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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0213

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und voraussichtlich immer mehr gewinnen .werden, hat der
Minister der öffentlichen Arbeiten das Königliche Technische
Oberprüfungsamt ersucht, bei der Staatsprüfung — zunächst
in der Richtung des Hochbaufaches — besonders darauf
zu achten, daß die Regierungsbauführer diejenigen Kennt-
nisse der künstlerischen, technischen und wirtschaftlichen
Grundsätze des Städtebaues nachweisen, die namentlich von
den Anwärtern auf staatliche und städtische Baubeamten-
stellen erfordert werden müssen. Demgemäß sollen für
die häuslichen Probearbeiten die Aufgaben künftig so ge-
stellt werden, daß die Einfügung des zu planenden Bau-
werks in die gegebene oder neu zu entwerfende Umgebung
von Straßen, Plätzen, Baublöcken usw. einen wesentlichen
Bestandteil der Lösung ausmacht. Sofern die Aufgabe ein
Bauwerk in freier, landschaftlicher Lage fordert oder
sonst zur Darlegung städtebaulichen Könnens nicht genü-
gend Gelegenheit bietet,' ist stets eine der unter Aufsicht
zu bearbeitenden Aufgaben dem Gebiete des Städtebaues
zu entnehmen. Auch abgesehen von diesen Fällen soll
eine stärkere Berücksichtigung des Städtebaues bei den
unter Aufsicht zu fertigenden Entwurfarbeiten erfolgen.

In der mündlichen Prüfung, die sich nach den bestehen-
den Vorschriften schon jetzt auch auf städtebauliche Fragen
erstrecken soll, ist diesem Teil der Prüfung eine besondere
Prüfungszeit zu widmen, in welcher der zu Prüfende seine
Vertrautheit mit* denj künstlerischen, technischen und
wirtschaftlichen Grundsätzen des Städtebaues darzutun hat.
Das Ergebnis dieses Teiles der Prüfung ist besonders er-
sichtlich zu machen.

Den in die Ausbildung bereits eingetretenen und noch
eintretenden Regierungsbauführern wird von den Regierungs-
präsidenten nahegelegt werden, daß sie die auf der Hoch-
schule bereits erworbenen Kenntnisse auf diesem Gebiete
pflegen und erweitern, zu welchem Zwecke auch bestimmt
wird, daß eine der beiden häuslichen Arbeiten, welche die
Regierungsbauführer während ihrer( Ausbildungszeit an-
zufertigen haben, künftig stets dem Gebiet des Städtebaues
entnommen werden soll. Zur Ausfüllung etwaiger Lücken
in den hierzu erforderlichen Kenntnissen und zur Erweite-
rung des Gesichtskreises auf diesem Gebiet ist in Aus-
sicht genommen, den Regierungsbauführern während der
in ihre Ausbildungszeit fallenden Wintermonate durch Ver-
anstaltung geeigneter Vorträge am Sitze der zur Ausbildung
von Regierungsbauführern im zweiten Abschnitt zugelas-
senen Regierungen Gelegenheit zur Erwerbung von Kennt-
nissen wie im Verwaltungsfache, so auch auf dem Gebiete
des Städtebaues zu geben.

Kriegergräber im Felde und daheim. Herausge-
geben im Einvernehmen mit der Heeresverwaltung. (Mün-
chen, Verlag von F. Bruckmann A.-G.). Preis geb. 4 M.
— Den Ruhestätten der Helden, die für uns ihr blühendes
Leben eingesetzt haben, gilt unser aller Sehnsucht und Sorgen.
Wir fragen bang, ob die Gestalt der tausend und abertausend
Gräber in West, Ost, Süd und daheim der Toten und der
Lebenden würdig werde, ein bleibendes Ehrenmal der ge-
waltigen Zeit. Unser unauslöschlicher Dank, das fühlen
wir alle, darf nur in edelsten, reifen Formen Ausdruck finden.
Um solchen Ausdruck sind im Verein mit unseren besten
Künstlern und erfahrenen Kunstfreunden die amtlich beru-
fenen Stellen des Heeres und der Kunstverwaltung ernstlich
bemüht. Es ist auf Anregung des Deutschen Werkbundes
gelungen, aus ganz Deutschland eine Reihe namhafter Per-
sönlichkeiten und Behörden zu einer gemeinsamen Veröffent-
lichung zu verbünden. Die Heeresverwaltung, die Kultus-
ministerien der größeren Bundesstaaten und die staatlichen
Beratungsstellen für Kriegerehrung haben in Gemeinschaft
mit dem Deutschen Werkbund, dem Deutschen Bund

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Heimatschutz und dem Freien Bund zur Einbürgerung
der bildenden Kunst (Städtische Kunsthalle) in Mannheim
Künstler und Sachverständige dafür gewonnen, durch Bild
und Wort die große Aufgabe nach allen ihren Seiten hin
knapp, aber eindringlich klarzustellen. Aufsätze verschie-
dener Verfasser behandeln: die Anlage und Ausgestaltung
der Gräber im Felde, den Friedhof in der Heimat, die Grab-
zeichen, den Pflanzenschmuck, den Anteil der Kirche an
der Kriegerehrung, die Sinnbilder, die Gedenktafeln und
Gedächtnisstätten, die Denkmalsfrage, die Fürsorge der
Heeresverwaltung und der staatlichen Beratungsstellen,
die Anregungen aus alter Zeit. An den Beiträgen sind
beteiligt: die Architekten G. Bestelmeyer, Theodor Fischer,
Wilhelm Keller, Edmund May, Bruno Paul und Franz Seeck,
Bildhauer Ulfert Janssen, Pastor Walther Hoffmann, Garten-
direktor Heicke, Dr.-Ing. Lindner, Dr. W. F. Storck, Dr.
G. F. Hartlaub und Dr. Peter Jessen, der die Schriftleitung
übernommen hat. Die Bilder, über zweihundert an der
Zahl, bringen Aufnahmen aus dem Felde, Vorschläge der
in die östlichen Kampfgebiete entsendeten Künstlergruppen,
Friedhöfe, Grabzeichen aus Holz, Eisen und Stein, Fried-
hof smale, Gedenktafeln, Vorbilder aus alter Zeit. Alle
Mitarbeiter haben sich freiwillig in den Dienst der Sache
gestellt. Durch die Hilfe der Behörden und eine ansehn-
liche Spende von Freunden des Deutschen Werkbundes
kann das Werk zu wohlfeilem Preise in weiteste Kreise
dringen, zu den militärischen Stellen in den Kampf- und
Besatzungsgebieten, zu den kirchlichen und bürgerlichen
Friedhofsverwaltungen in der Heimat und zu den vielen
Trauernden, die für ein Grabzeichen Anregung und Rich-
tung suchen. — Das Werk erscheint zugleich als Jahrbuch
des Deutschen Werkbundes für 1916/17.

Augsburg. Preisausschreiben zur Erlangung von Ent-
würfen für einfache Möbel. Die Gewerbeanstalt Augsburg,
Zweigstelle der Bayerischen Landesgewerbeanstalt in Nürn-
berg, erläßt ein auf das Königreich Bayern beschränktes
Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen für eine
Wohnküche, ein Wohn- und ein Schlafzimmer, wobei
folgende Preise zur Verteilung kommen. Gruppe 1: Wohn-
küche. 1. Preis 150 M., II. Preis 100 M., III. Preis 50 M.
Gruppe 2: Wohn- oder Schlafzimmer. I. Preis 150 M.,
II. Preis 100 M., III. Preis 50 M. Die näheren Bestim-
mungen können von der Gewerbeanstalt Augsburg, Peutin-
straße 119, portofrei bezogen werden. Als letzter Ein-
lieferungstermin ist der 30. Juni 1917 abends 6 Uhr fest-
gelegt.

Berlin. Die Gründung des Kunstgewerbemuseums.
Eine Erinnerung an Rudolf Delbrück bringt die Vossische
Zeitung. »Es ist nicht allgemein bekannt, daß Rudolf
Delbrück, dessen politisches Wirken anläßlich seines hun-
dertsten Geburtstages in der »Voss. Ztg.« bereits gewürdigt
wurde, der geistige Vater des Berliner Kunstgerbemuseums
gewesen ist. Wiederholt hatte die Kronprinzessin Viktoria
über die Mangelhaftigkeit der kunstgewerblichen Leistungen
Berlins geklagt und ihm die Notwendigkeit ans Herz ge-
legt, für die Entwicklung des Kunstgewerbes etwas zu tun.
Es war der lebhafteste Wunsch der Kronprinzessin, daß
eine Sammlung mustergültiger Erzeugnisse des älteren und
neueren Kunstgewerbes, in der Art etwa des Londoner
South Kensington Museums, verbunden mit einer Zeichen-
schule und volkstümlichen Vorträgen, auch in Berlin ge-
schaffen würde. Dies lag ganz im Sinne Delbrücks, und
als die Kronprinzessin ihn eines Abends im Winter 1866/1867
zu sich entbieten ließ, um sein persönliches Eintreten für
ihren Plan zu erwirken, stimmte er freudig zu. Die Aus-

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