Ignatius Taschner
Kacheln am Ofen im Wohnzimmer
Der Auslug aus den Fenstern in den Garten und
in die freie Natur bietet köstliche Bilder dar. Von
der dem Hauseingange vorgelagerten Loggia schweift
der Blick über die Ebene hin bis zu der blauschimmern-
den Kette der fernen Berge am Horizont. In der
Nähe erfrischt sich das Auge an den baumbestandenen
Flußufern der Amper, die in vielfachen Windungen
sich durchs Moor schlängelt. Wenn von den Weiden
her über die hölzerne Brücke am Abend das Vieh
heimwärts zieht, glaubt man die schönsten Nieder-
länder vor sich zu haben. Begreiflich daß der Künstler
einem Bekannten, der ihn fragte, warum er so wenig
gemalte Bilder an den Wänden hängen habe, sagte:
»Was brauche ich solche in Öl an den Wänden, ich
hab' ja die schönsten fortwährend im Fenster.«
Dieses wohlgeordnete Leben im Hause und dieser
Frieden in der umgebenden Natur, den der Künstler
am eindringlichsten oft an stillen Sonntagsmorgen und
beim Ave-Läuten am Abend empfand, mußte wohltätig
auf sein ganzes Schaffen einwirken. Wie sich in seinen
schönsten und reifsten Werken, in den wundervollen
Märchenbildern ein köstlich naiver, naturfrischer Geist
in seinem reifsten Kunstwollen spiegelt, so spiegelt
sich auch der Geist eines vollkommen ausgeglichenen
harmonischen Menschenlebens, ein Geist des Friedens
und der Liebe in diesem Heimwesen, das ein Künstler
sich zur Ruhe und Erholung wie zu stillem, bedäch-
tigem Schaffen gegründet und gebaut hat. Hier wollte
er nur sich selbst genugtun und befreit von allen
Mußarbeiten ganz sich selbst und seiner Kunst leben.
Dieses stille Leben des Alltags war erfüllt vom
Geisterhauche ursprünglichen Künstlertums, erfüllt von
der Weihe und Kraft schlichter Schönheit, die im
Hergebrachten, im Volke, seinen Sitten und Gebräuchen
wurzelte. Es war mehr als ein dekorativer Gedanke,
daß im Hausgange eine ganze Galerie von Wenning-
Ignatius Taschner
Kacheln aus dem Ofen im Wohnzimmer
151 —
Kacheln am Ofen im Wohnzimmer
Der Auslug aus den Fenstern in den Garten und
in die freie Natur bietet köstliche Bilder dar. Von
der dem Hauseingange vorgelagerten Loggia schweift
der Blick über die Ebene hin bis zu der blauschimmern-
den Kette der fernen Berge am Horizont. In der
Nähe erfrischt sich das Auge an den baumbestandenen
Flußufern der Amper, die in vielfachen Windungen
sich durchs Moor schlängelt. Wenn von den Weiden
her über die hölzerne Brücke am Abend das Vieh
heimwärts zieht, glaubt man die schönsten Nieder-
länder vor sich zu haben. Begreiflich daß der Künstler
einem Bekannten, der ihn fragte, warum er so wenig
gemalte Bilder an den Wänden hängen habe, sagte:
»Was brauche ich solche in Öl an den Wänden, ich
hab' ja die schönsten fortwährend im Fenster.«
Dieses wohlgeordnete Leben im Hause und dieser
Frieden in der umgebenden Natur, den der Künstler
am eindringlichsten oft an stillen Sonntagsmorgen und
beim Ave-Läuten am Abend empfand, mußte wohltätig
auf sein ganzes Schaffen einwirken. Wie sich in seinen
schönsten und reifsten Werken, in den wundervollen
Märchenbildern ein köstlich naiver, naturfrischer Geist
in seinem reifsten Kunstwollen spiegelt, so spiegelt
sich auch der Geist eines vollkommen ausgeglichenen
harmonischen Menschenlebens, ein Geist des Friedens
und der Liebe in diesem Heimwesen, das ein Künstler
sich zur Ruhe und Erholung wie zu stillem, bedäch-
tigem Schaffen gegründet und gebaut hat. Hier wollte
er nur sich selbst genugtun und befreit von allen
Mußarbeiten ganz sich selbst und seiner Kunst leben.
Dieses stille Leben des Alltags war erfüllt vom
Geisterhauche ursprünglichen Künstlertums, erfüllt von
der Weihe und Kraft schlichter Schönheit, die im
Hergebrachten, im Volke, seinen Sitten und Gebräuchen
wurzelte. Es war mehr als ein dekorativer Gedanke,
daß im Hausgange eine ganze Galerie von Wenning-
Ignatius Taschner
Kacheln aus dem Ofen im Wohnzimmer
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