Das Mittelalter. Gotisches Gerät 57
ansatz. Der Ausgufs ist als ein Adlerhals von grofser Schön-
heit gebildet. Der ganz glatt gehaltene Henkel erinnert wieder
an das ursprüngliche Gebrauchsgerät, ebenso der Griff des
Schraubendeckels, an welchem derartige Kannen zugleich ge-
tragen wurden.
Seltene Naturalien in Verbindung mit Silberarbeit
sind uns aus dem Mittelalter nur vereinzelt erhalten [die
Reliquiare aus Straufseneiern S. 45]. Ein Straufsenei als Pilger-
flasche, XV Jahrhundert, in der Schatzkammer von München.
Eine Jaspisschale als Pokal gefafst von 1472 im Schatz von
Lüneburg. Häufig, besonders in England, die Becher aus
Maserholz von eigentümlicher, kübelartiger Form, auch als
Doppelbecher. Porzellane werden in allen Schatzverzeich-
nissen erwähnt, sind aber in mittelalterlicher Fassung überaus
selten. Zwei persische, mit Schmelzfarben gemalte Gläser in
gotischer Fassung im Grünen Gewölbe zu Dresden.
Aufserhalb Deutschlands gehören gotische Geräte für
weltliche Zwecke zu den grössten Seltenheiten. Ueber
französische Arbeiten haben wir weitgehende literarische
Nachrichten, so das Nachlafsinventar von Charles V 1379
und seinem Bruder Anjou 1360 mit der Aufzählung alles erdenk-
lichen Hausgerätes aus Silber und Gold. In England haben
sich einzelne, aber wenige Stücke in den Korporationen er-
halten, darunter einige Salzgefäfse in Gestalt kleiner Türme,
die seltenen Zeugen eines Gerätes, das im Mittelalter den
Hauptschmuck der Tafel bildete, und für welches phantastische
Formen, auch Tiergestalten, Schiffe u. s. w., sehr beliebt
waren. Das Merkwürdigste von englischer [?] Arbeit ein
goldener Becher mit Figuren von durchsichtigem Schmelz
über Relief, früher in der Sammlung Pichon zu Paris, jetzt
im British Museum.
Einzelne Geräte, von denen sich keine Beispiele aus
gotischer Zeit erhalten haben, wie das Schiff, werden an
späterer Stelle zu erwähnen sein.
ansatz. Der Ausgufs ist als ein Adlerhals von grofser Schön-
heit gebildet. Der ganz glatt gehaltene Henkel erinnert wieder
an das ursprüngliche Gebrauchsgerät, ebenso der Griff des
Schraubendeckels, an welchem derartige Kannen zugleich ge-
tragen wurden.
Seltene Naturalien in Verbindung mit Silberarbeit
sind uns aus dem Mittelalter nur vereinzelt erhalten [die
Reliquiare aus Straufseneiern S. 45]. Ein Straufsenei als Pilger-
flasche, XV Jahrhundert, in der Schatzkammer von München.
Eine Jaspisschale als Pokal gefafst von 1472 im Schatz von
Lüneburg. Häufig, besonders in England, die Becher aus
Maserholz von eigentümlicher, kübelartiger Form, auch als
Doppelbecher. Porzellane werden in allen Schatzverzeich-
nissen erwähnt, sind aber in mittelalterlicher Fassung überaus
selten. Zwei persische, mit Schmelzfarben gemalte Gläser in
gotischer Fassung im Grünen Gewölbe zu Dresden.
Aufserhalb Deutschlands gehören gotische Geräte für
weltliche Zwecke zu den grössten Seltenheiten. Ueber
französische Arbeiten haben wir weitgehende literarische
Nachrichten, so das Nachlafsinventar von Charles V 1379
und seinem Bruder Anjou 1360 mit der Aufzählung alles erdenk-
lichen Hausgerätes aus Silber und Gold. In England haben
sich einzelne, aber wenige Stücke in den Korporationen er-
halten, darunter einige Salzgefäfse in Gestalt kleiner Türme,
die seltenen Zeugen eines Gerätes, das im Mittelalter den
Hauptschmuck der Tafel bildete, und für welches phantastische
Formen, auch Tiergestalten, Schiffe u. s. w., sehr beliebt
waren. Das Merkwürdigste von englischer [?] Arbeit ein
goldener Becher mit Figuren von durchsichtigem Schmelz
über Relief, früher in der Sammlung Pichon zu Paris, jetzt
im British Museum.
Einzelne Geräte, von denen sich keine Beispiele aus
gotischer Zeit erhalten haben, wie das Schiff, werden an
späterer Stelle zu erwähnen sein.