Mk. 392. — Typ 2 hat eine Oartengröße von 120 qm,
zeigt ebenfalls ein ausgebautes Dachgeschoß, drei Zim-
mer, Küche, Bad, Klosett und Keller. Bei einer bebau-
ten Fläche von 37 qm beträgt sein Mietspreis Mk. 478.
— Typ 3 hat eine Oartengröße von 140 qm; er hat
wieder ein ausgebautes Dachgeschoß, drei Zimmer,
Küche, Bad Klosett und Keller. Bei einer bebauten
Fläche von 42 qm beträgt sein Mietspreis Mk. 634. —
Typ 4 hat eine Gartengröße von 160 qm, ist zwei-
geschossig, hat drei Zimmer, eine Kammer im Dach
Küche, Bad, zwei Klosetts, Keller und Bodenraum.
Bei einer bebauten Fläche von 48 qm beträgt die
Jahresmiete Mk. 725. — Diese vier Wohnungstypen
sind als Einfamilienhäuser für Industriearbeiter gedacht,
und zwar die beiden ersten für einfache Lohnarbeiter,
die beiden letzten für wirtschaftlich gehobene Arbeiter
Meister etwa oder Werkführer. Zum Vergleich seien
hier die Mietspreise der von Georg Metzendorf er-
richteten Kruppschen Siedelung »Margarethenhöhe«
genannt, welche freilich nur Häuser für gewöhnliche
Lohnarbeiter enthält: sie belaufen sich auf etwa 250
bis 550 Mk. — Die drei nun in der Größensteigerung
folgenden, auch mit reicherem Komfort versehenen
Haustypen sind für den städtischen Mittelstand be-
rechnet, etwa für Beamte, kleinere Kaufleute, Hand-
werker, Gewerbetreibende usw. Typ 5 hat so eine
Gartengröße von 180 qm, ist wieder zweigeschossig
und besitzt fünf Zimmer nebst Kammer im Dach,
Küche, Bad, zwei Klosetts, kleine Diele, Keller und
Bodenraum. Bei einer bebauten Fläche von 62 qm
beträgt der Mietspreis Mk. 908. — Typ 6 hat eine
Gartengröße von 244 qm, ist zweigeschossig, hat
vier Zimmer, Kammer und eine weitere Kammer im
Dach, Küche, Bad, zwei Klosetts, Diele, Keller und
Bodenraum. Bei einer bebauten Fläche von 72 qm
beträgt der Mietspreis Mk. 1192. — Der letzte Typ
Nr. 7 hat eine Gartengröße von 345 qm, er ist zum
Teil zweigeschossig, der andere Teil des Oberstocks
ist nur als ausgebautes Dachgeschoß geplant. Er ent-
hält fünf Zimmer und Kammer, eine Kammer im
Dach, ferner Küche, Bad, Klosett, eine große Diele,
Keller und Bodenraum. Bei einer bebauten Fläche
von 93 qm beläuft sich sein Mietspreis auf 1246 Mk.
Vergleicht man dies Bauprogramm mit typischen
Arbeiterwohnungs Grundrissen, wie sie z. B. auch
Behrens für die Merseburger Blancke-Werke entworfen
hat1), so fällt der mehr städtisch-bürgerliche Charak-
ter der Lichtenberger Wohnungen auf: vor allem trifft
man nicht jene typische Verschmelzung von Wohn-
stube und Küche zur »Wohnküche«. Bei dieser Schei-
dung konnte naturgemäß auch eine besondere Spül-
küche erspart bleiben. — Ebenso ist an keine beson-
dere Stallung für Kleinvieh gedacht.
Dagegen nehmen die 100 bis 345 qm großen
Gärten, höchst vernünftiger Weise, in dem Siedelungs-
plan einen äußerst wichtigen Platz ein: Man bedenke
ihren in tiefstem Sinn kulturschaff enden Wert, ihre
volkserzieherische Wichtigkeit für das heutige Industrie-
geschlecht, da es bekanntlich keinen fleißigeren, viel-
seitigeren und für das Allgemeinwohl nützlicheren
1) Siehe Hoeber a. a. O. S. 203, Abb. 239 und 240.
Arbeiter gibt, als gerade den Kleingärtner. »Wer
kann sagen«, so schreibt Leberecht Migge1), »welche
tief einschneidenden Wirkungen die dauernde Be-
rührung mit dem Boden, dem man durch Generationen
entfremdet war, auf den modernen Arbeiter ausüben
mag? Wer kann sagen, welche Perspektiven das er-
schließt? Es geht da ein Prozeß vor von so tief ein-
greifender sozialer und schließlich nationaler Bedeutung,
daß wir heute seine möglichen segensreichen Wir-
kungen kaum schon übersehen können. Den zukünf-
tigen Geschlechtern wird es vorbehalten bleiben, die
Bedeutung des vielseitigen Vorgangs ganz zu erleben,
den wir heute mit dem Wort »Kleingärten« kurz
umschreiben.« —
Die äußere Form der in braunrotem Backstein
mit teilweisem Verputz und Schieferdeckung erbauten
Siedlungshäuser ordnet sich natürlich ganz der be-
schriebenen stadtbaulichen Anordnung unter: Der
straffen Straßenführung entsprechend sind die Mehr-
zahl der Baublöcke mit ihrer Trauflinie längs der
Straßen geordnet. Ebenso wirken als durchlaufende
Wagrechten die farbige Material-Unterscheidung von
Backstein im Sockelgeschoß und heller Putzfläche im
Obergeschoß, und die friesartig angeordneten Fenster,
Türen und flachen Erkerbildungen nach Art der nieder-
deutschen »Ausluchten«. Wo ein Abstand zwischen
den Hausblöcken erscheint, wird er durch eine feste
Steinmauer horizontal überbrückt. — Als Gegensatz
zu diesem, eine Längsbewegung ausdrückenden Hori-
zontalismus treten Giebel- oder Walmfronten auf, ein-
zelne als pfeilerartiger Abschluß einer Straße oder in
häufiger Wiederholung als rhythmischer Wechsel in
der Straßenwand. Kunstgeschichtliche Vorbilder lassen
sich für beide Wandformen nennen, für den folge-
richtigen Horizontalismus die Barockstädte, für eine
senkrecht tendierte Aufreihung von Giebelhäusern alte
gotische Stadtbilder, wie etwa der »Sand« in Lüne-
burg oder die Fleete in Althamburg. —
Aus der Gleichmäßigkeit der gewöhnlichen Wohn-
bauten werden einzelne, stadtbaulich hervorragende
Stellen der Siedelung durch architektonische Plastik be-
sonders hervorgehoben: den Haupteingang an der Kö-
penicker Landstraße flankieren so zwei dreistöckige
schwere Würfel, von mächtigen Walmdächern gedeckt,
gegensätzlich vorbereitet durch zierliche Portalhäuschen;
den »Marktplatz« umziehen Stichbogenlauben, in der
Mitte unterbrochen durch die stark sprechende Fünf-
achsenfront des Versammlungshauses usw. — Das Ar-
chitektonische mildert und belebt mannigfaltiges Grün,
Bäume und die Mauern überwuchernde Schling-
pflanzen, die mit dem Rotbraun von Backstein und
Ziegel und der zarten Tönung der hellen Putzflächen
eine höchst malerische Stimmung erzielen. —
Das Verhältnis des Einzelhauses zum Stadtplan
stellt sich hiermit so dar, daß die für Behrens cha-
rakteristische Rechtwinkligkeit aus dem Grundriß in
den Aufriß sowohl in dem kubischen Häuserblock
projiziert erscheint, wie in dem ebenso kubischen Ein-
zelhaus. Aus diesem Grundsatz einer ästhetisch sich
1) In seinem sehr zu empfehlenden Buch: »Die
Gartenkultur des 20. Jahrhunderts«. S. 7 bis 12. Jena 1913.
117 —
zeigt ebenfalls ein ausgebautes Dachgeschoß, drei Zim-
mer, Küche, Bad, Klosett und Keller. Bei einer bebau-
ten Fläche von 37 qm beträgt sein Mietspreis Mk. 478.
— Typ 3 hat eine Oartengröße von 140 qm; er hat
wieder ein ausgebautes Dachgeschoß, drei Zimmer,
Küche, Bad Klosett und Keller. Bei einer bebauten
Fläche von 42 qm beträgt sein Mietspreis Mk. 634. —
Typ 4 hat eine Gartengröße von 160 qm, ist zwei-
geschossig, hat drei Zimmer, eine Kammer im Dach
Küche, Bad, zwei Klosetts, Keller und Bodenraum.
Bei einer bebauten Fläche von 48 qm beträgt die
Jahresmiete Mk. 725. — Diese vier Wohnungstypen
sind als Einfamilienhäuser für Industriearbeiter gedacht,
und zwar die beiden ersten für einfache Lohnarbeiter,
die beiden letzten für wirtschaftlich gehobene Arbeiter
Meister etwa oder Werkführer. Zum Vergleich seien
hier die Mietspreise der von Georg Metzendorf er-
richteten Kruppschen Siedelung »Margarethenhöhe«
genannt, welche freilich nur Häuser für gewöhnliche
Lohnarbeiter enthält: sie belaufen sich auf etwa 250
bis 550 Mk. — Die drei nun in der Größensteigerung
folgenden, auch mit reicherem Komfort versehenen
Haustypen sind für den städtischen Mittelstand be-
rechnet, etwa für Beamte, kleinere Kaufleute, Hand-
werker, Gewerbetreibende usw. Typ 5 hat so eine
Gartengröße von 180 qm, ist wieder zweigeschossig
und besitzt fünf Zimmer nebst Kammer im Dach,
Küche, Bad, zwei Klosetts, kleine Diele, Keller und
Bodenraum. Bei einer bebauten Fläche von 62 qm
beträgt der Mietspreis Mk. 908. — Typ 6 hat eine
Gartengröße von 244 qm, ist zweigeschossig, hat
vier Zimmer, Kammer und eine weitere Kammer im
Dach, Küche, Bad, zwei Klosetts, Diele, Keller und
Bodenraum. Bei einer bebauten Fläche von 72 qm
beträgt der Mietspreis Mk. 1192. — Der letzte Typ
Nr. 7 hat eine Gartengröße von 345 qm, er ist zum
Teil zweigeschossig, der andere Teil des Oberstocks
ist nur als ausgebautes Dachgeschoß geplant. Er ent-
hält fünf Zimmer und Kammer, eine Kammer im
Dach, ferner Küche, Bad, Klosett, eine große Diele,
Keller und Bodenraum. Bei einer bebauten Fläche
von 93 qm beläuft sich sein Mietspreis auf 1246 Mk.
Vergleicht man dies Bauprogramm mit typischen
Arbeiterwohnungs Grundrissen, wie sie z. B. auch
Behrens für die Merseburger Blancke-Werke entworfen
hat1), so fällt der mehr städtisch-bürgerliche Charak-
ter der Lichtenberger Wohnungen auf: vor allem trifft
man nicht jene typische Verschmelzung von Wohn-
stube und Küche zur »Wohnküche«. Bei dieser Schei-
dung konnte naturgemäß auch eine besondere Spül-
küche erspart bleiben. — Ebenso ist an keine beson-
dere Stallung für Kleinvieh gedacht.
Dagegen nehmen die 100 bis 345 qm großen
Gärten, höchst vernünftiger Weise, in dem Siedelungs-
plan einen äußerst wichtigen Platz ein: Man bedenke
ihren in tiefstem Sinn kulturschaff enden Wert, ihre
volkserzieherische Wichtigkeit für das heutige Industrie-
geschlecht, da es bekanntlich keinen fleißigeren, viel-
seitigeren und für das Allgemeinwohl nützlicheren
1) Siehe Hoeber a. a. O. S. 203, Abb. 239 und 240.
Arbeiter gibt, als gerade den Kleingärtner. »Wer
kann sagen«, so schreibt Leberecht Migge1), »welche
tief einschneidenden Wirkungen die dauernde Be-
rührung mit dem Boden, dem man durch Generationen
entfremdet war, auf den modernen Arbeiter ausüben
mag? Wer kann sagen, welche Perspektiven das er-
schließt? Es geht da ein Prozeß vor von so tief ein-
greifender sozialer und schließlich nationaler Bedeutung,
daß wir heute seine möglichen segensreichen Wir-
kungen kaum schon übersehen können. Den zukünf-
tigen Geschlechtern wird es vorbehalten bleiben, die
Bedeutung des vielseitigen Vorgangs ganz zu erleben,
den wir heute mit dem Wort »Kleingärten« kurz
umschreiben.« —
Die äußere Form der in braunrotem Backstein
mit teilweisem Verputz und Schieferdeckung erbauten
Siedlungshäuser ordnet sich natürlich ganz der be-
schriebenen stadtbaulichen Anordnung unter: Der
straffen Straßenführung entsprechend sind die Mehr-
zahl der Baublöcke mit ihrer Trauflinie längs der
Straßen geordnet. Ebenso wirken als durchlaufende
Wagrechten die farbige Material-Unterscheidung von
Backstein im Sockelgeschoß und heller Putzfläche im
Obergeschoß, und die friesartig angeordneten Fenster,
Türen und flachen Erkerbildungen nach Art der nieder-
deutschen »Ausluchten«. Wo ein Abstand zwischen
den Hausblöcken erscheint, wird er durch eine feste
Steinmauer horizontal überbrückt. — Als Gegensatz
zu diesem, eine Längsbewegung ausdrückenden Hori-
zontalismus treten Giebel- oder Walmfronten auf, ein-
zelne als pfeilerartiger Abschluß einer Straße oder in
häufiger Wiederholung als rhythmischer Wechsel in
der Straßenwand. Kunstgeschichtliche Vorbilder lassen
sich für beide Wandformen nennen, für den folge-
richtigen Horizontalismus die Barockstädte, für eine
senkrecht tendierte Aufreihung von Giebelhäusern alte
gotische Stadtbilder, wie etwa der »Sand« in Lüne-
burg oder die Fleete in Althamburg. —
Aus der Gleichmäßigkeit der gewöhnlichen Wohn-
bauten werden einzelne, stadtbaulich hervorragende
Stellen der Siedelung durch architektonische Plastik be-
sonders hervorgehoben: den Haupteingang an der Kö-
penicker Landstraße flankieren so zwei dreistöckige
schwere Würfel, von mächtigen Walmdächern gedeckt,
gegensätzlich vorbereitet durch zierliche Portalhäuschen;
den »Marktplatz« umziehen Stichbogenlauben, in der
Mitte unterbrochen durch die stark sprechende Fünf-
achsenfront des Versammlungshauses usw. — Das Ar-
chitektonische mildert und belebt mannigfaltiges Grün,
Bäume und die Mauern überwuchernde Schling-
pflanzen, die mit dem Rotbraun von Backstein und
Ziegel und der zarten Tönung der hellen Putzflächen
eine höchst malerische Stimmung erzielen. —
Das Verhältnis des Einzelhauses zum Stadtplan
stellt sich hiermit so dar, daß die für Behrens cha-
rakteristische Rechtwinkligkeit aus dem Grundriß in
den Aufriß sowohl in dem kubischen Häuserblock
projiziert erscheint, wie in dem ebenso kubischen Ein-
zelhaus. Aus diesem Grundsatz einer ästhetisch sich
1) In seinem sehr zu empfehlenden Buch: »Die
Gartenkultur des 20. Jahrhunderts«. S. 7 bis 12. Jena 1913.
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