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Lehrs, Max [Editor]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0293
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MICHEL WAGNER

Die drei kleinen Ornamentstiche, von denen Passavant nur das
Londoner Blättchen Nr. 1 bei den Anonymen beschrieb und von
denen Nr. 3 die Schrift und Datierung im Spiegelsinne zeigen, rühren
offenbar, wie ihre Zusammenstellung auf Taf. 237 zeigt, von der Hand
eines gemeinsamen Künstlers her. Man erfährt von ihm nur, daß er
Michel Wagner hieß und als redendes Wappen ein Wagenrad führte,
das sich als Zimier auf dem Helm wiederholt. Diese volle Bezeich-
nung ßndet sich aber nur einmal in Begleitung der Jahreszahl 1487
auf dem kleinsten der drei Blätter Nr. 1 in London. Die beiden
anderen in Dresden sind unbezeichnet und das dritte Nr. 3 ist von
1491 datiert.
Es handelt sich bei Michel Wagner wahrscheinlich um einen süd-
deutschen, aber nicht näher zu lokalisierenden Goldschmied, der
solche Empfehlungsblättchen als Vorlagen für zünftige Arbeiter aus
seiner Werkstatt gehen ließ. Sie sollten auf gefällige Weise Motive für
Ätzungen, für die Füllungen der Gold- und Waffenschmiede, für
Wappen, die man beliebig durch andere ersetzen konnte, Muster-
alphabete oder Schriftproben bieten. Im XVI. Jahrhundert sind analoge
Fälle zur Genüge bekannt, wo Holzschneider und Kupferstecher
Musterornamente herausgaben, um ihre Kunst zu zeigen. Das berühm-
teste Beispiel dafür ist wohl Hans Holbeins kleines Alphabet des
Todes.
 
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