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Mander, Carel van; Floerke, Hanns [Übers.]
Das Leben der niederländischen und deutschen Maler (Band 1) — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.7515#0048

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Das Leben der Brüder Jan und Hubert van Eyck 47

Hand gesehen, die sehr eigenartig und sorgfältig ausgeführt
waren. Johannes ist zu Brügge in vorgerücktem Alter ge-
storben und liegt dort in der St. Donatians-Kirche be-
graben/'5 Seine in lateinischen Versen abgefasste Grabschrift
ist dort an einer Säule befestigt und lautet folgendermassen:

Hic jacet eximia clarus virtute Joannes,

In quo picturae gratia mira fuit,
Spirantes formas, et humum florentibus herbis

Pinxit, et ad vivum quodlibet egit opus.
Quippe Uli Phidias et cedere debet Apelles:

Arte Uli inferior ac Policretus erat.
Crudeles igitur, Crudeles dicite Parcas,

Quae talem nobis eripuere virum.
Actum sit lachrymis incommutabile fatum,

Vivat ut in coelis jam deprecare Deum.

Das Grab des älteren Bruders befindet sich, wie schon er-
wähnt, zu Gent in der St. Johanniskirche. Sein in die Mauer
eingelassener Grabstein zeigt einen aus dem weissen Stein her-
ausgemeisselten Tod, der eine kupferne Platte mit folgender
aus altflämischen Versen bestehenden Grabschrift vor sich hält:

„Seht Euch in mir, die Ihr auf mich tretet. Ich war wie
Ihr, jetzt liege ich unten, begraben, tot, so wie ich hier er-
scheine. Mir half nicht Rat noch Kunst noch Medizin. Kunst,.
Ehre, Weisheit, Macht und grosser Reichtum sind ohne Wert,
wenn der Tod naht. Hubert van Eyck war ich genannt,
einstmals berühmt bin ich der Würmer Speise nun. Als.
Maler war ich sehr hoch geehrt, doch bald darauf aus Etwas
in Nichts verwandelt. Im Jahre des Herrn, dess seit gewiss,,
eintausend vierhundert sechsundzwanzig, am 18. des Monats
September geschah es, dass ich mit Schmerzen Gott meine
Seele gab. Bittet Gott für mich, Ihr, die Ihr die Kunst liebt,,
auf dass ich sein Antlitz erschaue und flieht die Sünde, kehrt
Euch zum Besten; denn schliesslich müsst Ihr mir doch nach-
folgen."
 
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