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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Heilmeyer, Alexander: Ignatius Taschners Hauskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0186

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Stichen hing, auf denen all die in Altbayern merk-
würdigen Gebäude, Orte, Klöster und Schlösser abge-
bildet waren. Und ebenso bedeutsam war es, daß
es den Künstler immer wieder dazu drängte, etwas
für die Heimat zu tun, daß er das Dorfkirchlein von
Mitterndorf mit Rat und Tat betreute und für den
Markt Dachau einen Brunnen schuf. Bei längerem
Leben wäre er mit seinen Schöpfungen mehr und
mehr hineingewachsen ins Herz seiner Heimat und
seines Volkes. Seine Hauskunst ist für uns heute des-
halb so bedeutsam, weil sie nicht das ausgeklügelte
Produkt eines ästhetischen Programms angewandter
Kunst ist, sondern daß sie auf dem Boden natürlicher
Verhältnisse, aus einem ganzen vollen Menschenleben,
in dem sich noch ein Stück Volkstum rein erhalten
hat, erwachsen ist. Seine Kunst gründet sich ihrem
innersten Wesen nach auf all den sittlichen Mächten,
von denen auch der Verfasser der Briefe über die
ästhetische Erziehung des Menschengeschlechtes eine
Erfüllung seiner hohen Absichten erhoffte. Haus und
Familie als Keimzelle jeder organischen Gemeinschaft

sind die besten Hüter und Mehrer des Erbes unserer
Väter. Wirkt hier der lebendige Geist des Wahren,
Guten und Schönen, so ist es gut um unser Volk
und unsere Kunst bestellt. Von einer solchen Kunst-
gesinnung, wie sie vom Taschnerschen Hause ausgeht,
könnte unendlicher Segen aufs Land ausströmen. Viel
mehr als Schulen, Vereine und ästhetische Klubs kann
das Haus in der Erziehung zum Guten und Schönen
bewirken. Was hier den Kindern in stiller Betrachtung,
in Hören und Sehen eingeht, das befestigt sich zeit-
lebens in ihnen. In guten wie in schlimmen Zeiten
hat das Volk in seiner Hauskunst all die Schätze be-
wahrt, an denen es sich in Freud und Leid aufrichtete
und tröstete. Im deutschen Lied, in deutscher Spruch-
weißheit und im deutschen Hausbilderschatz lachten,
weinten und jubelten mit ihm seine Künstler, erzählten
ihm von seinen Märchen, seinen wunderholden Frauen
und Mädchen und reckenhaften Männern und Helden.
All das lebt und webt auch wiederum in der Bild-
und Hauskunst von Ignatius Taschner.

Ignatius Taschner
Wandschränkchen in der Wohnstube

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