zeit aber deuten Spuren zurück
in noch frühere Menschheitstage. Sie weisen auf Baby-
lonien. Jedenfalls ist durch Jensens und Eppings Unter-
suchungen nachgewiesen, daß von den bei den Griechen be-
1) Die Tierkreisbilder gehören ursprünglich so den an-
gefügten Monaten an. Es ist also falsch, die Reihe der
Tierkreisbilder mit dem Widder beim Januar oder Oktober
beginnen zu lassen, wie es oft in Kalendervignetten usw.
vorkommt. Über die astronomische Richtigkeit siehe die
spätere Bemerkung über die Präzession.
2) Sie sind oft neben Hakenkreuzen und anderen Sym-
loben auf altjapanischen Schwertstichblättern zu finden.
1) Die ägyptischen Tempel waren so angelegt, daß
entweder die Sonne oder andere Gestirne bis in ihre Innen-
räume und Grabkammern scheinen konnten. Da das in
den langen Zeiträumen, über die sich die ägyptische Kultur-
periode erstreckt, nicht immer so bleiben konnte, wurden
später nach der veränderten Stellung der Gestirne neue
Lichtöffnungen geschaffen, und als auch dieses Hilfsmittel
versagte, konnte es vorkommen, daß alte Tempel nieder-
gerissen und in neuer Lage zu den Gestirnen wieder auf-
gebaut wurden. — (Vielleicht beleuchtet auch diese an-
scheinend sichere Tatsache die viel umstrittene Frage, wel-
ches denn die (nicht rauchende) Lichtquelle gewesen sei,
die den Ägyptern gestattet habe, die vom Tageslicht ab-
gesperrten Innenräume auszumalen. Es ist da sogar die
Vermutung ausgesprochen worden, daß die Ägypter eine
Art elektrischen Lichtes gekannt haben müßten, an die
sich der hübsche Scherz knüpft, daß, da man doch keine
Stromleitungen finden könne, den Ägyptern einfach auch
schon die — drahtlose Stromübertragung bekannt gewesen
sein müsse.)
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