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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0212

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anstaltete »Schweizer Mustermesse« ist, wie die »Ständige
Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie« aus
guter Quelle erfährt, von 854 Ausstellern beschickt worden.
Räumlich war sie kleiner als die Messe in Utrecht, trotz-
dem diese nur 686 Teilnehmer zählte. Die Ausstellung
gruppierte sich um zwei Mittelpunkte, deren größerer im
Kasino am Barfüßer-Platz in der Stadt lag und deren an-
derer sich beim alten Badischen Bahnhof am Riehenring
befand. Im Kasino selbst war hauptsächlich die Gewebe-,
Leder-, Glas- und Papier-Industrie untergebracht; auch Uhren,
Bijouterien, Armaturen usw. befanden sich dort. Der Kasino-
Ausstellung gliederten sich zwei in der Nähe gelegene
Turnhallen an,' [deren eine besonders die Elektrotechnik
und deren andere die Spielwaren und Sportartikel enthielt.
Eine dritte Turnhalle, welche die Maschinen aufgenommen
hatte, war etwas abgelegen und konnte nur nach dem
Durchschreiten einiger Nebenstraßen erreicht werden, was
ihrem Besuche Abbruch tat.

In der eigens erbauten Halle am Riehenring waren
Nahrungsmittel, Baumaterialien, Präzisionsapparate, Möbel,
Büro-Ausstattungen, Verkehrswesen usw. ausgestellt. Die
allgemeine Unterbringung der Teilnehmer war recht zweck-
mäßig; insbesondere erwies es sich als praktisch, daß die
Firmenschilder für die einzelnen Gruppen immer eine be-
stimmte hellere Grundfarbe und darauf andersfarbige Buch-
staben aufwiesen, so z. B. weiße Schilder mit schwarzen
Buchstaben, gelbe Schilder mit],blauen Buchstaben usw.
Es ließ sich deshalb leicht überblicken, wieweit eine jede
Gruppe reichte.

Besonders geschmackvoll waren die jSammel-Austel-
lungen der Baseler Seidenbandfabriken im Kasino des Ver-
bandes Schweizerischer Spezialfabriken der Elektrotechnik
in der Turnhalle beim Theater. Die Gewebe-Industrie,
die Baumaterialien, und zwar besonders Dachbedeckungen
und Fußbodenbeläge, waren gut vertreten, ebenso die Uhren-
Industrie und die Präzisionsmechanik. Ganz auffällig hat
sich in den Kriegsjahren durch umfangreiche Ausnützung
der Heimarbeit 'die Erzeugung hölzerner Spielwaren ent-
wickelt, hauptsächlich in Flachtieren und-figuren; Sportartikel
und Glas waren schwach vertreten. Ein einziges Auto,
ein Motorfahrrad, sowieTein Stand mit Fahrrädern stellten
das ganze schweizerische Gewerbe auf diesem Gebiete
dar. Auch die Maschinen-Ausstellung war nicht bedeutend;
sie beschränkte sich im großen und ganzen auf kleinere
Werkzeugsmaschinen, wie Drehbänke und Bohrmaschinen.
Landwirtschaftliche Maschinen waren nicht ausgestellt,
sondern nur kleinere Geräte,ywie Spaten, Rechen^usw.

Auf der Messe hörte man nur deutsch und französisch,
vereinzelt auch italienisch. Englisch, holländisch, dänisch,
schwedisch, russisch und spanisch wurde überhaupt nicht
gesprochen, woraus sich schließen läßt, daß kaum viel
Fremde die Messe besucht haben können. Der Andrang
der Schweizer war dagegen ungewöhnlich stark. Die Messe-
leitung hatte bekanntgegeben, daß der Besuch der einzelnen
Ausstellungshallen von 9—2 Uhr nur für Käufer mit beson-
deren Messkarten offen sein sollte. Aber auch vormittags
fand man mit der gewöhnlichen Tageskarte für 1 Fr. Ein-
tritt in die Hallen, so daß schon zu dieser Zeit eine so
große Besuchermenge durch die Gänge flutete, daß der
Abschluß von Käufen wesentlich erschwert wurde. Wie-
viel im ganzen verkauft worden ist, wird noch festgestellt;
jedenfalls ist der Verkauf nach dem Auslande nicht be-
sonders groß gewesen. Wie die Utrechter Messe für Hol-
land, so kann auch die Baseler Messe für die Schweiz
einige Bedeutung erlangen; es ist aber völlig ausgeschlossen,
daß die eine oder die andere der Leipziger Messe einen
ernsten Wettbewerb bereiten wird.

Das amtliche Verzeichnis der Teilnehmer sowie der
Führer durch die Messe und die Drucksachen der größeren
Aussteller, wie Ankündigungen, Mitteilungen usw. können
in den Geschäftsräumen der Ständigen Ausstellungskom-
mission (Berlin NW., Herwarthstraße 3 a) eingesehen werden.

Lyoner Messe, 18.—31. März 1917. Die »Stän-
dige Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie«
gibt auf Grund ihr von zuverlässiger Seite gewordenen
Nachrichten das folgende bekannt: Die Messe in [Lyon
wurde, nachdem sie um 14 Tage verschoben worden war,
am 18. März eröffnet, machte aber an diesem Tage einen
noch durchaus unf ertigenEindruck. DieBeteiligung war infolge
der großen Propaganda im In- und Auslande gegenüber
der vorjährigen ungefähr um das Doppelte gestiegen.
Neben einheimischen Firmen waren auch Ausländer ver-
treten, darunter Schweizer, Italiener, Engländer, Holländer,
Spanier, Amerikaner und vereinzelt Portugiesen, Russen,
Schweden, Belgier, Mexikaner, Japaner und Chinesen. Im
ganzen hatten sich nach der amtlichen Liste 2700 Aus-
steller beteiligt. Gut vertreten waren Bauartikel, Textil-
und Metallwaren, Lederarbeiten und Galanteriewaren, Auto-
mobile, von denen man verschiedene Modelle sah. Spiel-
und Papierwaren, Nahrungsmittel und keramische Artikel
waren ebenfalls recht gut ausgestellt. In landwirtschaft-
lichen Maschinen hatte sich Amerika beteiligt. Buchbinderei,
Photographie und Sport waren besser beschickt als im
Vorjahre. Viele bedeutende französische Fabriken waren
nicht vertreten, wohl weil sie Lyon den alleinigen Ruf
einer Messestadt nicht gönnen, wollen doch auch Paris und
Bordeaux noch ihre eigenen Messen abhalten. Immerhin
ließ die diesjährige Messe Fortschritte gegen das Vorjahr
erkennen. Aus den Versuchen des Auslandes, unsere Leip-
ziger Messe nachzuahmen, geht deutlich hervor, welche
große Bedeutung man diesem deutschen Unternehmen
beimißt. Die Lyoner Messe wird der Leipziger aber
keinen dauernden Wettbewerb bereiten, sie wird höchst-
wahrscheinlich an der Eifersucht der anderen französi-
schen Städte scheitern. (In den bei der »Ständigen Aus-
stellungskommission« einzusehenden Ausstellungsbestim-
mungen hieß es wörtlich: Aus Haß gegen die Deutschen
— par haine pour les Allemands —, deren alles Maß
überschreitender Ehrgeiz die einzige Ursache des Krieges
gewesen ist, und aus Sympathie für Frankreich, das sich
immer so friedlich gezeigt hat — s'est montree toujours
si pacifique —, dessen Mut, Eifer und Beharrlichkeit, die
Sache des Rechts zu verteidigen, von allen Völkern be-
wundert wird, hat es nicht zweifelhaft geschienen, daß die
überwiegende Mehrheit der ehemaligen Besucher von
Leipzig Lyon den Vorzug geben würde. Die abgeschlos-
senen Geschäfte der Messe von 1916 sollen sich angeblich
auf 52 Millionen Francs belaufen haben. Durch die Presse,
durch Rundschreiben in sechs Sprachen, die durch die
französischen Handelsagenten und Handelskammern im
Auslande in weitestem Umfange verteilt wurden, sollten
die Käufer, die früher nach Leipzig kamen, nach Lyon ge-
lockt werden.) Das amtliche Verzeichnis der Aussteller
steht Interessenten an der Geschäftsstelle der Kommission,
Berlin NW., Herwarthstraße 3 a, zur Einsichtnahme zur
Verfügung.

Der Städtebau bei der Ausbildung und der Staats-
prüfung für das Hochbaufach. Das Zentralblatt für
Bauverwaltung gibt folgendes bekannt: In Anbetracht der
großen Bedeutung, die städtebauliche Fragen, namentlich
im Hinblick auf die wirtschaftlich und gesundheitlich zweck-
mäßige Regelung des Wohnungswesens schon jetzt besitzen

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