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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

DOI Artikel:
Pelka, Otto: Beiträge zur Geschichte der Bernsteinkunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0153

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Abb. 3. Schachspiel von Michael Redlin

1) Vgl. B.v.Köhne: Berlin,
Moskau, St. Petersburg 1649
—1763. (Schriften desVereins
für die Geschichte der Stadt
Berlin, H. 20.) 1882, S. 9 ff.

2) Sie befinden sich eben-
so wie die folgenden Akten-
auszüge im Kgl. Geheimen
Staatsarchiv in Berlin in den
»Akten betr. Sendung des

..WS ■ -*'

Grund stilistischer Verwandtschaftskennzeichen, soweit
bezeichnete Arbeiten nicht vorliegen, gewisse Zu-
sammenhänge anzudeuten.

I. SKIZZEN ZU DREI BERNSTEINWERKEN
VON MICHAEL REDLIN IN DANZIG

Unter der Regierung des Großen Kurfürsten wurde
es Sitte, durch die an den russischen Hof reisenden Ge-
sandten auch Bernsteinkunstwerke den Zaren über-
reichen zu lassen. Die erste derartige Nachricht ist aus
dem Jahre 1649 erhalten.1) Die regen Beziehungen
zu Moskau, die Friedrich
Wilhelm pflegte, gaben
den Anlaß zu wiederholten
Gesandtschaftsreisen, auf
denen ständig Bernstein-
geschenke mitgenommen
wurden, die sich zum
größten Teile noch in der
Rüstkammer im Kreml und
in anderen kaiserlichen
Sammlungen haben nach-
weisen lassen.

Eine Besonderheit inner-
halb der Bernsteinkunst
bilden die hier zum ersten
Male veröffentlichten »Ab-
risse« 2) von den Ge-
schenken, die der kurfürst-
liche Rat Johann Reyer den
Zaren Johann und Peter
Alexejewitsch im Auftrage
des Kurfürsten Friedrichlll.

im Jahre 1688 überbrachte. Sie bilden eine Besonderheit
insofern, als es die meines Wissens einzigen erhaltenen
Handzeichnungen dieser Art sind.

Ihr Verfertiger war der Bernsteindreher Michael Redlin
aus Danzig, der auffallenderweise in den dortigen Zunft-
akten nicht erwähnt wird. Es waren eine Kassette, ein
Schachbrett mit dazugehörigen Figuren und ein
Kronleuchter.

Die Beschreibung lautet:

»Nr. 1. Ein Cabinet nach Architekturischer Kunst
von chosirten, raren und größesten Theils komstfarbigen

midtbuntenMassivenBern-
stein woll proportionirlich
gemachet. Auff den klaren

geschliffenen Taffel-
Stücken sind Landschaften
und Historien sehr künstl.
u. subtil geschliffen und
gerissen, zwischen den-
selben sind geschnitzte
Bilder, bluhme, Laubwerk
von weißem Börnstein und
von Elfenbein wie die Face
in dem Abriß sub lit. A an-
gedeutet ist, so sind alle
4 Seiten (welche mehren-
theils von breite und Arbeit
einander gleich) an diesem
Cab. beschaffen. Ist zwey-
mal aufzuschlagen, weil
2 Kästchen übereinander
sind. Unten zu den Füßen
sind acht Schaublädchen,
an jeder Seite zwey. Die
Proportion und übriges
ist im besagten Abriß
sub lit. A etlichermaßen
angedeutet (Abb. 1).

Abb. 4. Schachbrett von (Innenseite) Michael Redlin

Rats Johann Reyer an die
Zaren Johann und Peter
Alexejewitsch 1688 Mai —
1689 Mai« Rep. XI. Rußland
10 A).

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